SAM
dunkles Loch zu fallen. Manchmal packt mich eine schier unermessliche Traurigkeit und ich glaube alles ist hoffnungslos. Meine ständigen Grübeleien über mein zukünftiges Dasein als Vampir tun ein Übriges. Aber ich bin nie deprimiert, wenn ich mit meinen Kindern zusammen sein kann. Ich liebe es ihr Lachen zu hören und in ihre kleinen glücklichen Gesichter zu sehen. Alexander und ich leben nebeneinander her. Jeder geht seinen Pflichten nach. Gemeinsam unternehmen wir, außer vielleicht zusammen mit den Kindern kaum noch etwas. Wir reden miteinander und doch verstehen wir uns nicht. Ich bin sehr traurig darüber, dass wir seit unseres Streites um Rhys‘ Weggang nicht wieder zueinander zu finden. Und doch weiß ich, dass ich Alexander immer noch liebe. Wenn wir doch nur einen Weg finden könnten, das auch wieder einander zu zeigen.
„Hey! Ich habe dich schon überall gesucht!“, sagt Vanessa etwas vorwurfsvoll und setzt sich zu mir. Ich bin am Strand, sitze im Sand, habe die Arme um meine angewinkelten Beine geschlungen und starre auf das Meer. Ich bin gerne hier. Es wirkt beruhigend auf mich, die an den Strand rollenden Wellen zu beobachten.
„Sam, rede endlich mit mir! Was ist bloß los? Seit Wochen bist du so in dich gekehrt, verschließt dich vor uns. Ist es immer noch wegen Rhys?“, will sie wissen. Ich schüttle den Kopf. Sie legt einen Arm um mich und sagt einfühlsam: „Dann sag mir doch endlich was los ist. Du weißt doch, du kannst auf mich zählen. Ich kann auch nur zuhören und schweigen wie ein Grab. Aber bitte, rede mit mir. Ich weiß doch, dass dich etwas bedrückt.“ Ich sehe sie an. Sie sieht wirklich ernsthaft besorgt aus.
„Hat er dich geschickt?“, will ich mit tonloser Stimme wissen. Sie schaut mir lange in die Augen, ehe sie antwortet: „Ja. Aber wir alle machen uns große Sorgen um dich. Alexander jedoch leidet am meisten darunter, dass du dich so verschließt.“ Ich wende meinen Blick ab und schaue wieder aufs Meer. In den vergangenen Wochen habe ich viel über mich und mein Leben nachgedacht. Vieles ging mir durch den Kopf und hat mich diverse Nächte nicht schlafen lassen. Zum einen kann ich mich immer noch nicht daran gewöhnen, dass Alexander nachts auf Patrouille geht. Ich habe furchtbare Angst um ihn, fürchte ihm könnte etwas zustoßen. Was würde dann aus mir und den Kindern werden? Nicht selten finde ich in solchen Nächten keinen Schlaf und wenn ich dann doch erschöpft einschlafe, quälen mich oft schreckliche Alpträume. Ich beginne auch daran zu zweifeln, dass ich richtig gehandelt habe, als ich ohne Alexander einzuweihen, Lylha versprochen habe ein Vampir zu werden. Es belastet mich sehr, Geheimnisse vor Alexander zu haben. Seit Rhys nicht mehr bei uns ist, habe ich niemanden, mit dem ich über meine Ängste und Zweifel hinsichtlich der Umwandlung reden kann. Aber eines ist mir auch mehr als deutlich geworden in den letzten Tagen: „Ich liebe Alexander“, sage ich nach einer Weile tonlos.
„Und er liebt dich!“, bestätigt Vanny. „Also, was ist euer Problem?“ Für einige Minuten sagt keiner von uns ein Wort.
„Ich habe Geheimnisse vor ihm“, beichte ich. „Und es ist so verdammt schwer für mich damit umzugehen. Als Rhys noch da war, da konnte ich mit ihm darüber reden, über das, was geschehen wird, worüber ich einfach so, über Alexanders Kopf hinweg entschieden habe.“ Ich weiß, ich rede für Vanny in Rätseln, aber sie hört mir dennoch zu, versucht mich zu verstehen. „Warum kannst du mit Alex nicht darüber reden?“
„Er darf es nicht wissen. Er würde alles tun, um mich von meiner Entscheidung abzubringen, mich zu beschützen.“
Ich spüre plötzlich ihre Anspannung. „Um Gottes willen, Sam, was hast du vor?“, fragt sie voller Angst. Ich schüttle den Kopf und starre weiter auf das Meer. Vanessa dreht sich zu mir: „Sam, was du auch immer entschieden hast zu tun, denke an deine Kinder.“ Schweigen.
„Kannst du nicht doch mit Alexander reden? Ich weiß, er ist manchmal ein Sturkopf, aber er würde alles für dich tun. Sam gib ihm doch eine Chance dich zu verstehen. Er sehnt sich nach dir. Er hat gesagt, du liegst neben ihm und es zerreißt ihn dich nicht berühren zu dürfen. Sam, er will, dass du zu ihm zurückkommst. Er hat gesagt, er weiß, dass er Fehler gemacht hat. Er bereut es nicht immer so für dich da gewesen zu sein, wie du es vielleicht gebraucht hast. Er wäre sogar bereit…“, sie macht eine Pause. Ich
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