Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
erschrocken die Hand vor den Mund. Dabei zog sie seine Hand mit sich, und ihre Lippen streiften darüber. Gänsehaut bildete sich an seinem ganzen Körper.
Langsam ließ sie die Hände wieder sinken und schaute ihm tief in die Augen. »Das hast du nur gesagt, damit ich mich besser fühle.«
»Nein, es ist die Wahrheit. Auch auf die Gefahr hin, dass ich jetzt mein Supermann-Image beschädige, aber ich finde es nicht unbedingt lustig, von einer Herde Nashörner oder, noch schlimmer, einem Mann mit Waffe verfolgt zu werden. Solange ich gelaufen bin, hatte ich andere Dinge im Kopf, aber jetzt, wo die unmittelbare Gefahr vorüber ist und ich Zeit habe, darüber nachzudenken, bekomme ich nachträglich ein mulmiges Gefühl im Magen. Mir ist es auch lieber, wenn ich mir die Natur in Ruhe ansehen kann und nicht mitten in einen Actionfilm gerate.«
Laurels Augenbraue hob sich. »Bist du sicher, dass du weiter Tierfilme drehen willst?«
»Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Ich hatte mir vorgenommen, es hier in Südafrika auszuprobieren, mir die Zeit zu nehmen und zu sehen, was dabei herauskommt. Sollte es nicht klappen, kann ich immer noch die Finger davon lassen.«
»Eine gute Einstellung.«
Lächelnd drückte Rey die Lippen auf ihren Handrücken. »Ja, wenn die Safari zu Ende ist, werde ich ohnehin in die Staaten zurückkehren.«
»Nach …« Laurel stockte und zog die Stirn in Falten. »Irgend so ein Ort am Grand Canyon, oder?«
»Aha, du hast heute früh also doch zugehört. Ich komme aus Kanab. Einem kleinen Ort auf dem Kaibab Plateau, wo es ringsherum nichts als Wald gibt.«
»Muss schön dort sein. Ganz anders als Atlanta, wo ich herkomme.«
»Ich weiß.«
»Woher?«
Rey grinste. »Ich habe auf deinen Zettel geschaut, erinnerst du dich noch?«
Ja, sie erinnerte sich durchaus. Gott, war das wirklich erst an diesem Morgen gewesen? In der Zwischenzeit war so viel geschehen … Sie fröstelte. Dankbar lehnte sie sich an Rey, als seine Hand beruhigend über ihren Rücken strich. Seine Lippen berührten ihre Stirn, ihre Schläfe.
Seine Stimme klang rau, als er schließlich sprach. »Glaub mir, wir sind hier so sicher, wie wir nur sein können. Die Männer werden uns nicht finden, selbst wenn sie noch nach uns suchen sollten, was ich nicht glaube. Und auch vor den Tieren brauchen wir hier keine Angst zu haben. Wozu sollten sie sich mit uns beiden mageren Würstchen abgeben, wenn da draußen ganz andere Brocken auf sie warten.«
Laurel lachte. Erstaunlich, dass sie noch immer dazu in der Lage war. Jetzt wusste sie, dass sie es Rey zu verdanken hatte, dass sie bisher weder in Panik geraten war noch den Mut verloren hatte. Sie kannte ihn weniger als einen Tag, aber trotzdem spürte sie, dass er alles tun würde, um sie hier sicher herauszubringen.
Sie legte ihre Hand auf seine. »Ich hoffe, das wissen die wilden Tiere auch.«
Sanft zog Rey sie noch dichter an sich. »Garantiert, die haben doch Erfahrung.«
Eng umschlungen saßen sie in der undurchdringlichen Dunkelheit. Beide schwiegen eine Weile.
»Rey?«, sagte Laurel nach einigen Minuten.
»Ja?« Seine Stimme war ein tiefes Brummen dicht neben ihrem Ohr.
»Hast du so etwas schon mal erlebt?«
»Was? Von Tieren verfolgt zu werden?« Laurel nickte und Rey fuhr fort. »Nicht ganz so extrem, aber im Yellowstone National Park bin ich beim Filmen einmal zu nah an einen Bison geraten. Er fand das nicht besonders lustig und meinte, mich aus seinem Revier vertreiben zu müssen.«
»Was hast du getan?«
»Ich bin gerannt. Um mein Leben.« Rey lachte. »Vor Angst ist mir das Herz in die Hose gerutscht. Glücklicherweise können Bisons nicht auf Bäume klettern.«
»Ich bin froh, dass du heute bei mir warst.«
Rey küsste ihre Schläfe. »Ich auch.« Seine Augen glitzerten in der Dunkelheit. »Sonst hätte ich dich nicht getroffen.«
»Rey …«
Rasch legte er den Zeigefinger auf ihre Lippen. »Schsch … Sag nichts.«
Er hatte schon wieder recht. Sie schwieg besser, sie hätte ohnehin nicht gewusst, was sie ihm sagen sollte. Dass sie sich auch freute, ihn getroffen zu haben? Natürlich tat sie das. Es war sogar noch weit mehr, aber ihre Gefühle waren in Aufruhr, und sie wusste nicht, wie viel davon Dankbarkeit, Zuneigung oder mehr war. Und bevor sie das nicht geklärt hatte, wäre es besser, wenn sie ihre Gefühle Rey gegenüber unerwähnt ließ. Auch wenn ihr das Schweigen darüber im Moment noch so schwerfiel. Am liebsten hätte sie sich einfach in seine
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