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Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition)

Titel: Salzträume 1: origin - Preisgekrönt und aufregend anders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ju Honisch
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durchweg überschätzt werden.“
    Er strich ihr eine Haarsträhne aus der Stirn, und sie zuckte kaum zusammen.
    „Geht es dir besser?“
    „Ein bißchen.“
    „Gut. Dann werde ich deinen Mut wieder herausfordern. Soweit ich sehe, hört der Stollen weiter vorne auf und geht in ein Höhlensystem über. Du wirst klettern müssen. Dafür müssen wir deinen Rock kürzen.“
    Sie biß sich auf die Lippen.
    „Das ist doch sicher nicht notwendig?“ fragte sie und klang dabei so empört wie eine Pfarrersköchin.
    „Doch. Das ist absolut notwendig. Du kannst unmöglich im knöchellangen Kleid blind durch den Berg klettern.“
    „Aber …“ Sie hielt inne. „Das bedeutet …“
    „Daß ich deine Beine sehen kann. Bis zu den Knien. Ich bin sicher, es sind sehr anmutige Beine.“ Das waren sie allerdings. Er spürte fast noch, wie sie sich angefühlt hatten, als er bei ihr aufgewacht war. Lange, schlanke Beine, bis oben hin. „Ich werde sie geflissentlich ignorieren.“ Das sollte er wirklich. „Ich werde auch deinen Mantel nehmen. Solange wir unterwegs sind, wirst du ihn nicht brauchen, er wird dich nur behindern. Ich gebe ihn dir zurück, wenn es Zeit für das nächste Schlaflied wird.“
    Sie seufzte.
    „Tu, was du tun mußt. Nur laß mir ein wenig Würde.“
    „Von allen Dingen, die du jetzt brauchst, steht Würde recht weit unten auf der Liste.“
    „Ich sehe höchstwahrscheinlich ohnehin völlig unzivilisiert aus.“
    „Ein wenig. Ich aber auch. Wir sind beide staubig und dreckig. Deine Frisur hängt herunter. Deine Locken wirken ein wenig … freiheitsliebend.“
    „Ich fürchte, die hatten schon immer ihren eigenen Willen.“
    Er kniete neben ihr nieder. Er brauchte kein Messer. Wie seine Zähne konnten seine schmalen Nägel sich rasch verwandeln und zu rasiermesserscharfen Krallen wachsen, wenn er sie brauchte. Er hakte sie in den Stoff des Kleides und riß. Das Geräusch zerreißender Kleidung ließ sie ängstlich zusammenzucken. Wahrscheinlich erinnerte es sie an ihren Angreifer.
    Es war immer wieder unbegreiflich, wie viele Schichten Kleidung Frauen trugen. Er schnitt durch Petticoats und Unterkleidung, riß sie in Kniehöhe ab. Sie trug knöchellange Unerwähnbare, deren weiße Spitze winzige Einblicke auf ihre Unterschenkel und Knie zuließen. Hübsche Knie und Beine, glatt und schlank, aber auch muskulös. Er widerstand dem plötzlichen Drang, sie mit den Händen zu erkunden, sie zu küssen, mit seinen Lippen auf ihrer Innenseite entlangzureisen.
    Statt dessen faltete er den abgerissenen Stoff und stopfte ihn in sein Jackett. Als Kissen mochte das Material taugen, wenn sie wieder rasteten.
    „Also denn“, sagte er. „Gehen wir!“
    Sie rappelte sich unelegant auf und stand vor ihm. Ihr weiter Blick ging unfokussiert ins Nichts. Aufsässige Locken fielen ihr ins Gesicht. Er griff danach, fand eine Haarnadel in ihrem Haar und klemmte die Strähnen fest.
    „Konzentriere dich!“
    Sie brauchte immer eine Weile, bis sie seinen Zauber ertragen konnte. Er versuchte, ihr nicht ins Gesicht zu blicken, konnte sich aber doch nicht davon abhalten. Es veränderte sich, nahm einen Ausdruck von Hingebung und Sehnsucht an. Nur in diesem Zustand konnte sie sein Eindringen in ihren Geist ertragen.
    Er sagte sich, daß die Sehnsucht, die Liebe, die sie in sich wachrief, nicht ihm galt. Das war mehr als bedauerlich. Vielleicht würde es ihm gelingen, ihre Einstellung mit der Zeit zu ändern.
    Nicht, daß sie viel Zeit hatten.
    „Mutiges Mädchen. Auf!“

Kapitel 30
    Weder Cérise noch Sophie fragte Corrisande, warum sie sich zum Frühstück verspätete. Frau Treynstern sah die junge Frau besorgt an, lächelte aber dann.
    „Guten Morgen“, sagte sie. „Sie sehen schon besser aus. Konnten Sie noch etwas schlafen?“
    Corrisande nickte. Sie war nach dem Gespräch mit der liebenswürdigen Witwe wieder eingeschlafen. Nur einmal war sie erwacht und hatte aus dem Fenster in den grauen Morgen geblickt.
    „Ich habe heute Morgen Asko von Orven gesehen“, antwortete sie. „Ich bin ganz sicher. Es war noch neblig, und er war nicht in Uniform, sondern trug Jagdkleidung, und sein Gesicht hat sich auch verändert.“ Der Oberlippenbart war anders, sein Auftreten hatte sich gewandelt, er wirkte älter, reifer, abgeklärter und härter. „Trotzdem bin ich sicher.“
    „Ganz sicher?“ fragte Cérise. „Das scheint mir ein allzu großer Zufall zu sein. Wahrscheinlich haben Sie nur geträumt. Frau Treynstern hat mir

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