Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
es tun. Und sie würde nicht gehen, sie würde rennen, so schnell sie konnte. Ihre Lunge brannte, ihre Beine drohten zu versagen, als sie schließlich stolpernd die Felsen erreichte.
Unerwartet ertönte ein Ruf. Ruckartig blieb Laurel stehen, das Herz raste in ihrer Brust. Waren etwa noch mehr Männer hinter ihnen her? Sie hätte die Pistole mitnehmen sollen! Doch jetzt war es zu spät, die Waffe lag irgendwo in den Büschen, wo sie sie hatte fallen lassen. Mit der flachen Hand beschattete sie die Augen gegen das schräg einfallende Sonnenlicht und sah zwei Personen den Abhang herunterrutschen. Panisch blickte sie sich um. Was sollte sie tun? Weiterlaufen? Sich verstecken?
Erneut ein Ruf. Diesmal hörte sie ihn deutlich: »Laurel!«
Ihre empfindlichen Augen tränten, während sie gegen die Sonne anblinzelte. Ärgerlich wischte sie die Tränen weg und kniff die Augen zusammen. Waren das … Sam und Morgan? Aber das konnte doch nicht sein, wie sollten sie hierherkommen? Als sie näher kamen, erkannte Laurel, dass es keine Fata Morgana war. Reys Schwester war tatsächlich hier! Aufgeregt lief sie auf die beiden zu, rannte um Reys Leben. Einige Meter vor ihnen kam sie keuchend zum Stehen. Tränen liefen ihr über die Wangen.
Sie öffnete den Mund, aber es kam nur ein Stammeln heraus. »Rey … Rey …« Sie brach ab, als Sam sie an den Schultern packte.
»Was? Was ist mit Rey? Wo ist er?«
Laurel atmete tief durch. »Er ist … dort … nicht weit von hier … im Gebüsch.« Sie deutete in die Richtung, aus der sie gekommen war. »Z… zwei Männer haben versucht uns um… umzubringen. Rey ist schwer verletzt, er braucht dringend Hilfe.«
Sam schaute sie entsetzt an. »Und er liegt jetzt allein da? Verletzt … und was ist mit den Männern?«
Laurels Mund öffnete sich, aber kein Ton kam heraus.
Morgan wiederholte Sams Frage. »Laurel, wo sind die Männer jetzt?«
Laurel schluckte heftig. »Einer ist … tot, der andere bewusstlos und gefesselt.« Unruhig wanderte ihr Blick zurück zu dem Platz, wo Rey lag. »Wir müssen sofort Hilfe holen, er muss ausgeflogen werden.«
Morgan legte ihr eine Hand auf den Arm. »Komm mit und zeig mir, wo Rey ist, während Sam zur Phantom Ranch zurückläuft und jemanden benachrichtigt.«
Sam protestierte sofort. »Aber ich muss zu meinem Bruder! Er braucht meine Hilfe.«
Morgan umarmte sie. »Ja, die braucht er. Schau dir doch Laurel an, sie ist mit ihrer Kraft am Ende. Ich bezweifle, dass sie den Weg in diesem Zustand bewältigt. Ich würde selber gehen, aber ich habe mehr Erfahrung in Erster Hilfe als du.«
Sam schaute ihn schweigend an, dann nickte sie. »Du hast recht.« Sie griff nach Laurels Hand und drückte sie. »Pass gut auf Rey auf.«
Damit wandte sie sich ab und lief los.
Morgan musste Rey nur anschauen, und er begriff den Ernst der Lage. Sein Zustand war bedenklich. Er reagierte weder auf Worte noch Berührungen und blieb bewusstlos. Sein Gesicht war kalkweiß und schweißnass, die Hose und das T-Shirt, das Laurel ihm um den Kopf gewickelt hatte, waren blutdurchtränkt. Morgan setzte seinen Rucksack ab und suchte die Erste-Hilfe-Tasche heraus, die er vorsichtshalber eingesteckt hatte. Damit konnte er auch keine Wunder bewirken, aber vielleicht Reys Zustand so lange stabilisieren, bis der Hubschrauber kam. Mit grimmigem Gesicht begann er, Reys Wunden zu versorgen. Laurel saß still neben ihm im Gras, reichte ihm Verbände, Pflaster, Schere oder was immer er verlangte und hielt ansonsten Reys Hand fest in ihrer.
Schließlich waren auch Morgan die Hände gebunden. Langsam ließ er sich auf die Fersen zurücksinken und strich sich die Haare aus der feuchten Stirn. Es war inzwischen ziemlich heiß geworden, auch unter dem schützenden Blätterdach war es kaum auszuhalten. Sein Blick wanderte zu Laurel. Sie wandte die Augen nicht von Reys Gesicht ab, während sie dasaß und seine Hand hielt. Er hätte sie vorhin fast nicht wiedererkannt. Bisher hatte er sie nur gepflegt gesehen, jetzt sah sie aus wie jemand, der eine Schlacht überlebt hatte. Und das hatte sie ja auch.
Er hatte die beiden Männer gesehen – einer tot, der andere verletzt – und konnte sich vorstellen, welch ein Kampf hier stattgefunden hatte. Laurel war über und über mit Blut und Dreck beschmiert, ihre feuchten Haare hingen ihr wirr in das fleckige Gesicht. Sie trug nur noch ein knappes Top und ihre nasse Jeans. Ihre helle Haut war übersät mit Kratzern, Schürfwunden und Prellungen. Wieder
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