Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
es besser, wenn sie sich in der verbleibenden Helligkeit einen geeigneten Platz zum Übernachten suchen würden. Er wandte sich zu Laurel um, die ihm die ganze Zeit stumm gefolgt war. Ihr Kopf war gesenkt, die Hände hatte sie zu Fäusten geballt. Ein Stich fuhr Rey durchs Herz. So niedergeschlagen und verängstigt, wie sie wirkte, tat sie ihm unendlich leid.
Er legte eine Hand auf ihre Schulter und drückte sie beruhigend. »Keine Angst, ich glaube nicht, dass sie uns folgen. Wir sind bestimmt bald in Sicherheit.«
Laurel blickte ihn an. Er erschrak, als er ihre glänzenden Augen sah, es schien fast, als hätte sie Fieber. »Darum geht es gar nicht. Ich bin so was von wütend, ich könnte die Kerle mit bloßen Händen in der Luft zerreißen!«
Ihre heisere Stimme vibrierte vor Empörung. Rey schluckte ein überraschtes Lachen hinunter, als er erkannte, dass sie es absolut ernst meinte. Wenn die Männer jetzt vor ihr stünden, würden sie sich wünschen, nie einen Fuß in den Park gesetzt zu haben.
Lächelnd drückte er Laurels Finger. »Wir werden alles tun, um diese Kerle dafür bezahlen zu lassen. Wenn ich erst wieder zu Hause bin, werde ich den Film zur Veröffentlichung anbieten. Der Stoff ist so heiß, dass irgendein Sender bestimmt zugreifen wird. Und dann wird es in unserem Land bestimmt jemanden geben, der den Amerikaner als seinen Nachbarn, Kollegen oder Freund erkennt. Abgesehen davon, dass sein Ruf geschädigt wird, besteht auch die Möglichkeit, dass er juristisch belangt wird.«
»Glaubst du wirklich?«
»Oh ja. Wir haben sein Gesicht auf Film, vergiss das nicht. Und was die afrikanischen Helfer angeht, wenn das wirklich eine Uniform der hiesigen Park Ranger war, dann wird man den Burschen bei der Parkverwaltung unschwer erkennen können.«
»Stimmt.« Tränen traten Laurel in die Augen. »Aber das Nashorn macht es auch nicht wieder lebendig.«
»Nein, aber vielleicht können wir verhindern, dass diese Männer so etwas noch einmal machen.«
»Dann macht es jemand anders.«
Rey seufzte. »Vermutlich. Aber mehr können wir nicht tun, und vielleicht erreichen wir ja, dass die Kontrollen hier in der Gegend verschärft werden.«
»Ja, das wäre immerhin etwas.« Laurel blickte zum Himmel, der sich langsam rötlich färbte. »Wir werden es nicht schaffen, oder?«
Rey drückte ihre Hand. »Nein. Wir suchen uns jetzt am besten eine Stelle, wo wir übernachten können. Einen geschützten Platz.«
»Okay.« Laurel sah sich suchend um. »Was hattest du so im Sinn? Ein Hotelzimmer oder einen Campingplatz?«
Er lachte. Wie gut, dass sie trotz allem ihren Humor nicht verloren hatte. »Ich werde es dir sagen, wenn ich die Übernachtungsmöglichkeit sehe.«
»Da bin ich aber gespannt.«
Das Gelände wurde hügeliger. Kleine steinerne Terrassen wechselten sich mit grasbewachsenem Boden ab. Rey erklomm eine dieser Naturterrassen in der Hoffnung, weiter oben eine geeignete Stelle für die Nacht zu finden. Gerade als sie einen sandigen Kanal durchquerten, der durch die während der Regenzeit herrschenden Sturzfluten entstanden war, ertönte nicht weit hinter ihnen ein Knacken. Rey wirbelte herum und schob Laurel hinter sich.
Kreidebleich und mit großen Augen starrte sie ihn erschreckt an. »Was war das?«
»Sicher nur ein Tier.« Rey versuchte, möglichst gelassen zu klingen, aber es gelang ihm nicht ganz.
»Ich weiß nicht, ob mich das beruhigt.«
»Es ist nicht sehr wahrscheinlich, von Tieren angegriffen zu werden. Schon gar nicht zweimal am selben Tag.« Ein sehr kläglicher Versuch, Laurel zu trösten, dachte Rey bei sich.
Inzwischen waren sie auf der anderen Seite des Bachlaufs angekommen und machten sich daran, das sandige Steilufer zu erklimmen. Im letzten Moment rutschte Laurel aus und wäre fast wieder hinuntergefallen, wenn Rey sie nicht geistesgegenwärtig an ihrem T-Shirt festgehalten hätte. Erschöpft tauchten sie in das Dickicht der Büsche ein und kauerten sich auf den Boden.
»Und für wie wahrscheinlich hättest du vorher das eingeschätzt, was wir heute alles erlebt haben?« Laurels Stimme war nur noch ein Hauch.
Angespannt suchte Rey nach der Ursache für das Geräusch, doch er konnte nichts entdecken. »Nicht besonders. Allerdings finde ich es an der Zeit, dass unsere Pechsträhne allmählich ein Ende findet.«
»Wem sagst du das.«
Wieder knackte es, diesmal näher als zuvor. Es klang so, als würde jemand – oder etwas – sich durch das Unterholz auf sie zubewegen. Und
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