Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
schmerzhaft. Es war schon richtig gewesen, die Safari nicht vorzeitig enden zu lassen, aber jetzt brauchte sie dringend eine heiße Dusche und ein weiches Bett, in dem sie mindestens zehn Stunden durchschlafen konnte. Die anderen Tourteilnehmer waren Laurel und Rey äußerst dankbar gewesen, dass sie wegen ihnen die Tour nicht vorzeitig abbrechen mussten. Aber wenn Laurel ehrlich war, hatte sie es nicht der anderen wegen getan. Sie redete sich ein, dass sie die Safari wegen ihres Berichts fortgesetzt hatte, was zum Teil auch stimmte. Doch es gab noch einen weiteren Grund, den sie sich nicht gerne eingestand: Sie hatte den Abschied von Rey noch etwas hinauszögern wollen.
Und sie hatte es nicht bereut. Rey war die ganze Zeit nicht von ihrer Seite gewichen, hatte sie aufgemuntert und sie zum Lachen gebracht. Zurück im Zeltlager trafen sie sich prompt bei der Dusche wieder. Und Laurel hatte es genossen, wie Rey ihr den schmerzenden Rücken wusch. Es war wie selbstverständlich gewesen, und es hatte ihr nichts ausgemacht, dass er sie nur mit dem Bikinihöschen bekleidet sah. Sie schlug sich fröstelnd die Arme um den Oberkörper, als sie sich in Erinnerung rief, wie seine warmen Hände ihren Rücken massierten. Und wie sie sich dann bei ihm für seine Mühe revanchiert hatte.
Mühsam riss sie sich zusammen. Sie konnte es sich nicht leisten, jetzt den Kopf zu verlieren. Einen Augenblick lang vergrub Laurel das Gesicht in den Händen. Ganz egal was sie sich vorgenommen hatte: Die Sache war längst mehr als ein harmloser Urlaubsflirt. Zumindest was sie betraf. Wie durch einen Zauber hatte Rey etwas geschafft, was seit Langem keinem Mann mehr gelungen war und vor allem nicht in so kurzer Zeit: komplett unter ihre Haut zu dringen. Seine Freundlichkeit, seine Nähe und seine Liebkosungen – sein ganzes Wesen berührte sie.
Doch sie durfte ihren Gefühlen nicht nachgeben, denn dann würde genau das passieren, was sie sich geschworen hatte, niemals zuzulassen: Sie würde sich in einen Reisenden verlieben. Ihr Leben lang hatte sie gesehen, wie sehr ihre Mutter unter der ständigen Abwesenheit ihres Vaters gelitten hatte. Wie schwer es für sie gewesen war, ihm gegenüber so zu tun, als würde sie gut alleine zurechtkommen, während er für Wochen oder manchmal sogar monatelang Geschäftsreisen in die ganze Welt unternahm. Mochten sie sich auch noch so geliebt haben – am Ende wurden sie dann doch geschieden, weil ihre Mutter die Trennungen einfach nicht mehr aushielt.
Nein, so wollte Laurel nicht leben. Deshalb hatte sie sich geschworen, einen weiten Bogen um alle Männer zu machen, denen die Freiheit wichtiger war als ihre Familie. Nur bei Rey hatte sie kläglich versagt. Gut, als sie von ihrer Gruppe getrennt worden waren, hatte sie gar keine Möglichkeit gehabt, ihm auszuweichen. Sie war auf Gedeih und Verderb seiner Hilfsbereitschaft ausgeliefert gewesen. Wobei das natürlich nur ein Teil der Wahrheit war, denn auch sie hatte seine Gefühle erwidert, als sie sich leidenschaftlich in dem Gebüsch geküsst hatten. Und dass das nichts mit Dankbarkeit zu tun gehabt hatte, war ihr auch mittlerweile klar. Aber geschehen war geschehen und konnte nun nicht mehr rückgängig gemacht werden – falls sie das überhaupt wollte.
Doch warum hatte sie zugestimmt, dass sie sich später am Abend noch in ihrer Hütte hier im Hilltop Camp trafen? Obwohl Rey den Naturpark ursprünglich noch heute verlassen wollte, hatte er beschlossen, sich für eine Nacht eine Hütte zu mieten. Je länger sie den Abschied hinauszögerte, desto schwerer würde er ihr fallen. Mit einem tiefen Seufzer schlug sie die Autotür zu. Jetzt freute sie sich erst mal auf die Dusche – eine Dusche, die den Namen auch verdiente –, die in der großen, orange gestrichenen Hütte auf sie wartete. Das strohgedeckte Dach leuchtete in der Nachmittagssonne und vermittelte einen Eindruck von Ruhe und Frieden. Nach den Strapazen der vergangenen zwei Tage und der spartanischen Ausstattung ihres Zeltlagers verhieß das Camp hier den puren Luxus.
Laurel beugte sich gerade in den Kofferraum, als neben ihr ein Jeep hielt. Unwillkürlich zuckte sie zusammen. Die Angst, dass die Wilderer sie verfolgen könnten, saß ihr immer noch in den Knochen. Erleichtert entspannte sie sich, als sie sah, dass es Rey war. Eine Hand über ihr wild klopfendes Herz gelegt, lehnte sie sich an das Heck ihres Mietwagens.
»Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken.«
Sie befeuchtete ihre
Weitere Kostenlose Bücher