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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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dennoch. Denn nur eine beherzte, großherzige und herzensgute Frau hätte mir so geholfen wie du diese Nacht, und selbst wenn ich spüre, daß dieses große Herz jetzt voller Furcht ist, ist es doch immer noch auch voller Mut. Ich höre, wie es panisch schnell hämmert. Ich kann deine Angst riechen. Ich weiß, was du fühlst. Ich spüre deinen Abscheu. Meine Instinkte sagen mir, daß ich dich in die Arme nehmen, dir die Tränen von den Wangen küssen und deinen Geist mit meinen Gedanken liebkosen sollte, bis er sich beruhigt, und dein Instinkt sagt dir, daß du aufspringen und schreiend in die Dunkelheit davonrennen möchtest. Also werden wir nicht auf unsere Instinkte hören. Wir wollen doch sehen, ob wir uns nicht wie normale, disziplinierte Leute benehmen können.“
    Sie hatte aufgehört zu weinen.
    „Ich fühle mich nicht sehr vernünftig und diszipliniert“, ächzte sie und versuchte zu lächeln, wobei sie sich seltsam vorkam, weil sie ihn nicht sah.
    „Von mir würde eh niemand behaupten, Vernunft und Disziplin seien meine Stärken. Doch wir können lernen.“ Seine Hand verließ ihr Antlitz. Er stand auf, hielt immer noch ihre Linke.
    „Auf jetzt.“ Er zog sie auf die Füße. „Ich werde versuchen, dich zu führen. Ich lasse dich los und gehe ein paar Schritte weg, und du mußt deine Angst loslassen und dich mir öffnen, damit ich dich führen kann. Du mußt lernen, den Weg mit meinen Augen zu sehen. Wir kommen hier nie raus, wenn ich jeden deiner Muskeln mit Gewalt bewegen muß.“
    Dann war er fort. Sie hörte keine Schritte, wußte nicht, wohin er verschwunden war. Sie war wieder allein. Er hatte ihr aufgetragen, zu ihm zu kommen, doch sie wußte nicht, wohin.
    Plötzlich fühlte sie seine Präsenz in ihrem Geist und wollte schreien vor Entsetzen über das Eindringen seiner Gedanken. Sie unterdrückte den Schrei, sie würde nicht noch einmal wehklagen. Was immer passierte, sie würde sich keine hysterischen Anfälle erlauben.
    Ihr wurde klar, daß sie auf den Knien lag und ihren Kopf mit den Armen schützte. Geschrien hatte sie nicht, aber versagt. Wenn sie versagte, konnte er ihr nicht helfen. Er würde sie töten.
    Sie versuchte, ihre Atmung in den Griff zu bekommen, sich nicht von Panik überwältigen zu lassen. Er würde sie nicht gleich umbringen, wenn sie es beim ersten Mal nicht konnte. Seine Hände faßten ihre Arme und zogen sie hoch.
    „Das ging nicht so gut. Du mußt es zulassen. Du mußt dich öffnen. Versuche, mir zu trauen. Ich verspreche, ich werde dir nicht wehtun.“
    „Aber ich traue Ihnen ja!“
    „Nicht genug. Dein Kopf will mir trauen, doch dein Herz ist schon halb davongelaufen. Daß deine Beine ihm nicht schon nachgerannt sind, ist nur deinem Willen zuzuschreiben. Er ist bewundernswert, doch im Moment nicht hilfreich. Versuche einfach, nichts zu tun. Laß es zu. Denk nicht nach. Mach dich frei von allen Gedanken. Werde ruhig.“
    Wie machte man sich von allen Gedanken frei? Sie waren voller Finsternis und Furcht. Ruhig werden auf Befehl?
    „Ich bin ruhig“, log sie.
    „Nein. Dein Herzschlag hallt von den Tunnelwänden wider. Ich habe doch gesagt, ich kann deine Gefühle spüren.“
    Sie sagte eine Weile nichts.
    „Werden Sie mich ermorden, wenn ich es nicht kann?“ fragte sie schließlich jämmerlich.
    Er verlor den Kampf gegen seine Instinkte und zog sie in die Arme.
    „Ich will deinen Tod nicht. Das mußt du in deinen Schädel bekommen, und von dort aus in deinen ganzen Sinn.“
    Sie wehrte sich nicht, stand verspannt da, seine Arme umschlangen sie, und sie spürte seine warmen Hände auf ihrem Rücken. Sie versuchte, sich vorzustellen, er wäre Sevyo, und lehnte ihre Wange an ihn. Viel größer als sie war er nicht. Ihr Antlitz lag an seinem Hals. Eine Hand fuhr ihr über den Rücken.
    „Arme Charly“, sagte er nah an ihrem Ohr, und seine Stimme klang atemlos. „Armes Mädchen. Ich kann dem menschlichen Sinn so viel vorgaukeln, aber was ich mit dir tun soll, weiß ich nicht. Ich kann dir die Erinnerung an das Geschehene nehmen, doch dann würdest du dich auf einmal mit einem Fremden in einer Höhle wiederfinden und wüßtest nicht warum. Das wäre kaum besser.“
    Sie erschauderte. Der Gedanke war beunruhigend.
    „Wir versuchen es noch einmal. Denk an Sevyo. Stell dir vor, ich sei Sevyo. Du hättest doch keine Furcht vor ihm? Hat er deinen Sinn je gelenkt?“
    „Möglicherweise. Ich weiß nicht. Ich habe es nie bemerkt.“
    „Er hat dir nur beigebracht, es bei

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