Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
dich eben mit.“
    „Wenn du gehst, wird das Fräulein sterben.“
    „Hast du nicht gesagt, sie stirbt ohnedies?“
    „Nichts ist endgültig.“
    „Gut“, sagte Ian. „Das heißt, daß ich irgendwann hier herauskomme und du hier bleibst, und das Mädchen ...“
    „Das Mädchen wird von meinem hungrigen jungen Vetter ausgesaugt, der erst ihren Körper und dann all ihr Blut besitzen wird.“
    „Du hast gesagt, er meint es gut.“
    „Tut er. Doch er ist, was er ist, und er weiß das.“
    „Nichts ist endgültig“, konterte Ian.
    „Trotzdem ändert sich fast nie etwas“, gab sein Kopf zur Antwort.

Kapitel 46
    Die Lücke war zu schmal. Von Görenczy schlug sich schmerzhaft den Kopf an. Seine Hände raspelten über die rauhe Oberfläche. Sein Oberkörper schürfte am scharfen Stein entlang. Die ungeschützten Weichteile seiner Physis wurden gegen unnachgiebigen Kalkstein gequetscht, und er unterdrückte mühsam einen Schrei.
    Im nächsten Moment hing er in der Luft, irgendwo in der Dunkelheit zwischen einem unsichtbaren Himmel und einem gnadenlosen Berg. Wasser prasselte mit Wucht auf seinen Kopf nieder und schoß ihm in Nase und Mund. Während er noch seine Blessuren vermerkte, wurde ihm klar, daß er, wenn er nun mit dem Fuß stecken bliebe, sich das Bein brechen und kopfüber im Wasserfall hängen würde. Er würde auf halber Höhe am Berg ersaufen. Eine würdelose Art zu sterben.
    Sein linker Fuß schlug gegen Fels, und seine Seele zog sich in der Erwartung des Schlimmsten zusammen. Der Schwung seines Sprungs riß ihn jedoch weiter. Zusammen mit dem eisigen Wasser fiel er kopfüber. Der Sturz schien lange anzudauern. Daß er so hoch über dem Boden war, hatte er nicht gedacht. Er trudelte hilflos, die reißenden Wasser, die ihm wie ein erbarmungsloser Feind erschienen, rissen ihn mit. Er konnte nicht atmen.
    Zur Unzeit fiel ihm ein, daß er ein schlechter Schwimmer war. Daran hatte er nicht gedacht. Er war Kavallerist, kein Matrose. Wann immer er Flüsse überqueren mußte, hielt er sich an seinem Pferd und an seinem Säbel fest. Hier hielt er sich an seinem Mut fest und verkniff sich das Atmen.
    Er schlug auf der Wasseroberfläche auf wie Stein und sank. Wasser umspülte ihn, schlug über ihm zusammen, bedeckte ihn und begrub ihn unter eisigen Wogen. Wie mit Windmühlenflügeln ruderte er mit den Armen, im Versuch, dem überlegenen Feind zu entkommen, der ihn rücksichtslos nach unten schob. Er spürte die Gewalt des Wasserfalls, die ihn tiefer und tiefer drückte und ihm den Atem aus dem Brustkorb zu pressen suchte, als stecke er in einer Mangel.
    Er erreichte den Seegrund, und der Aufschlag kostete ihn wertvolle Luft, die er so verzweifelt in seinen Lungen gehalten hatte. Er mußte sich zusammennehmen, um nicht einzuatmen. Seine Lunge brannte, ebenso seine Nase, und er rang darum, sich von dem Gewicht zu befreien, das ihn auf den Boden preßte. Seine Hände glitten über schleimig-glitschige Felsen. Er kämpfte, versuchte, seinen Körper zu drehen, seine unkoordinierten Bewegungen in den Griff zu bekommen.
    Dann war er frei von dem wirbelnden Strom des Wasserfalls. Ihm fehlte die Orientierung – wo war oben, wo unten? Seine Sinne wirbelten durcheinander. Seine Ohren dröhnten. Ihm war, als würde er mit Macht durchs Wasser katapultiert, am felsigen Grund des Sees entlang.
    Er löste sich aus der Verwirrung, stieß sich mit den Füßen ab. Sein Kopf tauchte auf. Fast hätte er vor Erleichterung und Dankbarkeit gejubelt. Doch er besann sich eines Besseren. Er atmete aus und ein. Er horchte. Stimmen.
    „Haben Sie das gerade gehört?“ sagte eine Männerstimme, ganz nah, und doch in einem anderen Element, auf trockenem Boden.
    „Nein.“
    „Ich bin sicher, daß ich etwas gehört habe. Von da drüben.“
    Laternenschein glitt über die Wasseroberfläche, und Udolf tauchte wieder unter. Durch das Wasser konnte er das Licht der Laterne über sich hinweggehen sehen. Es beleuchtete eine Reihe völlig unmöglicher Dinge und Wesen neben ihm im Wasser, und er verbot seinem Verstand, die flimmernden Trugbilder als real zu akzeptieren, die in der nächsten Sekunde im Nichts verschwunden waren. Der See beinhaltete ausschließlich Wasser und einen widerlich nassen Chevauleger. Sonst nichts.
    Vorsichtig tauchte er wieder auf und stellte fest, daß er den kleinen, flachen See fast vollständig durchschwommen hatte, ohne es zu merken. Es mußte eine starke Strömung geben. Er war auf der anderen Seite, und die

Weitere Kostenlose Bücher