Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
nicht?«
Eine gute Frage. Es würde bestimmt zu allerlei peinlichen Situationen kommen, wenn man erst nachsehen musste, ob gerade jemand duschte.
»Ganz einfach. Wenn der Eimer nicht beim Kessel steht, dann duscht gerade jemand.«
Stimmt, das konnte klappen. Außerdem könnte man die Köpfe abzählen, bevor man den Weg hinaufging. Oder jemanden fragen, es würde bestimmt immer jemand in der Sitzecke sein, der wusste, ob die Dusche gerade benutzt wurde. Laurel zwang sich, die Sache nicht gleich zu verdammen, bevor sie sie ausprobiert hatte. Ihr Artikel versprach jedenfalls immer abenteuerlicher zu werden. Außerdem waren sie nur zwei Tage hier, und danach konnte sie sich ausgiebig in der Hütte waschen, die sie sich für eine Nacht im Hilltop Camp reserviert hatte. Das hob ihre Stimmung wieder etwas, wenn auch nur für kurze Zeit.
Denn jetzt gingen sie zu den Toiletten. Wieder am Lager vorbei, wo Jim einen Spaten mitnahm, der an einem Baum lehnte, und einen weiteren Trampelpfad entlang, diesmal in die andere Richtung, etwas weiter entfernt. Ein Spaten? Wozu brauchten sie einen Spaten, wenn sie auf die Toilette gehen wollten? Ein ungutes Gefühl machte sich in Laurel breit. Sicher würde es hier … Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie auf eine weitere Lichtung kamen. Weit und breit kein Toilettenhäuschen in Sicht. Fröhlich grinsend stützte Jim sich auf den Griff des Spatens.
»Das hier ist die Toilette. Ganz einfach – ihr sucht euch ein freies Plätzchen, grabt ein Loch, verbrennt danach das Toilettenpapier und schüttet das Loch wieder zu.« Er hob die Augenbrauen und betrachtete die geschockten Gesichter der Gruppe. »Irgendwelche Fragen?«
Niemand meldete sich. Mit glasigen Augen schauten sie auf die weite Fläche mit den entwurzelten Baumstämmen und dem noch recht frisch duftenden Elefantendung auf dem umgegrabenen Sandboden. Das hier sollte die Toilette sein? Selbst ein einfacher Busch wäre dem hier vorzuziehen, dachte Laurel. Natürlich ohne Stacheln.
»Okay, dann treffen wir uns in einer halben Stunde für eine kleine Tour in die Umgebung.« Jim ging ein paar Schritte und drehte sich dann noch einmal um. »Ach, noch etwas: Geht möglichst im Dunkeln nicht mehr so weit vom Lager weg, hier tauchen häufiger Elefanten und andere gefährliche Tiere auf.«
Unbehaglich blickte Laurel sich um. Gut zu wissen. Obwohl sie der Warnung sicher nicht bedurft hätte, sie würde auf keinen Fall noch einmal zu diesem Ort gehen. Sie würde warten, bis sie in ihrer luxuriösen Hütte im Hilltop war, ehe sie überhaupt wieder daran dachte, auf die Toilette zu gehen. Angewidert wandte sie sich ab. Sie hatte bestimmt keinen Luxus erwartet, aber unter dem im Prospekt vermerkten Satz:
Es gibt keine anspruchsvollen Einrichtungen
hatte sie gewiss nicht verstanden, dass überhaupt keine sanitären Einrichtungen vorhanden waren. Kein fließendes Wasser, okay. Ein Plumpsklo, in Ordnung. Aber ein durchgepflügtes Toilettenfeld: Nein! Mit großen Schritten entfernte sie sich in Richtung Lager.
Rey schloss zu ihr auf und passte seine Schritte ihren an. »Sehen Sie es als Teil eines großen Abenteuers.«
Laurel blieb stehen und drehte sich zu ihm um. »Ich weiß ja nicht, was Sie als abenteuerlich empfinden, aber ich und vermutlich so ziemlich alle Frauen hier empfinden diese ›Toilette‹ jedenfalls als eine Zumutung.«
Rey zuckte mit den Schultern. »Ich finde es auch nicht toll, aber es ist nun einmal so, und wir müssen damit leben.«
Schon wieder diese praktische Einstellung. Und wieder hatte er recht. Es half nichts, sich darüber aufzuregen, weil es sich nicht ändern ließ. Sie konnte tatsächlich nur versuchen, das Beste aus der Situation zu machen. Auf jeden Fall würde sie sich demnächst vorher genau nach den sanitären Einrichtungen erkundigen, sollte sie jemals wieder an einer Wandersafari teilnehmen wollen.
Warum hatte sie das nicht getan? War sie so auf diesen Job versessen gewesen, dass ihr alles andere egal gewesen war? Es sah so aus.
Laurels Mundwinkel bogen sich nach unten. Keine angenehme Vorstellung, dass sie so planlos und Hals über Kopf in diesen Auftrag geschlittert war. Im Prinzip besaß sie einen guten Job, der ihr ein sicheres Einkommen einbrachte. Aber das genügte ihr anscheinend nicht. Immer wenn sie wieder etwas erreicht hatte, war sie lediglich ein paar Monate damit zufrieden, bevor sich erneut diese Unruhe in ihr breitmachte. Als würde sie nach etwas suchen, es aber nirgendwo
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