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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gesündigt. In den Stunden, nachdem er Susanne verlassen hatte, war er von ihrem etwas verunglückten Beisammensein noch verstört genug gewesen, um seine unzüchtigen Gedanken zu vergessen. Doch als er schließlich auf seiner schmalen Schlafstatt in der Gesellenkammer lag, wo Rudolf bereits schnarchte, war er machtlos gegen die Bilder, die auf ihn einfluteten. Die Vorstellung, Susannes nackte Haut zu spüren, brachte ihn beinah dazu, aufzustehen und den Mond anzuheulen. Da er für seine unsterbliche Seele ohnehin keine allzu großen Hoffnungen hatte und Rudolf fest schlief, erträumte er sich, wie er sie berühren wollte. Das machte es nicht leichter. Bald darauf begann jedes Wort seiner Gespräche mit ihr in seinem Kopf nachzuhallen. Jede ungeschickte Bemerkung, die er gemacht hatte, ließ ihn schmerzlich zusammenzucken und kreiste in seinen Gedanken. Zwischen Mitternacht und Morgengrauen quälte es ihn immer stärker, dass Susanne kein Wiedersehen mit ihm verabredet hatte. Alle anderen Zukunftssorgen verblassten dagegen. Erst als die Sonne aufging und er die Wirklichkeit wieder klarer erkannte, erhielten die Dinge ihre alte Ordnung zurück. Umso jämmerlicher fühlte er sich. Sein Äußeres musste es verraten, denn als Gertrud Schmitt den Frühstücksbrei austeilte, sah sie ihn missbilligend an.
    Der Meister sprach es aus: »Hätt ich dich gestern Abend nicht hereinkommen sehen, tät ich meinen, du hast ordentlich über den Durst getrunken, Jan. Was ist, bist du krank?«
    »Nein. Ich habe nur schlecht geschlafen.«
    »Geht dir auch der Albert im Kopf’rum, ja? Hab selbst
so meine Schwierigkeiten mit dem Schlafen. Gerade seit diese alte Hexe gegen ihn ausgesagt hat. Am Ende werden sie ihn tatsächlich noch verurteilen, falls niemand den richtigen Mörder findet. Eine Schande ist das. Aber was soll man machen? Ich kann ja nicht meine Hand ins Feuer legen für etwas, das ich nicht genau weiß.«
    Seine Schwester drohte ihm mit dem erhobenen Zeigefinger. »Auch wenn die Alte aussieht, als könnte sie auf der Mistgabel reiten: Erzähl hier nichts von Hexen, Schmitt! Oder sag wenigstens erst ›Dreck vor die Ohren‹, damit sie es nicht hören. Fehlte uns gerade noch, dass so böse Leute über uns kommen.«
    »Ach, spinn doch nicht. Nicht jede garstige Vettel ist eine Hexe. Das habe ich ja nur so gesagt. Ich habe in meinem Leben noch keine Hexe gesehen.«
    Gertrud klopfte dreimal auf den Tisch. »Und so soll es bleiben. Geben tut es genug, da bin ich sicher. So lange ist es noch nicht her, dass sie in der Gegend eine überführt haben.«
    Jan schwieg erschöpft, goss Sahne über seinen Haferbrei und schöpfte sich mit dem Löffel eine bescheidene Portion Honig dazu. Schmitt schob den Honigtopf näher zu ihm. »Nu, nimm man, Junge. Ist ja Sonntag, und du arbeitest für zwei.«
    »Ach was«, widersprach Jan, nahm sich aber dennoch mehr und dankte. Selbst wenn er bis zum Haupthaar in Sorgen steckte, war so ein Löffel voll Honig doch ein kleiner Trost.
    Gertrud stellte geräuschvoll die dreibeinige Grape mit dem restlichen Brei zurück auf den Herd. »Bei Zauberei fällt mir ein: Gestern Abend saß ich in der Utlucht beim Spinnen und denke, ich gucke nicht richtig. Wirst nicht
glauben, was ich da gesehen habe.« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause, in der sie ihr Schwergewicht seufzend auf dem Stuhl neben ihrem Bruder niederließ. Der machte keine Anstalten nachzufragen, was sie da gesehen hatte, doch das war sie gewöhnt. »Der junge Herr Lossius geht vorüber, und an ihm hängen die Büttnertöchter, eine am rechten, eine am linken Arm. Und die Kleinste schäkert mit einem Fremden, der bei ihnen ist. Soll man das für möglich halten? Ich meine, soll er dem Mädchen den Hof machen, es ist ja nicht mehr wie in alten Zeiten. Aber in der Art frech durch die Stadt marschieren, als wäre das Aufgebot schon bestellt? Da ginge ich an Büttners Stelle doch mit dem Reisigbesen dazwischen. Aber so ist das wohl, wenn keine Mutter mehr da ist. Da verfallen die Sitten. Ein Vater kann ja nicht überall sein.«
    Sogar der Honig konnte nicht verhindern, dass Jan der Haferbrei am Gaumen klebenblieb.
    Schmitt kratzte sich den Bart. »Macht er der Susanne den Hof?«
    »Was soll das sonst sein? Passt ja auch, so eine Ehe zwischen Sülfmeistern und Salztonnenböttchern. Müssen sich nur auf eine Kirche einigen.« Sie lachte, als hätte sie einen guten Witz gemacht.
    Später, als Jan die Johanniskirche betrat, um mit den Schmitts die

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