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Salz auf unserer Haut

Salz auf unserer Haut

Titel: Salz auf unserer Haut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benoite Groult
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wann du willst, wo du willst, wie du willst…‹ Ich fürchte, man sieht es mir an. Ich bin überzeugt, daß man es mir ansieht.«
»Das mußt du eben auch aufschreiben. Manchmal kann ich gar nicht verstehen, wie du gerade mich weiterhin lieben kannst. Das muß man erklären, wie eine solche Geschichte passieren kann. Und du, du könntest das.«
»Eben nicht! Es gibt nichts Unmöglicheres zu erzählen als eine Liebesgeschichte. Und außerdem bin ich keine Romanschriftstellerin.«
»Du bist Historikerin, das ist das gleiche. Ich weiß nicht, warum, aber ich habe Lust, es in einem Buch geschrieben zu finden, unser Abenteuer, um ganz sicher zu sein, daß es auch wahr ist, daß ich das erlebt habe! Vielleicht weil ich es nie geschafft habe, irgend jemand ein Sterbenswörtchen darüber zu verraten.«
»Es stimmt schon, daß es einen erleichtert, wenn man drüber sprechen kann. Ich rede mit Frédérique darüber. Und mit François, den du auch kennst. Und Sydney weiß auch, daß es dich gibt.«
»Wenn es meine Frau erfahren würde, gäbe es ganz schön Zoff«, sagt Gauvain plötzlich finster. »Ich stehe vollkommen neben mir, wenn ich bei dir bin. Jedesmal, wenn ich wieder in meine Sandalen schlüpfe, die du nicht leiden kannst, ist es, als ginge ich nach Hause! Wenn mir einmal jemand gesagt hätte, daß ich so leben kann, ich hätte ihm nicht geglaubt. Nein, ganz gewiß nicht!«
»Komm, wir bestellen noch einen Drink, ja?«
George befürchtet, Gauvains Augen könnten sich mit Tränen füllen. Weinen ist für ihn absolut unzulässig, er wehrt sich dagegen mit aller Kraft.
»Inzwischen bin ich soweit, daß ich mir sage, ich tät' lieber krepieren, als dich nicht mehr sehen. Und sobald wir dann nicht mehr zusammen sind, denk' ich mir, ich spinne… das kann doch so nicht weitergehen.«
Schweigen. George fährt mit der Hand über Gauvains zu breite Handgelenke, die sie immer so anrühren. Die Berührung mit den Haaren dort ist wie ein winziger elektrischer Schlag.
»Ich hab' ein so wahnsinniges Verlangen nach dir, ob das denn nie aufhören wird?« sagt er fast leise. Sie schweigen einen Augenblick und genießen die Abenddämmerung, ihre Freiheit, den Luxus, den sie sich leisten. Noch sind die Worte keine Dolche, da sie ja die Nacht vor sich haben, und mehrere Tage und mehrere Nächte dazu: ein ganzer Ozean von Zärtlichkeit, aus dem sie Leben schöpfen werden. »Weißt du, welches die beste Möglichkeit wäre, damit es aufhört?« fragt George. Naiv zieht Gauvain die linke Augenbraue hoch. »Wenn wir zusammen leben würden, endgültig. Ich würde dir schnell auf die Nerven gehen, und du bekämst wahnsinnige Wutanfälle…«
»Das sagst du immer«, antwortet Gauvain ärgerlich. »Ich bin absolut sicher, daß ich dich mein ganzes Leben lang hätte lieben können. Sonst wär' ich dich schon lange losgeworden«, gesteht er, ohne zu lächeln.
»Glücklich bin ich nie, weißt du. Mit Marie-Josée bin ich nicht ehrlich. Daran kann ich mich nicht gewöhnen. Aber ich kann nichts machen. Wenn dran zu denken wäre, tät' ich mich scheiden lassen.«
George lächelt zärtlich. Im Konjunktiv sagt er so oft »ich tät'«. Aber ist es der richtige Augenblick, ihm zu erklären, daß »ich würde« korrekter wäre? Sie kann ihn nicht unentwegt wie einen dummen Schüler behandeln, es gibt so viele Einzelheiten, die ihr mißfallen. Sie kann es nicht leiden, wenn er vom Kaff, vom Zahnklempner, von seinen Moneten spricht, oder wenn er in die Falle geht oder vom Meer als dem großen Teich redet. Aber was hast du denn? fragt er. Er versteht nicht, was sie daran stört. Das ist ja gerade das Drama der Gesellschaftsschichten, der Vorurteile, der Kultur: Man kann es nicht erklären.
»Im übrigen könntest du mich nicht mehr ertragen«, fährt Gauvain mit sehr sanfter Stimme fort. »Ich weiß, daß ich weit unter deinem Niveau bin ‒ aber es ist komisch, das macht mir nix. Ich mag sogar, wenn du mich verbesserst. Schließlich ist das ja dein Beruf. Zum Beispiel hast du mir das Reisen beigebracht, du hast mir Sachen gezeigt, die ich nie bemerkt hätte, ich wär' gar nicht auf die Idee gekommen. Unsereins nimmt sich nicht die Zeit dazu. Wir merken gar nicht, daß wir leben!«
»Das stimmt, Lozerech. Apropos leben… Ich erinnere mich daran, daß wir seit mindestens fünf Stunden nicht mehr Knopf und Knopfloch gespielt haben. Du bist doch hoffentlich nicht krank?«
Gauvain lacht laut auf, zu laut, wie ein Mann, der mit Männern lebt. Das einzige

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