Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
zwar aus genau der Richtung, aus der sie gekommen waren. Mit der Hand auf ihrem Rücken drückte Rey Laurel tiefer in den weichen Sand. Gleichzeitig kam ihm in den Sinn, dass ein möglicher Verfolger nur ihren Fußspuren folgen musste, um sie zu finden. Deutlich waren die Abdrücke ihrer Sohlen im Sand erkennbar. Verdammt, warum hatten sie sich nicht die Zeit genommen, die Spuren zu verwischen? Jetzt war es zu spät. Wer immer ihnen folgte, würde ohne Probleme erkennen, wohin sie geflohen waren. Laurels Zittern ging ihm nahe, nur schlecht konnte er es ertragen, wenn sie sich fürchtete. Gerade erst hatte er ihr versprochen, dass sie hier sicher waren und ihnen nichts mehr passieren konnte. Doch jetzt sah es so aus, als hätte er ihr zu früh Versprechungen gemacht.
Mit angehaltenem Atem lauschte er auf weitere Geräusche, doch es blieb still. Zu still. Irgendwo zwischen den Büschen lauerte Gefahr, denn auch die Vögel hatten aufgehört zu singen. Ein leises Schaben ertönte, als Laurel unruhig ihr Gewicht verlagerte. Rey legte den Zeigefinger an die Lippen.
Die hellbraunen Augen hatten sich vor Angst verdunkelt, ihre Lippen waren fast blutlos, so fest hatte sie sie zusammengepresst. Als Antwort nickte sie ihm zu. Rey gelang ein kleines, beruhigendes Lächeln. Noch am Morgen hätte er nicht gedacht, dass Laurel, die offenbar Stadtkind war, sich in der Wildnis so gut halten würde. Und dabei war nur eine harmlose Safari geplant gewesen, keine Flucht vor wild gewordenen Nashörnern. Erst recht nicht, dass sie mitansehen mussten, wie Wilderer ihr Unwesen trieben, und sie schließlich von den bewaffneten Tiermördern verfolgt wurden. Trotz ihrer großen Angst war Laurel in keiner Sekunde in Panik ausgebrochen. Kein Jammern und kein Klagen. Während Rey aufmerksam die Umgebung beobachtete, hielt er Laurel dicht an sich gedrückt und strich ihr beruhigend über die Wange. Vom ersten Moment an hatte er es instinktiv gespürt: Laurel war eine außergewöhnliche Frau.
Zäh verrannen die Minuten, während sie darauf warteten, dass sich der Urheber der Geräusche zeigte, doch nichts geschah. Als der Gesang der Vögel schließlich wieder einsetzte, entschied Rey, dass sie weitergehen konnten. Natürlich könnte sich jemand genau wie sie im Unterholz versteckt halten. Andererseits würde es bald dunkel werden, und dann wollte er einen sicheren Schlafplatz gefunden haben. Also gab er Laurel ein Zeichen, dass sie ihm so leise wie möglich folgen solle.
11
Eine weitere halbe Stunde später ragte vor ihnen eine Felswand empor, die mehrere kleine Nischen aufwies. In den Felsspalten hatten sich Yuccas und andere Pflanzen angesiedelt. Sie erklommen einen schmalen Sims, kletterten an einer dünnen Akazie vorbei und umrundeten einen größeren Felsblock. Schließlich standen sie vor einer Nische, die gerade breit genug war, um zwei Personen zu beherbergen. Rey duckte sich, um nicht gegen die obere Kante zu stoßen, und prüfte, ob der unebene Untergrund ihr Gewicht trug, bevor er Laurel zu sich winkte.
Vorsichtig betrat sie die Felsöffnung und blickte sich um. Die kahlen Felswände schimmerten rötlich in der untergehenden Sonne, auf dem Boden lagen kleinere Steine und Sand. Nicht gerade das Ritz, aber für eine Nacht würde es gehen. Vor allem waren sie hier vor Tieren sicher – den meisten Tieren –, der Zugang war zu schmal für alles, was größer war als eine Katze. Eine große Katze. Unbehaglich schaute Laurel sich um. Was war, wenn plötzlich ein Löwe oder Leopard auftauchte?
Rey schien ihre Gedanken zu erraten. »Dies ist der sicherste Platz, den wir finden konnten.«
Sie ließ den Blick über das Tal unter ihnen schweifen, das die letzten Strahlen der untergehenden Sonne in ein glühendes Licht tauchte. Die wenigen Akazien ragten riesenhaft in den Himmel. Tief nahm sie den Anblick der Landschaft in sich auf. Die Natur des Umfolozi war rau und erbarmungslos, aber eben auch wunderschön.
Rey trat leise neben sie. »Was meinst du?«
»Du hast recht. Gleich wird es stockdunkel sein, und da sollten wir nicht mehr draußen umherirren. Außerdem werden wir wohl kaum einen besseren Platz finden.« Sie setzte ihren Rucksack ab und öffnete ihn. »Zeit, es uns etwas gemütlicher zu machen.«
Während Rey eine kleine Taschenlampe aus seinem Rucksack nahm und die Nische nach etwaigen Untermietern durchsuchte, breitete Laurel die beiden Handtücher, die sie eingesteckt hatten, zu einem notdürftigen Lager aus. Nicht gerade
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