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Salzburger Totentanz

Salzburger Totentanz

Titel: Salzburger Totentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ines Eberl
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herrscht rege Nachfrage auf dem Kunstmarkt. Das ist eine richtige Mode.« Und ohne diese Mode hätte wohl auch Wüsthofen keine Madonna.
    Sein Blick fiel auf ein Jagdgewehr, das hinter Franz an einer unbemalten Truhe lehnte. Auf ihrem aufwendig geschnitzten Deckel lag eine hölzerne Zielscheibe, deren Hirschmotiv von mehreren Einschüssen durchlöchert war.
    »Seit wann hast du denn eine Waffe?«, fragte er. Franz war immer ein Stadtmensch und vor allem ein Langschläfer gewesen. In aller Herrgottsfrühe durch den Wald zu streifen, um Tiere zu töten, das sah ihm gar nicht ähnlich. Oder gehörte dieses Hobby jetzt zu seinen neuen gesellschaftlichen Aktivitäten? Die Jagd musste man sich leisten können, und unter Herrenjägern wie Wüsthofen fand man natürlich auch zahlungskräftige Sammler.
    Franz hatte seinen Blick bemerkt und lächelte. »Seit ich hier oben bin«, antwortete er. »Gelegentlich vertreibe ich mir meine einsamen Abende mit Schießübungen. Aber keine Angst, das Gewehr ist nicht geladen. Eigentlich hab ich’s nur für die Jagd.«
    »Eigentlich? Hast du überhaupt eine Jagdprüfung?«
    Franz winkte ab. »Man wird natürlich eingeladen.«
    »Natürlich«, sagte Bosch. Es war, wie er vermutet hatte. Franz bewegte sich in neuen Kreisen, und heute Abend schenkte er seinem alten Studienfreund nur aus Sentimentalität ein Stück seiner gut bezahlten Zeit. Der große Künstler gedachte seiner Wurzeln. Bosch sah wieder zu der Figur hinüber und überlegte, wie viel Franz wohl für seine Bilder erzielte. Eine innere Stimme meldete sich, stichelte und warf ihm Neid vor. Bosch brachte sie zum Schweigen. Aber was wäre gewesen, wenn Tappeiner ihn damals unter Vertrag genommen hätte? Stünde er dann heute anstelle von Franz? Natürlich waren seine Bilder besser als die von Franz. Das war keine Frage. Aber er selbst? Hätte er den ganzen Medienrummel mitgemacht und seine Sammler derart hofiert wie es Franz heute machte? Ja, gestand sich Bosch ein, natürlich hätte er das.
    »Stell dir vor«, sagte Franz, »die Figur wäre nicht echt gewesen.«
    Bosch wandte den Kopf und begegnete Franz’ dunklen Augen. Er meinte, nicht nur Zufriedenheit darin zu lesen, sondern fast schon Triumph. »In dem Punkt kannst du ganz beruhigt sein«, sagte er.
    Franz nickte, dann griff er nach seiner Füllfeder und einer unbeschrifteten Karte. »Hab ich dir schon erzählt, dass ich noch ein Abschiedsfest gebe?«
    Er warf die Karte vor sich auf den Tisch, schraubte die goldene Kappe von der Füllfeder und setzte mit großzügigen schrägen Buchstaben Boschs Namen auf die gedruckte Linie. »Hier ist deine Einladung.« Er hielt ihm die Karte unter die Nase.
    »Na, nimm schon! Deine Freundin, Frau Morstein, steht übrigens auch auf meiner Gästeliste. Und sie hat auch schon zugesagt. Wenn ich gewusst hätte, dass ihr so eng seid, hätte ich euch natürlich gleich zusammen eingeladen.« Franz zog die Augen zu Schlitzen zusammen.
    »Also, so eng sind wir auch wieder nicht«, brummte Bosch. Er schätzte seine Freiheit und vor allem seine Ruhe. Und Katharina hatte ihn zu wildfremden Leuten mitgenommen, war mit ihm auf dem Beifahrersitz wie ein Henker Auto gefahren und quälte ihn mit ihren immer neuen Verschwörungstheorien. Allein der Gedanke an eine engere Bekanntschaft erfüllte ihn mit Horror.
    »Nicht? Und was ist mit der gemeinsamen Landpartie zu Heini und seinem Sabinchen?«
    »Das war keine Landpartie.« Bosch war als Sachverständiger bei Wüsthofen gewesen und nicht als Teilnehmer eines Wochenendausflugs. Und das wusste Franz auch.
    Franz zog die Augenbrauen hoch. »Ach, nicht?«
    »Ich helfe Katharina bei ihren … ihren Ermittlungen.«
    »Oh! Bei ihren Ermittlungen!«, echote Franz. Der Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören. Er schraubte die Kappe des grünen Federhalters auf und zu.
    »Ja«, sagte Bosch. »Als Nächstes will sie eine Recherche in Oberammergau machen. Sie verfolgt da irgendeine Spur. Na ja, wahrscheinlich ist sowieso nichts dran.«
    Franz warf die Füllfeder auf den Tisch und lehnte sich zurück. Er musterte Bosch erneut aus halb geschlossenen Augen. »Hieronimo, Hieronimo«, sagte er, »weit ist’s mit dir gekommen. Verschwendest deine Zeit mit dieser nervigen Zeitungszicke. Ich hab eine wesentlich bessere Idee: Wie wär’s denn jetzt mit einer Forelle, hm?«
    Bosch schaute zu den kleinen Kastenfenstern hinüber, hinter denen bereits stockdunkle Nacht herrschte. Das schlierige alte Glas warf das

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