Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
aufgesetzt und musterte die kleine Gestalt neben ihm, die Wassernymphe, die sein Leben gerettet hatte. „Was um Himmels Willen tut sie zu dieser Jahreszeit im See, und auch noch vollständig na…“
Frau Treynstern unterbrach ihn.
„Sie hatte gesagt, daß sie vielleicht Probleme haben würde, wieder Luft zu atmen, und sie sagte, daß ihr Gatte ihr in einer ähnlichen Situation auf den Rücken geschlagen hätte, um ihr zu helfen. Doch das scheint nichts zu nützen. Ich kann sie nicht wiederbeleben.“ Ein Hauch von Panik schwang in ihrer Stimme.
Von Görenczy erhob sich auf die Knie und griff nach der bewußtlosen Frau neben ihm.
„Sie kennen anscheinend Delacroix nicht, gnädige Frau, sonst wüßten Sie, daß seine Ausführung von Rückenschlägen sich von Ihrer unterscheidet.“
Er hob den feingliedrigen Körper mit einem Arm an und schlug mit voller Kraft auf den Rücken. Nach dem dritten Schlag begann die Frau zu prusten und zu spucken. Wasser schoß ihr aus Mund und Nase.
„Du lieber Himmel!“ murmelte Cérise und wandte sich ab.
„Corrisande“, kommandierte der Leutnant schroff und ignorierte die Reaktion der Sängerin. „Versuchen Sie, regelmäßig zu atmen! Denken Sie an Ihren Ehemann! Er würde es so wollen.“
Er hielt sie hoch, stützte sie von hinten ab, und Sophie bemerkte, daß seine Hände unter dem Mantel auf ihrer Haut lagen. Doch da war nichts zu machen. Wie hatte sie es nur geschafft, ihr Schwimmkostüm zu verlieren? Weshalb nur? Wozu? Es machte die Situation entsetzlich peinlich für sie alle, ganz besonders für Corrisande selbst.
Die zierliche Frau atmete inzwischen japsend. Sie schien Schmerzen zu haben.
„Corrisande, geht es Ihnen gut?“ fragte Frau Treynstern und redete sie direkt mit ihrem Vornamen an. Im kargen Lampenlicht sah sie, daß das Mädchen am ganzen Körper heftig zitterte. Ihre Augen waren offen, sahen aber ins Leere.
„Bringen wir sie zurück zum Ladner“, schlug Cérise vor. „Es ist abscheulich kalt hier draußen. Sie werden beide für trockene Kleidung dankbar sein. Oder überhaupt Kleidung. Mon Dieu, que c’est bizarre !”
Als der junge Mann sich hochrappelte, stellte Frau Treynstern fest, daß auch er zitternd fröstelte. Er war bis auf die Knochen ausgekühlt. Sie hatte gehofft, er würde in der Lage sein, Corrisande zu tragen, doch nach einem langen Blick auf ihn verwarf sie den Gedanken.
„Mademoiselle Denglot, wenn Sie mir bitte mit Corrisande helfen möchten. Ich denke nicht, daß sie alleine gehen kann.“
Die Sängerin drehte sich zu dem Herrn um, doch auch sie nahm Abstand davon, ihn um Hilfe zu bitten, als sie seinen Zustand erkannte. Immerhin warf sie ihm einen erzürnten Blick zu. So nahm sie einen Arm der Frau ihres Exliebhabers, während die Exliebhaberin ihres Liebhabers, den anderen nahm, während ein weiterer ehemaliger Galan, den sie am liebsten weder sah noch sprach, neben ihnen ging. Es ging ihr durch den Kopf, daß ein moralischer Lebenswandel bisweilen auch seine Vorteile haben mochte.
„Was haben Sie nur im See gewollt, Görenczy?“ fragte sie abrupt, während sie Corrisandes leichten Körper zusammen mit Frau Treynstern aufrichtete.
Er gab zunächst ein Schnauben zur Antwort und begann dann, etwas unsicher loszugehen. Die drei Damen folgten ihm, nachdem Sophie den Mantel, den Sie Corrisande übergeworfen hatte, zugeknöpft hatte.
„Ich war damit beschäftigt“, sagte er schließlich, „einer Bande übler Burschen zu entkommen und Corrisande zu warnen. Sie muß nach Ischl gehen und dort bleiben. Diese Leute jagen Fey – was hat Corrisande im See gemacht?“
„Sie hat versucht, der gleichen Bande übler Burschen zu entkommen“, erläuterte Cérise. „Sie sind inzwischen übrigens weg, und offenbar hat sie nebenbei auch noch Ihr wertloses Leben gerettet.“
„Dafür bin ich ihr in der Tat ausnehmend dankbar. Nur warum mußte sie sich dafür ausziehen? Ist das nicht etwas ungewöhnlich? Nicht, daß ich sie kritisieren wollte. Ist wahrscheinlich Paradeuniform für Nymphen oder so.“
„Sie trug ein Schwimmkostüm, als sie ins Wasser ging. Was haben Sie nur mit ihr gemacht, daß sie jetzt …“
Leutnant von Görenczy hob seine Hände in einer hilflos unschuldigen Geste.
„Nichts. Ich war mit Ertrinken beschäftigt, und dann kam diese kleine Wassernixe, nahm mich in die Arme und brachte mich ans Ufer. Ich habe sie gar nicht erkannt.“
„Woher wußten Sie, daß Sie sie warnen mußten?“
„Von Orven hat
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