Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
und wieder lief ein Zittern durch ihren Körper, sie stand vermutlich unter Schock. Morgan holte eine Wasserflasche aus dem Rucksack und drückte sie Laurel in die Hand.
»Hier, trink.«
Verwirrt blickte sie ihn an. Es dauerte eine Weile, bis sie verstand, was er von ihr wollte. Mit langsamen Bewegungen nahm sie schließlich die Flasche und hob sie an den Mund. Gierig trank sie einige Schlucke, bevor sie sie zurückreichte.
»Danke.« Ihr Blick wanderte wieder zu Rey. »Er wird doch durchkommen, oder?« Als Morgan schwieg, schaute sie ihn ängstlich an. »Sag es mir bitte.«
»Wenn du die Wahrheit hören willst, ich weiß es nicht. Wenn er jetzt sofort eine Bluttransfusion bekommt und keine schweren inneren Verletzungen hat, dann wird er es schaffen. Allerdings macht mir die Wunde an seinem Kopf Sorgen.« Er zuckte hilflos mit den Schultern. »Aber ich bin kein Arzt.«
Morgan sah, wie erneut ein Zittern durch sie lief. Er holte sein Sweatshirt aus dem Rucksack und hielt es ihr hin. Es war zwar heiß, aber wenn sie unter Schock stand, brauchte sie etwas zum Überziehen, das sie ein wenig wärmte. Außerdem würden bald andere Menschen hier sein, da wollte sie bestimmt nicht in ihrem knappen Top gesehen werden. Obwohl es nicht so aussah, als würde sie das kümmern oder überhaupt bemerken.
Laurel schaute auf das Sweatshirt in seinen Händen, dann hob sie den Blick. Ihre Augen schwammen in Tränen, aber ihr gelang ein schwaches Lächeln. »Danke.«
36
Scheinbar unendlich lange Zeit später erfüllte endlich das Knattern von Hubschrauberrotoren die Luft. Während Morgan bei Rey blieb, lief Laurel aus den Büschen hinaus und auf das offene Ufer zu, um dem Piloten zu signalisieren, wo sie waren. Ängstlich sah sie zu, wie der Helikopter mehrere haarsträubende Manöver absolvierte, ehe er unsanft auf einem relativ flachen Stück Ufer landete. Ungeduldig wartete sie, bis der Sanitäter und der Notarzt ausgestiegen waren, ihre Taschen und eine Trage gegriffen hatten, dann lief sie ihnen voraus zu Rey.
Laurel war froh, dass Rey endlich professionelle Hilfe bekam, aber die ernsten Mienen der Männer machten ihr Angst. Zur Untätigkeit verdammt, hatte sie jetzt viel zu viel Zeit, um sich die schlimmsten Dinge auszumalen. Die Zähne zusammengepresst, beobachtete sie, wie Rey erst mit einer stabilisierenden Kopf- und Nackenstütze geschützt und dann behutsam auf die Trage gehoben wurde. Während Morgan und der Sanitäter die Trage zum Hubschrauber trugen, kontrollierte der Arzt Reys Zustand.
Im Bauch des Hubschraubers legten Arzt und Sanitäter eine Infusion und bereiteten eine Bluttransfusion vor.
»Wissen Sie, welche Blutgruppe er hat?«
Laurel zuckte zusammen, als sie plötzlich angesprochen wurde. »Nein, tut mir leid.«
»Dann nehmen wir erst mal Blutgruppe 0, die verträgt fast jeder.«
»Wo bringen Sie ihn hin?«, fragte Morgan. »Seine Familie kennt bestimmt seine Blutgruppe, und sobald ich angerufen habe, lasse ich es Sie wissen.«
Der Arzt hängte einen mit Blut gefüllten Beutel an die dafür vorgesehene Verankerung. »Wegen seiner Kopfverletzung möchte ich ihn ungern hohen Druckschwankungen aussetzen. Wir werden im Canyon entlang nach Las Vegas fliegen. Lake Mead Hospital, Medical Center.«
»Verstehe. Wir werden so schnell wie möglich dorthin kommen.«
Als der Arzt die Tür schließen wollte, hielt Laurel ihn zurück. »Ich möchte bitte mit.«
»Ich bedaure, Miss, aber wir können nur einen Patienten transportieren. Ein Polizeihubschrauber ist bereits auf dem Weg hierher.«
»Aber ich muss bei ihm sein!«
Morgan legte seine Hand auf ihre Schulter. »Nehmen Sie Laurel mit, sie ist ebenfalls verletzt und steht unter Schock. Es könnte sein, dass sie ärztliche Hilfe benötigt.«
Der Arzt sah ihn schweigend an, dann nickte er. »Okay, steigen Sie ein.«
Laurel lächelte Morgan dankbar an.
»Ich werde Sam sagen, dass Rey in guten Händen ist.« Nach einem letzten Händedruck duckte sich Morgan unter den Rotoren weg.
Laurel schluckte die Tränen hinunter, die wieder in ihrem Hals aufstiegen, und kletterte rasch in den Hubschrauber. Der Motor heulte laut auf und machte jede weitere Unterhaltung unmöglich. Arzt und Sanitäter trugen beide Kopfhörer, um sich untereinander verständigen zu können. Laurel sah nur ihre Mienen und Lippenbewegungen, aber sie verstand auch so, dass es nicht sehr gut um Rey stand. Endlich hob der Helikopter schwankend ab und schwebte einige Meter über dem Colorado.
Weitere Kostenlose Bücher