SAM
geschaffen werden, neue Regeln. Alexander hat bereits angedeutet, dass er bereit wäre an der Spitze dieser neuen Generation die führende Rolle zu übernehmen, Verantwortung zu tragen. Aber es sind noch so viele Dinge ungeklärt.
„Sam? Mach dir nicht so viele Gedanken. Alles wird sich irgendwie fügen. Glaub mir.“ Alex ist bereits aufgestanden und setzt sich zu mir. Prüfend sieht er mich an. Natürlich spürt er meine innere Unruhe, meine Sorgen und Zweifel. Er lehnt sich zu mir und schenkt mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Wir schauen uns an. Seine wunderbaren braunen Augen blicken tief in die meinen. Ja, ich weiß, alles wird gut werden,…bis zu meinem einunddreißigsten Geburtstag!
Sieben Monate später.
„Komm, Sam, du schaffst das. Halte durch. Ich bin bei dir!“, höre ich Alex neben mir sagen und spüre, wie er mir eine verschwitzte Haarsträhne aus dem Gesicht streicht.
„Du machst das prima, Samantha. Noch eine Wehe und er ist da. Noch einmal kräftig einatmen und pressen“, versichert mir Dr. Armenti. Ich verdrehe die Augen und nehme mir fest vor, Alexander nie wieder an mich ran zu lassen. Seit fünf Stunden liege ich in den Wehen und versuche diese Schmerzen irgendwie zu ertragen. Ich bin erschöpft und will nicht mehr, kann nicht mehr. Oh, haben die eine Ahnung, was es bedeutet ein Kind aus seinen Leib zu pressen? So als würde eine Bowlingkugel durch einen Gartenschlauch gepresst werden…..! Mir bleibt nicht viel Zeit zur Erholung, schon kündigt sich eine neue Welle heftigen Schmerzes an. Ich stöhne laut auf und schließe die Augen.
„Okay, Sam, tief einatmen und dann in den Bauch pressen, hörst du? Komm, ein letztes Mal! Es ist bald vorbei und dann kannst du endlich dein Baby im Arm halten“, fordert mich Marco aufmunternd auf. Klugscheißer, geht es mir durch den Kopf. Allesamt! Dann beuge ich mich nach vorne, gestützt durch Alexanders Arme, der mich hält und presse mit aller Kraft. Die Schmerzen sind so heftig, dass ich Angst habe es nicht zu schaffen. Meine letzten Kraftreserven sind aufgebraucht, ich zittere vor Anstrengung und Erschöpfung. Es zerreißt mich…
„Gut so, gut so!“, höre ich Dr. Armenti sagen.
„Und hecheln. Sam, hecheln!“, Ich atme in kurzen Intervallen gemeinsam mit Alexander bis Marco erneut das Kommando gibt: „Und jetzt langsam pressen, Sam! Schieb ihn heraus, langsam, so ist es gut!“ Noch einmal geht ein heftiger Schmerz durch meinen Körper und dann spüre ich auch schon, wie das Baby aus mir herausgleitet. Erschöpft lehne ich mich zurück und genieße diesen ersten, wunderbaren, schmerzfreien Augenblick seit Stunden. Es ist geschafft! Endlich!
„Herzlichen Glückwunsch zu eurem Sohn!“, gibt Dr. Armenti bekannt und hält das Baby hoch, dass jetzt lauthals anfängt zu schreien. Ich öffne meine Augen und sehe das wunderschönste Gesichtchen, das ich jemals gesehen habe. Die Augen meines Sohnes sind fest zusammengekniffen und der zahnlose Mund mit den kleinen zitternden Lippen gibt lautstark seinen Protest kund, in diese helle, kalte Welt hineingehalten zu werden. Alexander schenkt mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich liebe dich!“, flüstert er immer wieder.
„Willst du die Nabelschnur durchtrennen?“, fragt ihn Dr. Armenti. Alex nickt und geht an die Seite, um diese wichtige Trennung von Mutter und Kind vorzunehmen. Das Baby wird inzwischen auf meine Brust gelegt und ich halte seinen kleinen, warmen, glitschigen Körper. Sofort beruhigt er sich, schnauft nur noch ein wenig und beginnt mich mit einem Auge anzublinzeln. Schon ist Alexander wieder an meiner Seite und betrachtet voller Staunen seinen kleinen Sohn. Ein Lächeln fliegt über sein Gesicht.
„Er ist wunderschön“, findet mein Mann. Ich streiche über die warme, nackte Haut des Kleinen und sehe zu Alex auf. Als sich unsere Blicke treffen, durchströmt mich ein wunderbares Gefühl des Glückes. Endlich sind wir eine Familie. Alex legt seine Hand auf den winzigen Rücken des kleinen Babys und sagt: „Endlich bist du bei uns. Wir haben uns so sehr auf dich gefreut!“ Er schenkt mir erneut einen Kuss, der allzu deutlich macht, wie erleichtert und glücklich er ist.
„Wollen sie ihn baden Mr. DeMauriere?“, fragt in diesem Augenblick die Hebamme. Alex unterbricht seine Umarmung und diesen wunderbaren Kuss und sieht mich zweifelnd an. Ich nicke ihm zu. Während Alexander und die Hebamme mit dem Baby in den Nebenraum verschwinden,
Weitere Kostenlose Bücher