Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
einfach so gehen lassen wollte, sondern weil sie sich wegen der Wilderer Sorgen machte. »Ich glaube nicht. Die werden wohl schon über alle Berge sein, aber ganz sicher kann man natürlich nie sein.« Er brachte ein beruhigendes Lächeln zustande. »Außerdem habe ich unsere Anmeldeformulare mitgehen lassen. Da müssten sie schon Zugang zum Computersystem des Parks haben …«
»Aber wenn einer der Männer vom Park-Service war?«
»Tja, dann könnte es sein, dass sie doch noch an unsere Adressen kommen. Allerdings, woher sollten sie wissen, dass wir es waren, die sie gesehen haben? Dann müssten sie hinter allen Mitgliedern unserer Gruppe her sein. Nein, vermutlich sind sie schon längst wieder auf dem Weg nach Hause.«
Laurel knabberte an ihrer Unterlippe, offensichtlich nicht ganz überzeugt. »Wäre es nicht sinnvoll, wenn wir zusammenblieben, bis wir am Flughafen sind?« Sie zögerte. »Die Hütte ist so groß, da gibt es sicher eine Couch oder ein zweites Bett für dich.«
Rey fühlte, wie Wärme sich in seinem Brustkorb ausbreitete. Auch wenn sie ihn vermutlich nur aus Angst hier haben wollte, war das immerhin schon ein Anfang. Ein paar Stunden mehr, die er mit ihr verbringen konnte. Verdammt, es musste ihn wirklich erwischt haben, wenn er sich von ihr benutzen ließ und ihr dann auch noch dankbar dafür war. »Gut, wenn du dich dann sicherer fühlst …«
Laurel bedachte ihn mit einem dankbaren Lächeln. »Ja, auf jeden Fall.« Ihre Hand legte sich über seine. »Also bleibst du?«
Mit einem tiefen Seufzer schaltete Rey den Motor aus. »Wie könnte ich so einem Angebot widerstehen.«
Laurel war sich vollkommen im Klaren, dass sie dabei war, sich selbst zu betrügen. Natürlich fühlte sie sich in Reys Gegenwart sicherer. Aber das war nicht der eigentliche Grund, warum sie ihn gebeten hatte, die Hütte für die eine Nacht mit ihr zu teilen. Vermutlich war Rey genauso bewusst, dass sie nur eine Entschuldigung vorgeschoben hatte. Energisch straffte sie die Schultern, während sie beobachtete, wie Rey den Jeep in die Parklücke neben ihrem Mietwagen fuhr und dann seinen Rucksack und eine Reisetasche herausnahm.
Er stellte die Reisetasche neben ihr ab. »Sag mir einfach, welche Taschen du aus dem Auto brauchst, dann trage ich sie hinein.«
»Aber ich …«
Rey unterbrach sie. »Freu dich doch, dass ich mich von meiner wohlerzogenen Seite zeige. Das ist nicht immer der Fall. Außerdem hast du dich in den vergangenen zwei Tagen genug verausgabt.«
Laurel deutete auf ihr Gepäck. »Nur den Koffer, bitte.«
Sie hatte im Camp einfach alles nur hineingestopft und ihn kaum wieder zubekommen, so voll war er. Als sie sich in Bewegung setzte und mittlerweile jeden einzelnen Knochen spürte, war sie froh, den Koffer nicht selbst tragen zu müssen. Um ihre geprellte Hüfte zu schonen, ging sie mit langsamen Schritten den schmalen Weg und die drei Stufen zu ihrer Hütte hinunter.
Sie öffnete die Tür und trat in den halbdunklen Flur hinein. Alle Innentüren waren geöffnet, sodass der Flur halbwegs von Tageslicht beleuchtet wurde. Dennoch suchte sie den Lichtschalter und betätigte ihn. Rechts lag das Badezimmer, daneben ein großes Schlafzimmer mit zwei Einzelbetten, getrennt durch einen Nachttisch. Was ihre unbedachte Einladung etwas entschärfte, wie Laurel erleichtert feststellte. Nun würde sie nicht auf einer Matratze mit Rey schlafen müssen und damit in Versuchung kommen, sich wieder an ihn zu schmiegen, wie in den vergangenen beiden Nächten. Rasch drehte sie sich um und schüttelte das leicht wehmütige Gefühl ab, das sie bei dem Gedanken überkam. Die letzte Tür führte sie in ein riesiges Wohnzimmer mit angeschlossener Küche.
Mit offenem Mund sah Laurel sich um. »Wow!«
Rey, der ihr ins Wohnzimmer gefolgt war, stieß einen lang gezogenen Pfiff aus. »Nicht schlecht.« Er betrachtete anerkennend den Raum. »Auf jeden Fall wesentlich komfortabler als unser Zelt. Und ich wette, Dusche und Toilette sind auch ein bisschen ansprechender.«
Laurel lachte. »Vermutlich. Wenn nicht, fordere ich mein Geld zurück.«
Rey beobachtete, wie Laurel langsam zur Glastür schlenderte, die zu einer großen Terrasse führte. Dahinter lag die hügelige Savannenlandschaft des Parks, die die Abendsonne bereits rötlich färbte. Laurel trat auf die Terrasse hinaus und stützte die Arme auf die hölzerne Brüstung. Rey konnte sehen, wie sie tief durchatmete, während sie den Blick über das vor ihr ausgebreitete
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