Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
eine Federkernmatratze, aber immerhin mussten sie nicht auf den nackten Felsen liegen. In der Nacht würde es sicher etwas abkühlen, aber richtig kalt wurde es jetzt im afrikanischen Frühling nicht mehr.
Laurel schaute in die Nacht hinaus. Vom journalistischen Standpunkt aus hätte sie sich über diese Geschichte freuen müssen, aber liebend gerne hätte sie darauf verzichtet. Im Gegensatz zu vielen Kollegen war sie nicht auf Abenteuer aus, sie war zufrieden damit, an einem Schreibtisch zu sitzen und solide recherchierte Artikel zu schreiben. Wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass sie selbst schuld an der Situation war. Hatte sie sich nicht freiwillig gemeldet, als in der Redaktion jemand gesucht wurde, der über eine Abenteuersafari schreiben sollte? Hätte sie sich damals zurückgehalten, dann säße sie jetzt in einem klimatisierten Büro in der Stadt, anstatt mitten in der Wildnis um ihr Leben zu fürchten. Allerdings hätte sie dann auch Rey nicht kennengelernt …
Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie, wie er über seinem Rucksack hockte und alles heraussuchte, was sie brauchen würden: Essen, Trinken, ein Taschenmesser. Sie wollte lieber nicht weiter darüber nachdenken, wozu das Messer im Notfall diente. Trotz der Wärme fröstelte sie. Rey schien ihren Blick bemerkt zu haben, denn er hob den Kopf und schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln. Wärme durchströmte sie und vertrieb die Kälte in ihrem Körper. Mit jedem Lächeln, jeder freundlichen Geste grub er sich tiefer in ihre Gedanken – und ihr Herz. Verdammt, sie hatte doch solchen Verwicklungen aus dem Weg gehen wollen! Und jetzt saß sie hier, mitten in der Wildnis, und lächelte diesen Mann an.
Abrupt wandte sie den Blick ab. Sie hatte Angst, dass er in ihren Augen lesen könnte, wie sehr sie ihn mochte, wie sehr sie sich nach seinem Körper sehnte. Laurel schlang die Arme um die Knie und malte sich aus, wie es wäre, noch einmal seine Nähe zu fühlen, in seinem Kuss zu versinken.
Rey bemerkte, wie Laurel sich von ihm zurückzog und blicklos in die anbrechende Nacht hinaussah. Was würde er dafür geben, jetzt ihre Gedanken lesen zu können. Vielleicht würde sie sich ihm später anvertrauen, ihm sagen, was sie bedrückte. Er schwor sich, sie zu beschützen, solange sie hier draußen waren. Warum hatte er eigentlich eine solche Angst empfunden, als die Nashörner sie bedroht hatten, und später, als der Wilderer sie verfolgte? Auf seinen zahlreichen Reisen hatte er schon manche gefährliche Situation erlebt, doch noch nie hatte er diese existenzielle Furcht verspürt. Auf einmal wurde ihm klar, warum es diesmal anders war: Er hatte vor allem Angst um Laurel gehabt, Angst davor, sie schon wieder verlieren zu müssen, noch ehe sie sich richtig gefunden hatten.
Die Nacht hatte sich jäh wie ein dunkler Vorhang auf sie herabgesenkt, und er konnte Laurel nur noch schemenhaft wahrnehmen – die steife Haltung ihres Rückens, ihre um die Beine geschlungenen Arme.
»Hier sind wir gut aufgehoben.«
Laurel wandte ihm den Kopf zu. »Glaubst du?«
»Ja. Die Wilderer werden bestimmt nicht nachts durch den Park laufen, das wäre viel zu gefährlich.«
Laurel schauderte. »Gut zu wissen.«
»Warum?«
»Wir sind auch mitten im Park!«
»Aber wir laufen nicht draußen herum. Die Höhle schützt uns.«
Rey legte die Taschenlampe, die er vorsichtshalber wieder ausgeschaltet hatte, auf ihr provisorisches Bett und kletterte zu ihr hinüber. Er setzte sich neben sie und legte den Arm schützend um ihre Schultern. Ein Zittern lief durch ihren Körper.
»Du frierst. Soll ich dir deine Windjacke geben?«
»Ja, bitte.«
Rey reichte sie ihr und beobachtete, wie sie die Jacke hastig überstreifte. Dann zog er sie wieder in seine Arme. »Besser so?«
Mit einem Seufzen ließ Laurel den Kopf auf seine Schulter sinken. »Ja …« Sie stockte. »Nein. Ich weiß auch nicht, was los ist, bis eben ging es mir noch gut, aber mir ist gerade wieder klar geworden, wie knapp wir vorhin diesem Mann entkommen sind. Scheint so, als hätte der Schock gewartet, bis ich mich irgendwo ruhig hingesetzt habe.«
Rey kauerte dicht neben ihr, seine Finger strichen über ihre Arme, dann nahm er ihre Hände in die seinen. »Das geht mir genauso.«
Laurel blickte ihn erstaunt an. »Du hast Angst? Du sitzt doch ganz ruhig da!«
»Das ist nur äußerlich. Glaub mir, innerlich bibbere ich wie ein Wackelpudding.«
Die Vorstellung ließ Laurel auflachen, dann hielt sie
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