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Salzburger Totentanz

Salzburger Totentanz

Titel: Salzburger Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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Stadt. Ein Windlicht stand mitten auf dem Tisch. Bosch setzte sich mit dem Rücken zur Hauswand, obwohl er dort gegen die inzwischen tief stehende Sonne anblinzeln musste.
    Franz füllte die Gläser. »Auf unser Wiedersehen, Hieronimo! Freut mich, dass du so schnell meiner Einladung gefolgt bist.«
    »Ja, äh … war doch klar«, log Bosch. Der Wein war ein Grüner Veltliner und angenehm kühl.
    »Hast du gelesen, dass ich in der Tate hänge?« Franz rieb mit dem Zeigefinger über einen Fleck auf der Tischplatte.
    Bosch hätte sich fast an dem Wein verschluckt. »Die Tate Gallery … in London? Die haben ein Bild von dir gekauft?« Er spürte ein Kribbeln im Bauch.
    »Na, ja … gekauft …« Franz lachte. »Du weißt schon.«
    Die Tate Gallery. Bosch fiel der Turner ein, den er bei Wüsthofen gesehen hatte. Er stellte sich vor, wie eins von Franz’ Machwerken neben einem Turner hing und mit seinen schreienden Farben alle anderen Bilder erschlug. Nein, das konnte nicht sein. Franz war schließlich ein Vertreter der Moderne. Kein Kurator würde ihn neben einen Turner hängen. Trotzdem wurde ihm schlecht.
    »Das hat Matteo damals noch eingefädelt, eine Art geschenkte Leihgabe, du verstehst? Alles in Ordnung, Hieronimo?«
    Bosch räusperte sich. »Ja, ja … natürlich.«
    »Wie gefällt’s dir bei mir? Schön, was?« Franz beschrieb mit dem Arm einen weiten Kreis. »Wahrscheinlich verkauf ich alles.«
    »Was?«, fragte Bosch. Tappeiner hatte also der Tate ein Bild von Franz geschenkt, um dessen Marktwert zu heben. Bosch hatte von solchen Praktiken schon gehört.
    Franz hob sein Glas. »Trink, Brüderchen!«
    Bosch starrte ihn an. Das Museum hatte immerhin kein Geld für eines von Franz’ Bildern ausgegeben. Und das schmälerte seinen Erfolg natürlich ganz erheblich. Bosch hielt sich die Faust vor den Mund und hustete, um ein Lachen zu unterdrücken.
    Franz schien nichts zu bemerken. »Svetlana … Svetlana Marischkowa«, sagte er und fügte augenzwinkernd hinzu: »Eine große Kunstliebhaberin und millionenschwer. Sie hat mir ein sehr interessantes Angebot gemacht. Ein Jahr in Moskau. Freier Aufenthalt versteht sich von selbst und natürlich Zugang zu allen führenden Galerien. Was sagst du dazu?«
    Bosch, der die Tate Gallery gerade verdaut hatte, sagte gar nichts. Darauf hatte Franz also gewartet. Das Moskau-Stipendium war der eigentliche Höhepunkt dieser Unterhaltung. Damit hatte er sich endgültig in der internationalen Kunstwelt etabliert.
    »Und die Offerte nimmst du natürlich an«, sagte Bosch.
    »Klar«, sagte Schwarzenberger. »Ich fahre im September. Svetlana habe ich übrigens auf der Biennale in Venedig kennengelernt. Bei einer Dinnereinladung auf der Dachterrasse der Peggy Guggenheim Collection.«
    »Natürlich.« Bosch trank von dem Grünen Veltliner, der jetzt irgendwie nach Korken schmeckte.
    Franz nahm ebenfalls einen Schluck und lächelte Bosch über den Rand des Glases hinweg mit seinen hypnotischen schwarzen Augen an. Hinter ihm stieg an der Flanke des Untersbergs ein Flugzeug empor und kroch wie ein silberner Käfer über den lavendelfarbenen Abendhimmel. Das Licht auf der Festung blinkte warnend. Franz zog das Windlicht auf dem Tisch zu sich heran. Er fischte eine Streichholzschachtel aus der Hosentasche.
    »Und Tappeiner?«, fragte Bosch.
    »Du meinst Morelli«, sagte Franz.
    Bosch nickte.
    »Ich glaube nicht, dass Morelli es ohne Matteo und seine Kontakte schafft«, sagte Franz. »Er wird verkaufen müssen.«
    »Die Galerie verkaufen?« Bosch stellte sein Glas mit einem Knall ab. »An wen?«
    »An ein Auktionshaus vielleicht.« Franz zuckte die Achseln. »Das geschieht doch dauernd. Damit bekommen sie direkten Zugriff auf die Künstler und den Secondary Market – Weiterverkauf bei Versteigerungen.« Er riss ein Zündholz an und beobachtete das Flämmchen. Kurz bevor das Feuer seine Fingerkuppen erreichte, zündete er die Kerze an.
    »Matteo war der Vermittler bei all meinen Verkäufen. Bei den Museen, den Sammlern … Sein Tod ist – ganz ehrlich und nur zu dir gesagt – eine Katastrophe für mich. Wirft mich um Jahre zurück.«
    Bosch sah ihn nachdenklich an. Franz’ Gesichtsausdruck war gegen die untergehende Sonne nur schwer zu deuten. Eine steile Falte, die Bosch bisher noch nicht aufgefallen war, hatte sich zwischen seine Augenbrauen eingegraben. Franz kannte sich mit den Gepflogenheiten des Kunstmarktes bestens aus.
    Bosch räusperte sich. »Apropos Sammler. Sagt dir der Name

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