SAM
mich erneut. Alex schob seinen Zeigefinger unter mein Kinn und hob meinen Kopf an, so dass ich ihm mit Tränen der Dankbarkeit und unendlichen Erleichterung ins Gesicht sehen musste. „Wir haben es geschafft. Es ist vorbei, Liebling. Du bist mein Leben, Samantha. Dir gehört mein Herz, für alle Ewigkeit.“ Sanft küsste er die Tränen von meinen Wangen.
„Ich hätte niemals geglaubt, dass ich nur ein Werkzeug in Lylhas Händen gewesen bin“, fuhr er dann fort und schüttelte sacht den Kopf. „Sie hat mich benutzt wie eine Marionette. Und am Ende musste sie doch erkennen, dass ich nicht manipulierbar bin, dass der freie Geist und die Erfahrungen, die wir Vampire in unserem langen Leben erlangen, uns doch zu sehr prägen. Auch wenn unser Leben durch den Fluch des ewigen Durstes nach Blut bestimmt ist, so sind wir doch in der Lage unser Leben selbst zu bestimmen. Lylha hat nicht damit gerechnet, dass mir jemals das Glück wiederfährt, meine für mich vom Schicksal bestimmte Frau zu finden. Und damit verfing sie sich in ihrem eigenen Netz voller Lügen und Intrigen. Sie war schon immer eine Frau, die die Fäden zog und im Hintergrund agierte. Wie oft habe ich sie in den vergangenen Jahrhunderten dafür verflucht.“ Seine Augen blickten traurig in mein Gesicht. „Ich wollte nicht, dass sie dich jemals für ihre intriganten Spielchen benutzt. Aber wie es scheint, erkannte sie am Ende doch, dass es keinen anderen Ausweg gab. Ihr Sohn war gescheitert und so überließ sie ihn der Verdammnis und gab mich frei. Sie gab auf und uns beiden und unserem Kind den verhassten Segen, die Vampire der Gegenwart zu führen.“ Seine Stimme klang kalt, als er fortfuhr: „Aber ich weiß, dass sie niemals Ruhe geben wird. Sie wird lauern, wie eine Spinne in ihrem Netz, um dass, was wir haben, unsere unendliche Liebe, letztlich doch zerstören zu können. Sie kann es nicht ertragen zu verlieren. Ich traue ihr nicht.“
„Aber sie sagte, dass sie schwächer wird und die Geschicke der Vampire nun in unsere Hände legt. Es klang wie ein Abschied“, erwiderte ich. Und dennoch packte mich plötzlich ein mulmiges Gefühl. War ich doch nur ein Teil eines von ihr in allen Einzelheiten bestimmten boshaften Spiels. Hat sie mich benutzt, so wie sie Alexander benutzt hat? Ist der Pakt, den ich mit ihr geschlossen habe ein Teil ihres Spiels? Alexander presste mich noch enger an sich. „Sie wird niemals aufgeben. Es liegt in ihrer Natur zu kontrollieren. Sie ist die Mutter aller Vampire und die Schöpferin der auserwählten Frauen. Sie wird sich niemals ihrer Macht berauben lassen.“ Das war eine unmissverständliche Warnung. Wird das alles nie ein Ende finden? Werden wir immer in Angst und Schrecken weiterleben müssen? Werden unsere Kinder auf ewig in Gefahr sein? So saß ich minutenlang auf seinem Bett, lag in seinen Armen und versuchte den Augenblick zu genießen, obwohl meine Gedanken wild durch meinen Kopf fegten. Alexander lebte und ich erwartete sein Kind. Das sind die Dinge in meinem Leben, die jetzt für mich das Wichtigste sind. Alles was die Zukunft bringt, steht vielleicht schon irgendwo geschrieben und ist vorhergesehen, ich weiß es nicht. Es ist unser Schicksal. Und wir werden es annehmen.
Inzwischen ist es dunkel geworden. Die Dunkelheit macht mir kaum noch etwas aus. Im Gegenteil, eine sanfte Ruhe begleitet diese Zeit des Tages. Ich seufze und gehe zur Küche um neue Blutkonserven zu holen, um sie dann zu Alex zu bringen. Ich habe Alexander die Wahrheit gesagt und doch habe ich ein schlechtes Gewissen: ich habe ihm immer noch nicht ALLES gesagt. Er weiß nicht, dass ich Rhys von meinem Blut gab. Und ich habe ihm nicht gesagt, welche schicksalhafte Vereinbarung ich mit Lylha getroffen habe. Lylha will, dass die auserwählten Frauen weiterhin die Hüter der Geschichte der Vampire sind. Sie hat mich dazu auserwählt dieses Wissen zu schützen und nur zu gebrauchen, wenn es unabdingbar ist. Aber als Sterbliche bin ich zu schwach, zu leicht zu manipulieren, viel zu leicht zu verletzen oder gar zu töten. Aber als unsterblicher, starker Vampir und als Frau des mächtigen Alexander DeMauriere kann sie sich sicher sein, dass die Geheimnisse der Vampire bei mir gut aufgehoben sind. Ich ziehe die Augenbrauen angestrengt zusammen: Aber welches Wissen hat sie mir tatsächlich überlassen? Ich habe in den letzten beiden Tagen mehrfach versucht mir ihre Gedanken und Erinnerungen ins Gedächtnis zu rufen. Aber irgendwie wollte es
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