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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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anderen zu merken?“
    „Ich weiß nicht.“
    „Dryaden sind äußerst besitzergreifend und zielbewußt. Du hast ihm gehört.“
    „Er hat mich geliebt“, erwiderte sie gekränkt.
    „Das hat er ganz sicher. Konzentriere dich auf diese Liebe. Sie wird dich schützen. Ich gehe noch einmal weg, und du kommst zu mir.“
    Wieder war er plötzlich fort. Doch diesmal fiel sie nicht. Sie spürte seinen Willen in sie einsickern und schluckte. Er war so nah. Er war in ihr. Er berührte sie an ihrer intimsten Stelle, an ihrem Denken. Er schob sich zwischen ihre Gefühle.
    „Oh Gott!“ japste sie, dann hörte sie seine Stimme.
    „Gib nach, wehr dich nicht dagegen. Gib dich mir.“
    Sie konnte sich ihm nicht geben. Ihr wurde übel bei der Erinnerung an den Mann, der sie aufs Bett gestoßen hatte. Auch ihm hätte sie sich nicht hingegeben. Nicht freiwillig – und jetzt konnte sie es genauso wenig. Sie konnte sich nicht preisgeben, ohne ihr Selbstbewußtsein, ihren Stolz und ihre Würde zu verlieren.
    Doch es war ihre einzige Chance. Er wollte ihr helfen. Ihr Kopf wußte es, doch ihre Furcht sagte ihr, daß sie allein mit einem Mann war, einem Vampir, der Frauen angriff und sie sich gefügig machte. Er würde sie ermorden, wenn sie nicht nachgab.
    Sevyo war anders gewesen. Die Stimme dieses Mannes, seine Berührung, seine Intensität – all das war Teil seiner Leidenschaft, seiner körperlichen Bedürfnisse. Selbst wenn er sie nur berührte, um sie zu trösten, war diese Berührung voller intensiver Männlichkeit. Er war gefährlich. Sie hatte Sevyo nur ein Mal als Mann gesehen. Erst jetzt verstand sie, daß er immer auch ein Mann gewesen war, nicht nur ein Kind oder eine weise Freundin. Besitzergreifend hatte Arpad ihn genannt. Zielbewußt. Das beschrieb auch ihn selbst. Seine Bewegungen beim Eintritt ins Speisezimmer waren gewandt gewesen, zielstrebig, fokussiert. Er wußte, was er wollte, und er ruhte nicht, bis er es hatte.
    Er wollte, daß sie überlebte. Wenn sie ihm egal wäre, wäre er nicht hier. Wenn er sie ermorden wollte, wäre sie schon tot, und wenn er sie schänden wollte, hätte sie ihn nicht daran hindern können. Doch sie lebte, und er versuchte, ihr zu helfen.
    Nicht wehren ... sie konnte sich doch gar nicht wehren. Sie war machtlos. Feuer konnte man nicht mit bloßen Händen löschen.
    Dann begriff sie. Sie konzentrierte sich auf Sevyo, auf die Begegnung mit ihm, als er ein Mann gewesen war. Sie griff tief in ihre Erinnerung und suchte nach der Sehnsucht, die sie für ihn empfand. Dieses Sehnen öffnete dem anderen, der im Dunkel auf sie wartete, ihre Seele.
    Sie wußte, wo er war, und ging zu ihm. Ihre Augen sahen nichts, doch sie wußte, was sie umgab und wie sie die Füße setzen mußte. Es tat nicht weh. Seine Präsenz war deutlich, aber nicht dominant. Sie versuchte, sie mit Liebe zu akzeptieren. Eventuell kam es nicht darauf an, wem die Liebe galt.
    Sie nahm seine Hand. Dann gingen sie durchs Dunkel, Hand in Hand.
    „Tapferes Mädchen“, sagte er nach einer Weile. „Wir gehen nicht mehr weit. Nur ein paar Minuten, damit du dich daran gewöhnen kannst.“
    „Sie lenken mich wie Ihr Pferd?“ fragte sie nach einiger Zeit.
    „Genau. Rosa hat länger gebraucht, es zu lernen. Ich war mehrere Nächte damit beschäftigt, sie zu zähmen.“
    „Sie zähmen mich?“
    „Ja, ich zähme dich. Aber ich hatte Hilfe. Sevyo hat mitgeholfen.“
    Sie nickte.
    „Morgen wirst du mir mehr über ihn erzählen – und du mußt aufhören, mich zu siezen. Das hast du bei Sevyo sicher auch nicht getan.“
    „Nein.“
    „Na also.“
    Es würde ein Morgen geben. Das war gut – doch vorher würde sie in seinen Armen schlafen.
    Sie stolperte.

Kapitel 26
    Sophie lag auf dem engen, harten Bett in dem kleinen Gasthof in Grundlsee, in dem sie abgestiegen waren. Es war ein schlichter Ort, vermutlich eher für die Leute des Salzhandels gedacht als für Damen der gehobenen Gesellschaft. Auch hatten sie nur zwei Zimmer mieten können. Mrs. Fairchild mußte ein Zimmer mit ihrer Zofe teilen, und sie selbst teilte sich den Raum mit Cérise Denglot.
    Glücklich war keine von ihnen über diese Regelung gewesen, doch nachdem sie sich entschlossen hatte, in den Bergen nach ihren Männern zu suchen, waren sie zu stolz gewesen, um sich von solchen Unbequemlichkeiten abschrecken zu lassen.
    Sie war zerschlagen. Die Nacht zog sich. Ein paar Stunden hatte sie geschlafen, dann war sie erwacht, als Cérise im Schlaf gestöhnt hatte.

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