Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
Vom Netzwerk:
weitere, trockene Höhle. Sie hat sogar einen Spalt nach draußen – Frischluft. Wir werden morgen vermutlich etwas Tageslicht bekommen. Wir müssen dicht an der Außenwand des Berges sein. Kommen Sie!“
    Das klang gut. Dort konnten sie sich verbergen. Vielleicht würden sie sogar einen Weg nach draußen finden.
    „Ich reiche Ihnen zuerst ihre Sachen durch, mit der Laterne darunter. Vielleicht bleibt sie so trocken“, rief Delacroix.
    Er trat vor bis an die eisige Wasserwand. „Sind Sie da?“ fragte er.
    „Ja, ich stehe genau dahinter. Reichen Sie mir jetzt die Sachen durch!“ lautete die Antwort.
    Mit einer schnellen Bewegung streckte er seine Arme aus, fühlte sofort die eisige Kälte des Wassers, das auf seine Arme einprügelte und seine Ärmel durchnäßte. Bündel und Laterne wurden entgegengenommen, und er trat vor, um ebenfalls so schnell wie nur möglich durch das Naß zu kommen, damit er nicht vollständig durchweicht wurde.
    Die eiskalten Fluten prasselten auf sein Gesicht und drangen in seine Kleider, und mit einem Mal hielt er reglos inne. Er hörte Corrisandes Stimme. Sie schrie im Wasser. Philip! schrie sie. Philip!
    Er öffnete den Mund, um ihr zu antworten, doch er füllte sich sofort mit Wasser, und Delacroix keuchte und hustete. Philip! gellte es in seinen Ohren. Sie klang bestürzt, mehr noch, angsterfüllt. Er spürte ihre tiefe Verzweiflung. Corrisande – wo bist du?
    Eine Hand griff ihn an den Rockaufschlägen und zog ihn vorwärts, und beinahe hätte er nach der Gestalt geschlagen, die ihn aus dem Wasser zog und die Verbindung unterbrach. „Warum stellen Sie sich denn mitten ins Wasser? Sie sind völlig durchnäßt! Was …“ McMullens Stimme verstummte, als er wahrnahm, in welchem Zustand sein Gefährte sich befand. „Was ist geschehen?“
    Er sog tief den Atem ein, versuchte, ruhig zu werden, sein Leid, seine Wut in sich einzuschließen. Ihre Stimme hallte in seinen Gedanken wider.
    „Corrisande. Ich hörte sie um Hilfe schreien. Ihre Schreie hallten durchs Wasser. Ich muß los und …“
    Fast hätte er auf dem Absatz kehrtgemacht, doch McMullen hielt ihn noch am Jackett. Abermals versagte er sich den Impuls, ihn niederzuschlagen und zurück in den Wasserfall zu gehen. McMullen ließ ihn nicht los, sondern sprach eindringlich: „Sie können nichts tun. Sie können nicht zu ihr. Sie wissen nicht einmal, wo sie ist oder was geschehen ist.“
    „Sie braucht meine Hilfe!“ Ihre Verzagtheit hatte ihn noch mehr beunruhigt als ihre Schreie.
    „Das ist nicht sicher. Sie mögen sich geirrt haben. Das Ganze mag nichts als Feyontrug und Gleisnerei sein. Das Wasser ist voller Leben. Wahrscheinlich versucht es, Sie zu sich zu locken. Seien Sie vernünftig!“
    Er war vernünftig – zerrissen, ja, brodelnd vor Ungeduld, loszuziehen und zu kämpfen, doch er war vernünftig. Sein Verstand sagte ihm, wie sinnlos es war, auf der Suche nach ihr planlos durch die Finsternis zu rennen. Sein Bauch war anderer Meinung. Jemand tat seiner Frau weh, und er war nicht da, ihr zu helfen. Er kochte vor Zorn über seine Hilflosigkeit.
    „Wenn die ihr etwas …“
    „Es gibt nichts, was Sie tun können.“ McMullen war bei weitem nicht stark genug, um ihn körperlich aufzuhalten, doch seine mentale Kraft erzielte die gleiche Wirkung. Dennoch, Delacroix mußte es noch einmal versuchen, egal wie zwecklos es war.
    „Ich muß das Wasser noch einmal berühren. Ich muß sehen, ob ich sie noch einmal spüren kann“, beharrte er, und McMullen ließ ihn los.
    Er trat zurück in die eiskalten Fluten. Corrisande? Meine Kleine? Wo bist du?
    Er erhielt keine Antwort, nichts außer kaltem Wasser, das ihn durchweichte und ihm schier die Haut gefrieren ließ. So kalt. Sie war in diesem Wasser. Er wußte es. Er knirschte mit den Zähnen, knurrte die eisige Attacke an, erkannte einen Feind darin.
    Doch gegen Wasser konnte man nicht kämpfen. Er trat zurück.
    „Sie ist fort“, sagte er. „Ich kann ihre Präsenz nicht mehr fühlen.“
    McMullen zog ihn sacht in Richtung des ansteigenden Stollens. „Höchstwahrscheinlich liegt sie im Bett und schläft. Vielleicht hat sie einen Alptraum. Es ist mitten in der Nacht.“
    Delacroix wußte es besser. Jemand tat seiner Frau weh, und er konnte es nicht verhindern.

Kapitel 49
    „Du lieber Himmel!“
    Sophie sah zwei dunkle Gestalten aus dem See kriechen und zusammenbrechen. Beide lagen sie reglos da, Schatten in der Nacht.
    Nach dem Streit mit den Männern, die

Weitere Kostenlose Bücher