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Salz und Asche - Roman

Salz und Asche - Roman

Titel: Salz und Asche - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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ich dir ehrlich sagen, ich habe nun mal keine Lust, den jungen Lossius zu heiraten. Er hat mir ein zu langes Kinn und wird sicher bald die Haare verlieren wie sein Vater.«
    Ulrich Büttner lachte trocken auf. »Ich habe schon immer dem Herrgott gedankt, dass du keine Tochter bist, du missratener Spross. Susanne, du hast mehr Verstand als dein Bruder, was? Wenn Lenhardt Lossius zur Ruhe kommt und einen Hausstand gründet, dann wird er einer der feinsten Männer in der Stadt.«
    »Er hält sich jetzt schon für den größten«, murmelte Till.
    Liebhild schlug ihm auf die Hand, die noch immer mit ihrem Zopf spielte. »Ich mag ihn. Ich mag auch den Herrn von Waldfels. Er ist freundlich. Und Lenhardt sieht schön aus. Schöner als du, ätsch.«
    Susanne drohte ihr mit der Hand. »Nun werde du mal nicht gehässig. Mit viel Geld kann sich jeder einen schönen Rock kaufen. Der von Till ist nicht so prächtig, aber ich gebe mir Mühe, ihn in Ordnung zu halten.«
    »Ach, pööh, so habe ich es doch nicht gemeint«, sagte Liebhild.
    Till lachte. »Danke, Suse.«
    Susanne fing einen Blick von ihm auf und wusste, dass er sie durchschaute. Sie wollte auf keinen Fall ernsthaft über Lenhardt und ihre Beziehung zu ihm reden. Sie konnte
nicht widersprechen, wenn ihr Vater ihn pries. Zum einen hätte sie es als ungerecht empfunden, zum anderen wollte sie es so lange wie möglich aufschieben, ihre Absichten erklären zu müssen, was ihn betraf. Till war es gewohnt, mit ihrem Vater zu streiten, und schien es gut ertragen zu können, wenn er in Ungnade fiel. Umgekehrt erwartete ihr Vater von Till stets Widerworte und Ungehorsam. Bei ihr war es anders. Wahrscheinlich würde für ihren Vater die Welt aus den Fugen geraten, wenn seine vernünftige Tochter ihn derart im Stich ließ.
    Im Schloss der Haustür drehte sich der Schlüssel. Martin war außer dem Vater der Einzige, der das Haus auf diese Art betrat. Der Vater hatte ihm den zweiten Schlüssel feierlich überreicht, als er von der Böttchergilde zum vollwertigen Mitglied ernannt worden war.
    »Muhme, kannst du ein Märchen erzählen?«, schrie Liebhild der alten Frau ins Ohr.
    »Oh ja, ein Märchen«, schloss Regine sich an.
    Die Muhme nickte wieder freundlich, doch diesmal hatte sie verstanden. Sie erhob sich und wusch ihre Finger im Spülbottich ab. Auch wenn sie nur noch selten sprach, Märchen erzählte sie gelegentlich. Glücklich zogen Regine und Liebhild sich mit ihr in den Winkel zurück, wo ihr Spinnrad stand.
    Susanne hörte, wie Martin über die Diele ging, schniefte und den Regen von seinem Mantel schüttelte. Sie stand lächelnd auf, strich den Teig ins Waffeleisen, den sie für ihren Bruder aufgehoben hatte, und hielt das Eisen ins Feuer. Als Martin die Küche betrat, wandte sie sich halb zu ihm um und erschrak. Seine Miene war so ausdruckslos und hart wie sonst nur, wenn er ausnahmsweise ein Werkstück verdorben hatte. Grußlos setzte er sich an den Tisch.

    »Was ist denn mit dir? Riechst du die Waffeln nicht?«, fragte Till ihn.
    »Ach, halt doch den Mund.«
    »Na, na! Es ist Sonntag. Fangt keinen Streit an«, sagte ihr Vater.
    Susanne stellte die frische Waffel vor Martin hin und legte ihm die Hand auf die Schulter. Sie bekam nicht mehr als ein karges Nicken dafür und beschloss daher, dass er sich sein Bier selbst eingießen konnte.
    Ihr Vater klopfte auf den Stuhl neben sich. »Setz dich her, Suse. Wir wollen über den Besuch bei Lossius’ reden, bis dein Bruder die Zähne wieder auseinanderbekommt.«
    »Hab’s besser nicht so eilig damit«, sagte Martin. »Wenn Susanne Lossius heiratet, haben wir keine Hausfrau mehr. Mit Dorothea wird es nichts.«
    »Was?« Susanne wusste nicht, was sie mehr erschütterte: Martins enttäuschte Hoffnung oder die Art, wie er über ihre mögliche Heirat mit Lenhardt sprach. Als wäre sie eine Magd, die eine neue Stellung annehmen wollte.
    Ihr Vater stemmte beide Hände auf die Oberschenkel. »Da soll doch …«
    Nur Till nickte, als hätte er es längst gewusst. »Sie kam mir schon immer ein bisschen schwierig vor, deine Dorothea. Woran liegt es denn?«
    »Nenn sie nicht ›meine Dorothea‹. Sie kann sich gar nicht vorstellen, mich zu heiraten. Weiß der Himmel, wie ihr Vater darauf gekommen ist, dass sie’s will. Kann ihre Eltern nicht allein lassen, sagt sie, und außerdem will sie ins Kloster.«
    »Wer’s glaubt«, sagte Till.
    Noch zwei, drei Jahre zuvor wäre Susanne empört über Dorothea gewesen, die so dumm war, ihrem

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