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Salz auf unserer Haut

Salz auf unserer Haut

Titel: Salz auf unserer Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benoite Groult
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SuperConstellation… totale Panik. Die hatten mehr Angst in dieser Maschine als beim schlimmsten Sturm auf ihrem Trawler! Und das Ergebnis: Bei der Ankunft waren sie voll wie die Strandhaubitzen, allesamt. Du hörst mir ja gar nicht mehr zu… Langweil' ich dich, hm?«
»Natürlich hör' ich dir zu. Voll wie die Strandhaubitzen, sagtest du gerade.«
»Ich weiß nicht, warum ich dir das alles erzähle… Dabei fällt mir ein, daß ich dir nie die Geschichte erzählt hab', wo…«
Während er redet, streichelt er sie vorsichtig, und auch sie flaniert auf den Wegen, die sie mag. Sie haben das Licht ausgemacht, um sich in Einklang zu fühlen. Sie sind auf Wache zusammen, an Deck eines Schiffes, das sich seine Route durch die finstere Nacht bahnt, Kurs Ende der Welt.
    Wenn man in Florida ist, hat man keine Chance, Disneyland zu entkommen. Alle Amerikaner, die sie getroffen haben, ermahnten sie nachdrücklich zum Besuch, und die, die es besichtigt hatten, strahlten vor Begeisterung. Und ausnahmsweise hatte Gauvain große Lust hinzufahren. Es war die einzige Sehenswürdigkeit auf amerikanischem Territorium, von der er gehört hatte. Und da sie sowieso über Miami fliegen mußten, beschlossen sie, ihren Badeaufenthalt zu verkürzen, um nicht nach Europa zurückzukehren, ohne die riesigen Sümpfe der Everglades und ein, zwei Museen gesehen zu haben, nicht zu vergessen die berühmten »Cloisters« des vom Heiligen Bernhard 1141 in Segovia erbauten Klosters, das von Randolph Hearst »Stein für Stein« nach Amerika transportiert worden war, wie man im Reisebüro zu vermelden wußte, als ob dieses Auseinandernehmen dem Bauwerk irgend etwas Unschätzbares hinzugefügt hätte.
    Derselbe tour operator hatte ihnen eingeschärft, mindestens sechsunddreißig Stunden in Walt Disneys Zauberwelt zu verbringen, und mit verdächtigem Diensteifer hatte er sich um alles gekümmert. Aber erst am Flughafen Miami, als sie eine Limousine bestiegen, die so groß war wie ein Pariser Appartement, vollklimatisiert, mit blau getönten Scheiben, sorgfältigst konstruiert, auf daß man von allem abgeschirmt ‒ von der Landschaft, vom Wind, von den Gerüchen, von der wahren Farbe des Himmels ‒ durch die Gegend fuhr, wurde George von Angst ergriffen. Da Gauvain kein Wort Englisch sprach, mußte sie die luftdichte Raumkapsel durch eine Welt des Alptraums steuern, wo keine Menschenseele am Straßenrand war, die man hätte nach dem Weg fragen können, durch das monströse Gewirr von gigantischen Hängebrücken, von überdimensional geschwungenen Auffahrten, wie sie nur ein Verrückter konstruieren kann, von achtspurigen Autobahnen, auf denen mit identischer Geschwindigkeit Tausende von gleichen Limousinen rollten, die ganz offensichtlich kein Ziel hatten und ihre fünfzig Meilen in der Stunde nur fuhren, um ihre Existenz zu rechtfertigen. Denn warum sollten sie auch von einer Stadt zur anderen fahren, wo diese Städte doch alle identisch waren, ob sie nun Tampa, Clearwater, Bonita Springs, Naples oder Vanderbilt Beach hießen? Jemand muß verrückt sein, dachte George, die sich von dem surrealistischen Ambiente vollkommen erdrückt fühlte: Entweder sind es die Bewohner all der europäischen Dörfer, die sich so einfältig um ihren Kirchturm scharen, mit ihrem Krämerladen und der Kneipe in einem, dem Schnapsbruder vom Dienst, dem Geruch nach frischem, warmem Brot auf der Straße vor der Bäckerei und dem alten Farbenhändler im grauen Kittel; oder aber es sind diese Mutanten hier, die endlos auf diesem monströsen Straßennetz aneinander vorbeifahren, das an Anlagen von elektrischen Spielzeugeisenbahnen erinnert, das gesäumt ist von Tausenden von Shopping-Centern, jedes für sich so groß wie der Tadsch Mahal, mit ihren Marmorbrunnen, ihren Glaswänden, ihren Kinos, in denen überall der gleiche Film gespielt wird, gefolgt von Wohngebieten, die aussehen, als seien sie gerade erst am Vorabend fertig geworden, so sauber und nackt wirken sie auf ihren Rasenflächen, die künstlicher aussehen als Teppichböden, anschließend Stadtzentren, wo dreißig Etagen hohe Mausoleen Tausende von pensionierten Paaren beherbergen, die unter luxuriösen Bedingungen auf den Tod warten; das Ganze umgeben von Einfamilienhäusern, deren Hauptschmuck der geteerte driveway ist, der zur Dreifachgarage direkt an der Fassade führt, wodurch es möglich ist, das Auto zu besteigen, ohne durch den Garten zu gehen; die Gärten übrigens sind nur die Abstraktion eines Gartens: Keine

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