Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
gekommen war: Tiere in ihrer heimischen Umgebung zu beobachten und zu filmen. Diese Kreaturen übten eine so elementare Wirkung aus – und nicht selten brachten sie einen auch zum Lachen –, dass die Strapazen des Tages schon beinahe vergessen waren. Auch auf Laurels Gesicht breitete sich ein zufriedenes Lächeln aus. Rey wurde es warm ums Herz bei ihrem Anblick. Behutsam, um sie nicht zu erschrecken, beugte er sich vor, bis sein Mund nur noch einen Hauch von ihrem entfernt war. Seine Hand fuhr durch ihre Haare, umfasste sanft ihren Hinterkopf und zog sie näher zu sich heran. Mit der Zunge fuhr er über ihre Lippen, kostete ihren Geschmack. Aus Laurels Kehle kam ein Laut, der einem Schnurren ähnelte.
Mit einem fast lautlosen Stöhnen schob er sich dichter an sie und küsste sie. Zärtlich zunächst und schließlich immer leidenschaftlicher. Es dauerte nicht lange, und er verlor sich in diesem Kuss. Es war, als hätte er jahrelang auf diesen Moment gewartet, um nun all die Intensität und Hingabe zu spüren, die ihm so lange verwehrt geblieben waren. Erst als eines der Schweine ein hohes Quieken ausstieß, lösten sie sich schwer atmend voneinander. Rey blickte schweigend auf Laurel hinunter, die ihn ebenso aufmerksam musterte. Mit dem Daumen fuhr er zärtlich über ihre geröteten Lippen, dann zwang er sich dazu, sich wieder dem Geschehen auf der Lichtung zuzuwenden. Sie mussten schließlich noch wachsam bleiben, da sie sich allein und schutzlos hier draußen befanden.
Außerdem sollte er sich mehr darauf besinnen, wozu er eigentlich hier war, schalt er sich im Geiste. Und da die Gelegenheit gerade günstig war, wollte er sie nicht ungenutzt verstreichen lassen. Vorsichtig, um möglichst keines der Tiere aufzuscheuchen, holte er seine Kamera aus dem Rucksack, stützte sie auf seinem Knie ab und fing an zu filmen.
Während die Schweine sich nach einiger Zeit genug gesuhlt hatten und sich auf der Suche nach einer anderen Beschäftigung entfernten, blieb das Nashorn weiter im Schlamm liegen. Rey filmte noch eine letzte Sequenz, dann ließ er die Kamera sinken. Ein Blick auf Laurel sagte ihm, dass es nun wirklich Zeit war aufzubrechen. Ihre Augen waren geschlossen, ihr Kopf nach vorne gesunken; sie wirkte völlig erschöpft und brauchte dringend Schlaf und Erholung. Sie mussten sich beeilen, sonst würden sie es bei Tageslicht nicht mehr rechtzeitig bis zum Camp schaffen. Er richtete sich lautlos auf und betrachtete noch einmal die friedliche Szene vor ihm. Wenn er doch nur seine Profikamera und das Stativ hier hätte! Aber daran konnte er jetzt nichts ändern. Außerdem hatte er später im Peace Park noch genug Zeit für seine Aufnahmen, jetzt musste er zusehen, dass sie beide heil ins Lager zurückfanden.
Plötzlich sah er aus den Augenwinkeln auf der anderen Seite der Lichtung etwas aufblitzen. Stirnrunzelnd schaute er hinüber, doch er entdeckte nichts. Wahrscheinlich war es ein Sonnenstrahl gewesen, der sich an einem Blatt gebrochen hatte.
Sanft berührte er Laurels Schulter und beobachtete, wie sie träge die Augen aufschlug. Ihre Lider hoben sich schwerfällig, flatterten ein paar Mal, bevor sich ihre Augen auf ihn richteten. Schlagartig war sie hellwach.
»Oh nein, bin ich etwa eingeschlafen?« Ihre Stimme war vom Schlaf ganz heiser. Verlegen räusperte sie sich.
Rey beugte sich zu ihr vor und legte die Lippen an ihr Ohr. »Ja, aber nur kurz. Du hast nichts verpasst.«
Laurel blickte zu dem Nashorn, das noch immer genüsslich seinem Bad frönte, und lächelte dann. »Es scheint so. Wir müssen wohl los?«
»Ich würde ungern im Dunkeln noch hier herumirren.«
Leise standen sie auf und packten ihre Sachen zusammen. Rey wollte gerade seine Kamera im Rucksack verstauen, als plötzlich ein Schwarm Vögel aus einer Akazie aufstob und mit lautem Geschrei davonflog. Auch das Nashorn hatte sich erhoben und begann nun langsam zum Dickicht zurückzutrotten. Mit einem Mal legte es an Tempo zu. Hatte es eine Gefahr gewittert? Soweit Rey wusste, hatte das Nashorn keine natürlichen Feinde. Kein Fleischfresser interessierte sich normalerweise für ein Nashorn – es sei denn, das Tier war krank und schwach und damit eine leichte Beute für Raubtiere. Dennoch schien das Tier beunruhigt zu sein, denn kaum hatte es festeren Boden erreicht, trabte es auch schon los. Mit den kurzen, stämmigen Beinen konnte es sich erstaunlich schnell fortbewegen, und in Sekundenschnelle überquerte es die Lichtung und hielt auf das
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