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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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mochte weitere Fallen geben, und es hätte ihm verdammt ähnlich gesehen, genau in so einer wieder zu landen.
    Er feixte. Riesengroßes Maul. Er hätte gern gewußt, was der Kerl zu sehen gemeint hatte. Vielleicht hatten nasser Oberlippenbart und nasser Schopf sein Aussehen ja im Dunkeln verändert. Er hatte keine gräßliche Fratze. Die Damenwelt war von seinem Antlitz immer recht angetan.
    Es war nicht weit bis zum Toplitzsee. Das Problem war, daß seine Reise dort nicht endete. Er mußte über den See, und das Mondlicht, das jetzt dafür sorgte, daß er den Pfad erkennen konnte, würde sein Boot deutlich sichtbar machen. Es war weitaus vernünftiger, im Gebüsch zu warten, bis die Gruppe an ihm vorbei war.
    Doch das konnte er nicht. Das Schicksal hatte ihm eine Chance gegeben, Delacroix‘ Gattin zu warnen – und so mußte er es immerhin versuchen. Wenn er schnell genug war und die Kerle hinter ihm lange genug stritten, war er vielleicht schon am anderen Ufer, ehe sie ihn sehen konnten. Sie waren bewaffnet. Auf dem See würde er im Boot ein deutliches Ziel abgeben. Wenn sie ihn sahen, würden sie auf alle Fälle auf ihn schießen.
    Er erreichte den schmalen Uferplatz des Toplitzsees und sah, daß er ein Boot entwenden mußte, denn sein eigenes war nirgends zu sehen. Die Menschen hinter ihm wußten vermutlich genau, wie viele Boote hier liegen sollten.
    Die Boote waren nebeneinander auf das Ufer gezogen und an Holzpfählen befestigt, die man in die Erde gerammt hatte. Jetzt hätte er ein Messer gebrauchen können, doch er hatte keines. Alles, was er hatte, war eine gänzlich nutzlose nasse Pistole. Es war zu dunkel, um die Knoten in den Tauen genau zu sehen, doch er nahm nicht an, daß sie besonders kompliziert waren, und er behielt Recht. Es gelang ihm, ein Boot loszubinden, ohne viel zu sehen.
    Er horchte in den Wald, zum Weg hin, auf dem er gekommen war. Leise Stimmen. Nachts hörte man weit. Vielleicht waren sie noch ein Stück entfernt? Doch sie kamen näher.
    Er zwang sich, einen kühlen Kopf zu behalten. Statt in das Boot zu klettern, lief er alle Plätten ab und machte ihre Taue los. Mit dem Fuß stieß er jedes Boot ins Wasser, behielt dabei die Taue in der Hand. Dann stieg er ins letzte Boot und stieß sich ab.
    Die Stimmen wurden deutlicher, sie waren schon nah. Noch wußten sie nicht, daß sie ihm auf der Fährte waren, doch bald würden sie ihn jagen.
    Er band die Taue der anderen Boote an seines. Er mochte diese Ruderboote nicht. Sie hatten nur ein Paddel, und man mußte im Heck des Nachens stehen, um es richtig zu verwenden. Das würde ihn zu einer guten Zielscheibe machen.
    Mit aller Kraft machte er sich ans Rudern. Er war kein Anfänger. Dennoch war es schwierig. Die anderen Boote bremsten sein Fortkommen und machten ihn unendlich langsam. Er kämpfte sich Handbreit für Handbreit weiter, anstatt zügig davonzusausen.
    Doch immerhin war ihm nicht mehr kalt. Er ruderte, so schnell er konnte, doch weder die Art des Ruderns noch die Bauweise der Kähne waren für Bootsrennen ausgelegt. Hier brauchte man Zeit und mußte mit der ruhigen Gelassenheit über die Seen schiffen, die die Einheimischen an den Tag legten.
    Nur fühlte er sich weder ruhig noch gelassen. Das Licht mehrere Laternen blitzte zwischen den Bäumen auf. Es konnte sich nur noch um Augenblicke handeln, dann hatten sie das Ufer erreicht, und er kam einfach nicht voran.
    Mit einer Bewegung löste er die Taue der geschleppten Boote. Wenigstens war es ihm gelungen, sie ein Stück auf den See zu ziehen. Seine Verfolger würden eine Weile brauchen, sie zurückzuholen, und dabei naß werden. Vermutlich würden sie streiten, wer ins Wasser mußte. Das verschaffte ihm Zeit. Außer natürlich, sie erschossen ihn zuerst und holten dann die Boote.
    Er ruderte mit aller Kraft. Der See war nur etwa eine Meile lang, und er mußte lediglich die Stelle finden, wo der Fluß aus dem See floß, hinunter zum tiefer gelegenen Grundlsee. So eine Meile konnte verdammt lang sein, wurde ihm klar, als er die Stimmen nun deutlich vernahm.
    „Wo sind die Ruderboote?“
    „Da! Sie treiben auf dem Wasser!“
    „Jemand hat sie losgebunden!“
    „Ich sehe ihn. Er rudert da drüben.“
    „Wer mag das sein?“
    „Einerlei. Können Sie ihn klar erkennen?“
    „Klar genug.“
    Ein Schuß dröhnte durch die Nacht. Udolfs Ruderboot schaukelte heftig, und eine Schrecksekunde lang glaubte er, sie hätten es getroffen, doch es war seine eigene Bewegung gewesen, die es

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