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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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dabei. Trotzdem hatten sie ihn mitgenommen. Die dicke, warme Wollweste, die Hardenburg gegen die Kälte getragen hatte, wärmte jetzt McMullen, der gemeint hatte, in seinem Alter wären kalte Höhlen der Gesundheit abträglich.
    Delacroix hatte sein Messer wieder an sich genommen und es an der Kleidung des Opfers abgewischt. Dann waren sie losgegangen, wenngleich auch in die Gegenrichtung, in der Leutnant von Görenczy verschwunden war.
    Die Lampe gab nur wenig Licht und würde bald ausgehen. Sie eilten voran, stolpernd und stumm. Als sie an eine Gabelung kamen, wählten sie den Weg, der aufwärts führte. Nach einiger Zeit führte der Felsspalt allerdings wieder abwärts, brachte sie tiefer in die Eingeweide des Berges.
    „Wir sollten umkehren“, schlug Delacroix vor und hielt an, als der Weg vor einem Abgrund endete, den sie auf Händen und Füßen hinabklettern mußten. „Wir müssen unterhalb der Talsohle sein. Hier kann es keinen Ausgang geben.“
    McMullen sah ihn bedrückt an.
    „Wenn wir jetzt umkehren, laufen wir unseren Verfolgern direkt in die Arme – wenn sie schon unterwegs sind.“
    „Können Sie sie spüren?“ fragte Delacroix, der wußte, daß McMullen die Begabung hatte, nahende Menschen ausfindig zu machen.
    „Nicht ohne Magie anzuwenden, und das könnte dem Meister unsere Position preisgeben.“ McMullen klang pikiert und gleichzeitig auch ein wenig ehrfürchtig.
    „Kann er uns so nicht spüren?“
    „Eventuell. Ich weiß es nicht. Vielleicht reicht es ihm ja, uns in den Höhlen sterben zu lassen. Wenn er den Berg tatsächlich schließen konnte, braucht er uns nicht zu verfolgen. Andererseits kann selbst er einen solchen Spruch nicht ewig aufrechterhalten. So viel Energie hat niemand. Doch er kann uns eine Weile hier festhalten.“
    „Dann brauchen wir ein Versteck“, antwortete Delacroix.
    „Das suchen wir gerade. Doch wir müssen noch weiter. So nah an ihrem Quartier sind wir zu leicht aufzufinden.“
    „Ich weiß. Weit werden wir aber nicht kommen. Diese Kerze wird bald heruntergebrannt sein, und wir brauchen die andere, um zurückzufinden.“
    Sie standen einander stumm gegenüber. Dann sprach Delacroix wieder.
    „Miese Lage. Die mieseste, in der wir je waren. Doch das habe ich früher auch schon behauptet. Entweder werden unsere Abenteuer Jahr für Jahr übler, oder es kommt uns jedes Mal wieder so vor.“
    „Wir stecken ganz schön in der Klemme. Aber tot sind wir noch nicht, und auch noch nicht machtlos. Bevor wir hier Hungers sterben, werden wir eben zurückgehen und die Sache ausfechten. Ich verlasse mich auf Ihre berühmt-berüchtigte Kampfeswut, um uns eine Bresche durch ein Dutzend Österreicher zu schlagen.“
    „Danke für so viel Gottvertrauen. Aber Kugeln prallen nicht an mir ab, und Zauberei auch nicht. Die Burschen haben mein Amulett. Unsere Chancen stehen schlecht, alter Freund.“
    McMullen nickte und grinste zerknirscht.
    „Sie waren schon besser. Trotzdem, wir sollten weitergehen. Wir vergeuden wertvolles Licht.“
    Sie begannen den Abstieg. Wer einen halbwegs sicheren Stand hatte, nahm die Laterne und beleuchtete den weiteren Weg.
    „Vorsicht!“ ermahnte Delacroix. Doch da war es schon zu spät, sein Freund rutschte bereits. Er hörte ihn fluchen, während seine Stimme nach unten verschwand. Dann war ein Aufschlag zu hören.
    „McMullen? Alles klar?“
    Einen Atemzug lang war nichts zu hören. Dann hob das Fluchen wieder an.
    „Verflixt und zugenäht. Ich werde zu alt für solche Ausflüge. Früher konnte ich klettern wie eine Bergziege.“
    „Haben Sie sich verletzt?“ fragte Delacroix.
    „Hauptsächlich Kratzer und ein lädierter Hosenboden. Hier ist es feucht.“
    Der Ex-Colonel befestigte die Laterne an seinem Gürtel und kletterte ebenfalls weiter nach unten, suchte dabei sorgfältig nach Halt. Er brauchte eine Weile, um die Distanz zu überbrücken, die sein Freund unfreiwillig in so kurzer Zeit gemeistert hatte. Doch schließlich stand er neben McMullen und begutachtete ihn im mageren Licht der Laterne. Der Mann war zerschunden, doch sonst tatsächlich unverletzt.
    „Wohin?“ fragte Delacroix.
    „Ich höre Wasser“, antwortete McMullen. „Gehen wir dem Geräusch nach. Wasser muß irgendwo aus diesen Höhlen herauskönnen. Eventuell können wir sie mit ihm verlassen.“
    „Hier gibt es zu viel Wasser“, brummelte Delacroix, während sie weiterstolperten. Den Pfad erfühlten sie mehr, als sie ihn sahen. Der enge Felsweg hatte sich

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