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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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geöffnet und führte allmählich wieder nach oben. Das ließ ihn hoffen, daß sie irgendwann einen Ausgang finden würden.
    „Ja. Viel Wasser. Wir wollen hoffen, daß draußen kein Wolkenbruch niedergeht, denn dann säßen wir noch mehr in der Klemme. Das Wasser würde sich hier sammeln.“
    „Sie sind mir ein echter Trost“, bemerkte Delacroix säuerlich.
    „Ich weiß“, gab sein Begleiter zurück. „Wir McMullens sind für unsere heitere und zuversichtliche Wesensart weithin bekannt. Möchten Sie vielleicht ein Liedchen angestimmt haben?“
    „Nicht jetzt, nein.“
    Sie verfielen wieder in Schweigen und konzentrierten sich auf ihr Fortkommen. Das Gebiet war hügelig und schwierig. Im kargen Licht der kleinen Laterne konnten sie Kalksteinformationen und überhängende Wände ausmachen. Alles wirkte eindrucksvoll, sogar schön, doch keiner der Männer hatte Sinn für die spektakuläre Umgebung.
    Sie gingen schweigsam weiter, die meiste Zeit abwärts. Der Boden war komplett mit Wasser bedeckt, und das Licht glitzerte auf den schwarzen Wellen, die ihre Schnürstiefel mit jedem Schritt aussandten.
    „Wenn das Wasser noch tiefer wird, müssen wir zurück“, sagte Delacroix schließlich. „Wir können den Grund kaum noch sehen. Ich will nicht unerwartet in einer Kluft verschwinden und auf direktem Wege zur Hölle fahren.“
    McMullen nickte nur. Sie gingen weiter.
    „Dieser Berg ist ein einziges Labyrinth“, murrte McMullen nach einer Weile. „Ich verstehe nicht, wie all diese Felsteile aufeinander getürmt ein ganzes Gebirge halten können. Im Grunde erwarte ich jeden Augenblick, daß alles über uns zusammenbricht. Das wäre nur folgerichtig. Schließlich gibt es so was wie Schwerkraft.“
    „Danke, daß Sie mich darauf aufmerksam gemacht haben“, bemerkte Delacroix. „Es geht mir gleich viel besser.“
    „Gut!“ gab McMullen zurück. Sie gingen weiter.
    Die etwas größere, überspülte Höhle endete auf der andern Seite in einer vertikal aufsteigenden Wand. Hier ging es nicht weiter. Sie starrten die Wand an.
    „Da hinauf“, sagte Delacroix schließlich. „Da oben ist ein Loch, in etwa acht Fuß Höhe.“
    „Acht oder achtzig, das macht keinen Unterschied. Da kommen wir nicht rauf.“
    „Möglicherweise können wir hochklettern. Oder ich könnte Sie hochstemmen. Dann könnten Sie wenigstens mal mit der Laterne hineinleuchten, um zu sehen, ob es da weitergeht.“
    „Wozu? Ich kann sie nicht hochziehen, nicht mit Körperkraft und nicht mit Magie. Sie sind zu schwer.“
    „Aber hier unten können wir uns nicht verstecken. Wir können uns noch nicht einmal setzen, wenn wir nicht im Wasser sitzen wollen.“
    „Ich höre rechts Wasser fließen. Vielleicht finden wir da ein Schlupfloch.“
    Sie folgten dem Verlauf der Steilwand. Delacroix fuhr mit den Fingern daran entlang, sie war rauh und glitschig. Das eiskalte Wasser reichte ihnen jetzt bis über die Knöchel.
    „Da drüben ist ein Wasserfall“, sagte McMullen.
    „Sieht eher aus wie ein Vorhang aus Wasser“, gab Delacroix zurück. Sie standen vor einem hohen Felsüberhang, von dem aus Wasser wie ein dünnes Silbertuch aus der Finsternis fiel.
    „Dahinter ist etwas“, sagte Delacroix und starrte es unverwandt an. „Ich gehe durch und sehe nach. Nehmen Sie die Laterne und warten Sie hier. Es nützt nichts, wenn wir beide naß werden.“
    „Reizend, Delacroix. Aber Sie halten die Laterne, und ich gehe. Hier, nehmen Sie mein Jackett und meine schöne neue Weste. Meine Hose ist bereits naß, und ich weigere mich strikt, sie auszuziehen.“ McMullen schob seine Sachen in Delacroix‘ Hände. „Versuchen Sie nicht, mich umzustimmen. Ich fühle es in meinen Fingerspitzen, ich sollte gehen. Da ist etwas, eine Präsenz, eine Kraft, möglicherweise das Wasser selbst. Ich weiß es nicht. Es ist schwach. Vielleicht ist es ja nichts. Doch ich habe zu viele unglaubliche Dinge in meinem Leben gesehen, um die Existenz britenfressender Höhlenmonster grundsätzlich auszuschließen.“
    „Lassen Sie sich nicht beißen!“ mahnte Delacroix, der nicht versuchte, McMullen von seinem Entschluß abzuhalten. Er kannte das Talent seines magisch begabten Kameraden zu gut, um nicht auf dessen Gefühle zu hören. Er spürte auch, wie sich seine Nackenhaare aufstellten. Das konnte viele Gründe haben, die Dunkelheit, ihre erbärmliche Situation oder einfach nur die vermaledeite Kälte. Er gab nichts auf Ahnungen. Sie waren zumeist nur Wetterfühligkeit oder

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