Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
erneut dafür schalt, dass er sich überhaupt neben sie gesetzt hatte, obwohl er durchaus noch einen anderen Platz gefunden hätte, passierte es: Krachende Geräusche ertönten aus dem kleinen Wald auf der anderen Seite des Wasserlochs, bis schließlich die Umrisse eines großen, grauen Tiers auftauchten. Aufgeregt hob Rey seinen Camcorder und balancierte ihn auf dem Knie, um zu vermeiden, dass die Aufnahme verwackelte. Er schaltete ihn an und folgte mit der Kamera dem Elefantenbullen, der sich jetzt gemächlich dem sumpfigen Tümpel näherte. Eine Weile stand er dort und prüfte die Umgebung, dann senkte er den Kopf und tauchte seinen Rüssel in den Morast. Kurze Zeit später hob er ihn wieder und sprühte das Nass über seinen Rücken.
Rey meinte fast, ein genüssliches Seufzen zu hören, als der erfrischende Matsch den heißen Körper berührte. Neben ihm knipste Laurel Foto über Foto, und auch die anderen Tourteilnehmer hatten ihre Fotoapparate und Camcorder im Einsatz. Langsam ging der Bulle vorwärts, bis er bis zum Bauch im Wasser stand. Seine Haut zeigte dunkle Flächen, wo sie mit dem brackigen Wasser in Berührung gekommen war. Mit einem Ächzen ließ sich das Tier schließlich tiefer in das Wasser sinken, die Ohren weiterhin wachsam aufgestellt. Schon bald landeten erste Vögel neben ihm, die sich daranmachten, Insekten aus seiner Haut zu picken. Ein ganz vorwitziger kroch halb in ein Ohr, nur noch seine Schwanzfedern ragten hervor.
Leider dauerte es nicht lange, bis die Idylle gestört wurde, als eine Kamera sich automatisch ausschaltete und das piepsende Geräusch den Elefanten aufschreckte. Dieser erhob sich, blickte zu ihnen hinüber und wedelte mit den Ohren. Schließlich drehte er sich um und verschwand gemächlichen Schrittes in den Büschen. Einerseits war Rey enttäuscht, dass sie den Elefanten nicht noch länger beobachten konnten, andererseits aber auch froh, dass er sich endlich wieder bewegen durfte.
Auch die nächste halbe Stunde verhielten sich die Gruppenteilnehmer leise, in der Hoffnung, dass noch irgendetwas passierte. Doch offensichtlich hatten keine weiteren Tiere Lust, sich zu zeigen. Jim machte es sich neben seiner Frau gemütlich und hielt erst einmal ein Nickerchen. So blieb nur der Guard, um Wache zu halten. Mit seinem Gewehr im Arm saß er ein Stück entfernt an einen Baum gelehnt und beobachtete die Umgebung.
Laurel hielt es nicht lange auf dem Boden aus. Zweige und harte Gräser piksten durch ihre dünne Hose, und immer in der gleichen Position zu verharren war auch nicht gerade gemütlich. Langsam und still verließ sie die Deckung der Büsche und Bäume und bewegte sich auf die Lichtung zu. Am Rand des Wasserlochs blieb sie stehen und machte ein Foto von den Abdrücken, die der Elefant im zähen Schlamm hinterlassen, und der großen Mulde, in der er sich gesuhlt hatte. Dann fotografierte sie die mächtige Akazie mit der weit ausladenden Krone, die am Rande der Lichtung stand. Sie spürte, wie jemand hinter sie trat, und drehte sich rasch um.
Natürlich war es Rey. Irgendwie tauchte er immer dort auf, wo sie gerade war. Es bestand kein Zweifel daran, dass er an ihr interessiert war, aber sie hatte nicht vor, eine von vornherein zum Scheitern verurteilte Beziehung anzufangen. Auch wenn seine Nähe ein Kribbeln in ihr hervorrief. Sie hatte einfach keine Zeit für eine Beziehung, schon gar nicht wenn der Kandidat dafür Tausende Meilen von ihr entfernt wohnte.
»Willst du etwas wirklich Lustiges sehen?« Reys Begeisterung wirkte ansteckend. Lächelnd ließ sie sich von ihm zu einem Baum führen. Er ging in die Hocke und zog sie an der Hand zu sich hinunter. »Sieh dir die Samenhülle dort an.«
Laurel beugte den Kopf, um sie eingehender zu betrachten, konnte aber nichts Besonderes entdecken. Es war einfach nur eine alte, vertrocknete Hülse. Plötzlich hüpfte das Ding in die Luft. Überrascht lachte Laurel auf. Sie hob den Kopf und blickte direkt in Reys faszinierende Augen.
Während sie die Samenhülle betrachtet hatte, war er anscheinend in ihren Anblick vertieft gewesen. »Eine Käferlarve ist darin, deshalb hüpft sie.«
»Findet sie den Ausgang nicht?«
»Nein, ich denke, sie bewegt sich einfach nur. Oder sie hat Schluckauf.«
Bei der Vorstellung musste Laurel abermals lachen.
»Ich wollte gerade meinen Camcorder holen, aber ich dachte, dass ich die Hülse vielleicht nicht mehr finde. Könntest du …«
»Geh ruhig, ich passe hier auf, dass sie nicht
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