Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
ins Schlingern gebracht hatte. Er kauerte sich tief ins Boot. Das Wasser glitzerte im Mondschein, und seine Plätte hob sich als deutlich erkennbarer Schatten von der Seeoberfläche ab.
    Ein zweiter Schuß gellte und ging vorbei. „Danke“, flüsterte Udolf. Sie konnten besser hadern als schießen.
    Er setzte sich vorsichtig auf und ruderte weiter. Das Boot mit seinen dünnen Holzplanken gab ihm ohnehin keine Deckung. Also konnte er den Männern genauso gut direkt den Rücken zuwenden. Wenn sie ihn trafen, trafen sie ihn eben. Ändern konnte er es nicht.
    Der dritte Schuß riß ein Loch in seinen Ärmel und ihm den Arm nach vorne. Er brauchte eine Sekunde, um zu begreifen, daß er unverletzt war, und einen weiteren Augenblick, um festzustellen, daß er das Ruder losgelassen hatte.
    Doch es war nicht fort. Es trieb neben dem Boot. Er ergriff es und ruderte weiter. Drei Schüsse. Vier Herren. Man konnte davon ausgehen, daß sie wußten, wie man mit Waffen umging. Das hieß, daß der erste nachgeladen haben würde, wenn der letzte schoß, und sollten sie die Segnungen der modernen Waffentechnik besitzen, konnten sie ohnehin mehrfach schießen, ohne zu laden.
    Im nächsten Augenblick mochte er tot sein, in den Rücken geschossen, während er floh. So hatte er sich sein Ende nicht vorgestellt. Jedenfalls wäre ihm ein ehrenvollerer Abgang lieber gewesen, als nächtens ermordet und in einem See versenkt zu werden, der so tief war, daß die Einheimischen glaubten, er führte direkt in die Hölle. Nun, dann hatte er es wenigstens nicht weit.
    „Verdammt sollt ihr sein!“ fluchte er. „Verdammtes Gesocks!“
    Schweiß lief ihm von der Stirn. Lange würde er dieses Tempo nicht halten können. Die letzten Tage hatten ihn mitgenommen, und selbst die wildeste Entschlossenheit machte nicht unverletzlich. Er war und blieb eine Zielscheibe.
    „Ich könnte jetzt wirklich ein wenig Fey-Zauber gebrauchen“, brummte er. „Wo seid ihr, wenn man euch braucht? Diese Leute haben es auf euch abgesehen.“
    Statt eines Hilfsangebotes traf das Boot auf einen schwimmenden Baumstamm und wurde zur Seite geworfen. Fluchend kippte er nach links, dann über den Bootsrand und ins Wasser. So viel zur Fey-Unterstützung.
    Während er zum zweiten Mal in dieser Nacht baden ging, hörte er noch den verzerrten Klang eines weiteren Schusses. Fast gleichzeitig zerbarst das Boot über ihm in seine Einzelteile. Der große schwarze Schatten über seinem Gesicht wurde zu vielen kleinen schwarzen Trümmern.
    Es schoß ihm durch den Kopf, daß er doch Grund hatte, dankbar zu sein, aber er war zu sehr damit beschäftigt, nicht zu ertrinken. Er schwamm unter Wasser in die Richtung, in der er die Verbindung zum Grundlsee vermutete. Doch bald würde er hochkommen müssen, sehr bald. Er konnte nur hoffen, daß sein Kopf ein schlechteres Ziel abgeben würde als sein Ruderboot.
    Als er wieder auftauchte, drehte er sich auf den Rücken und blickte zurück. Im Dunkeln konnte er seine Feinde nur schemenhaft ausmachen. Einer von ihnen war ins Wasser gesprungen, um die Boote zu holen. Boote waren schneller als Schwimmer.
    Er drehte sich wieder um und schwamm stur weiter in die Richtung, in der er das Flüßchen vermutete. Es war unfaßbar kalt. Er sah nicht viel, es schien dunkler geworden zu sein. Eine Wolke hatte sich vor den Mond geschoben. Damit war seine letzte Lichtquelle quasi verschwunden.
    „Wunderbar“, murmelte er sarkastisch, doch dann wurde ihm klar, daß seine Verfolger ebenso blind waren wie er. Vorteil und Nachteil zugleich. Er zog sich weiter durchs Wasser. Es würde eine lange Schwimmpartie werden. Die Distanz zwischen den Seen betrug über eine Meile, und obwohl das Wasser in dem Flüßchen, das beide verband, flach war, war es doch zu reißend, um das Schwimmen darin sicher zu machen, und den Grundlsee schwimmend zu durchqueren war völlig unmöglich. Der See war zehn Meilen lang, und selbst wenn er nur bis zum Ladner schwamm, war das immerhin noch die halbe Distanz.
    Er würde ersaufen, wenn er nicht wieder an ein Boot kam. Vielleicht würde er in Gössl eins finden. Dann konnten sie auch wieder auf ihn schießen, denn dann wäre er wieder ein wunderbares Ziel.
    Ein Hauch von Hoffnungslosigkeit meldete sich, und er schob sie entschlossen von sich. Chevaulegers kannten keine Hoffnungslosigkeit. Man tat, was getan werden mußte, solange man seine fünf Sinne beisammen hatte.
    Corrisande würde er nicht rechtzeitig erreichen. Er würde sich an Land

Weitere Kostenlose Bücher