Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)
Fey.“
„Ja. Das tut er. Doch er ist mit Philip geritten, um mich zu retten. Aus eigenem Antrieb, obgleich er wußte, was ich bin.“
„Er haßt die Sí mit seinem ganzen schrulligen Herzen. Wie er Arpad angestarrt hat! Er mochte nicht einmal mit ihm im gleichen Raum bleiben.“
„Doch er ist mit ihm im gleichen Raum geblieben, weil es seine Pflicht war.“
„Ich verstehe nicht“, brauste Cérise auf, „daß Sie nicht mehr Groll gegen ihn hegen. Wenn er sich mir gegenüber benommen hätte, wie er es Ihnen gegenüber tat, hätte ich ihm die Augen ausgekratzt.“
Corrisande lachte.
„Ich habe nie Groll gegen ihn gehegt. Ich war verletzt. Es war eine peinliche Angelegenheit. Doch allzu viel habe ich ihm nicht nachgetragen. Ich habe mir nicht ausgesucht zu sein, was ich bin. Hätte ich die Wahl, ich würde gern auf die Bürde eines Erbes verzichten, das ich ganz und gar nicht begreife und das mir außer Ärger nichts einbringt. Hätte ich Asko geliebt, so hätte er mir sicher das Herz gebrochen. Doch ich habe ihn nicht geliebt. Ich mochte ihn. Es ist leicht, ihn zu mögen, und ich war mir sicher, daß er alles in allem einen brauchbaren und standesgemäßen Ehemann abgeben würde. Verliebt war ich nicht.“
„Du lieber Himmel, Sie hätten ihn fast geheiratet!“
„Vielleicht. Er war eine annehmbare Partie und dazu charmant und anständig. Ich hätte mich bemüht, ihm eine gute Frau zu sein, und er hätte versucht, ein guter Mann zu sein. Viele Ehen sind auf weniger gegründet. Doch das ist einerlei. Ich habe ihn nicht geehelicht. Gott sei Dank. Von Orven liebte eine Idealvorstellung, die er von mir hatte. Diese Vorstellung hatte mit meinem wahren Ich wenig gemein. In einer Ehe mit ihm wäre es meine unablässige Aufgabe gewesen, dem Bild, das er sich von mir machte, zu entsprechen. Philip liebt mich so, wie ich bin, mit all meinen Fehlern.“ Corrisande lächelte Cérise an. „Wissen Sie, ich habe ihm das mal gesagt.“
„Sie haben Philip gesagt, daß …“
„Nein. Ich habe Asko gesagt, daß er mich nie geliebt hat, sondern nur ein Idealbild, das er selbst erfunden hatte. Ich habe ihm gesagt, er brauche eine Frau, die er so lieben könnte, wie sie wirklich ist – mit allen dazugehörigen Schönheitsfehlern.“
Cérise starrte sie fasziniert an.
„Wann haben Sie ihm das gesagt?“
„Als wir gemeinsam zurück nach England gereist sind, Philip und McMullen, von Görenczy, Leutnant von Orven, Marie-Jeannette, ich und die magische Schriftrolle. Nach allem, was zwischen uns geschehen war, war es mehr als peinlich, so eng beieinander zu sein, und ich versuchte, Asko so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen. Er schloß daraus, ich hätte Angst vor ihm, und als wir einmal allein im Frühstücksraum eines der Gasthöfe waren, versicherte er mir, daß ich niemals Grund dazu haben würde, ihn zu fürchten. Ich hatte gar keine Angst. Philip hätte ihn zerfetzt und an die Gänse verfüttert, wenn er mir auch nur ein Haar gekrümmt hätte. Das habe ich ihm aber nicht gesagt. Statt dessen hatten wir ein erbauliches und interessantes Gespräch über wahre Liebe und wahre Pflicht.“
„Du liebe Güte!“ rief Cérise aus. „Wie langweilig. Ich hoffe, Sie konnten ihm ein wenig Vernunft einbläuen.“
„Wer weiß? Jedenfalls sind wir nicht als Feinde auseinandergegangen.“
Wieder schwiegen sie. Frau Treynstern brach das Schweigen nach einer Weile.
„Das klingt sehr interessant. Doch nichts davon hilft uns weiter. Hat er Sie gesehen, als Sie ihn erblickt haben?“
„Ich bin nicht sicher. Er sah gleich weg, und ich habe mich hinter dem Vorhang versteckt. Er stieg gerade in ein Boot, mit vier anderen. Sie waren alle zur Jagd gekleidet, doch so wie sie zusammen agierten, wirkten wie eher wie eine kleine Truppe, denn wie eine Jagdgesellschaft. Fast militärisch.“
„Noch mehr Spione?“
Corrisande zuckte die Achseln.
„Ich weiß nicht. Vielleicht hat Asko sich ihnen angeschlossen, um etwas auszuspionieren. Rätselraten ist zwecklos. Sie sind augenscheinlich über den See gefahren, und wir sollten ihnen nachreisen.“
„Über den See?“ fragte Cérise.
„Am Nordufer gibt es eine Poststation“, warf Sophie ein. „Die Bedienung hat mich zwar gewarnt, daß es sich um ein Etablissement handelt, das ein wenig rauh und einfach ist und mehr von Einheimischen denn von Reisenden frequentiert wird, doch ich denke, es wird nicht unbequemer sein als dieses Gasthaus, und ihrem abschätzigen Urteil mag
Weitere Kostenlose Bücher