Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
zoomte die Stelle heran, an der es in unregelmäßigen Abständen blitzte. Er klappte den Bildschirm aus, damit Laurel es ebenfalls sehen konnte. Mit der Kamera folgte er dem schmalen Band des Flusses, das an einigen Stellen durch die Vegetation schimmerte.
Bald hatten sie ihr Ziel also erreicht. Ihre Hand grub sich immer noch in seinen Arm, während sie den Anblick in sich aufsog. Wie auf Kommando sahen sie sich an und grinsten. Überschwänglich zog Rey Laurel in die Arme, drückte sie fest an sich und küsste sie auf den Mund. Langsam ließ er sie an seinem Körper wieder nach unten gleiten und gab sie widerstrebend frei.
»Gehen wir.«
Seine heisere Stimme sandte einen Schauer über Laurels Rücken. Sie ballte die Hände zu Fäusten und zwang sich, das Gefühl nicht weiter zu beachten. Sie konnte sich nicht länger dieser Sentimentalität hingeben – das führte nur dazu, dass ihr der Abschied noch viel schwerer fallen würde. Und es war keine Frage, dass sie sich spätestens morgen Mittag wieder trennen mussten. Mit einem leisen Seufzer begann sie, den Hügel hinabzusteigen. Je eher sie sich an den Gedanken gewöhnte, desto besser.
Rey heftete den Blick auf Laurels schmalen Rücken, während sie vorsichtig einen Weg durch die dichte Vegetation suchte. Sie zu küssen war einfach über ihn gekommen, als er ihr erleichtertes Lächeln gesehen hatte. Noch einmal ihre weichen Lippen zu fühlen, ihren Körper an seinem, hatte ihm deutlich gemacht, dass er sie nicht einfach gehen lassen konnte. Er wollte sich nicht damit abfinden, dass sich ihre Wege trennen würden, wenn diese Safari zu Ende war. Er wollte sie unbedingt wiedersehen. Und wenn er dafür früher in die USA zurückkehren musste. Es war ohnehin besser, schnellstmöglich hier zu verschwinden. Zurück in den USA würde er sofort seinen Freund bitten, den Film zu schneiden, um ihn zur Veröffentlichung anzubieten. Es war besser, die Verbrecher zur Rechenschaft zu ziehen, statt noch länger hier auszuharren und sich der Gefahr auszusetzen, eventuell identifiziert und zum Schweigen gebracht zu werden. Letzteres war keine besonders angenehme Vorstellung. Hastig steckte er die Kamera in den Rucksack, dann folgte er Laurel im Laufschritt den Hang hinunter.
Sie waren über eine Stunde gegangen, aber der Fluss war noch nicht in Sicht. Rey konnte die Entfernung nicht abschätzen, weil der Flusslauf durch die Vegetation verdeckt war, aber seinem Gefühl nach konnten sie nicht mehr weit davon entfernt sein. Stimmen und ein lautes Klacken hallten plötzlich durch die bis auf das Zwitschern der Vögel stille Natur. Abrupt blieben sie stehen und blickten sich unsicher an. Was, wenn es wieder die Wilderer waren, die geradewegs auf sie zukamen? Rasch kauerten sie sich hinter ein dichtes Gestrüpp. Laurel schaute Rey ängstlich an, und er wünschte, er könnte sie beruhigen, doch auch sein Herz schlug heftig gegen seine Rippen.
Sie befeuchtete ihre Lippen. »Glaubst du, es sind die Wilderer?«
»Nein. Ich glaube nicht, dass sie sich hier blicken lassen, so nah am Camp.« Jedenfalls hoffte er das. Aber wer wusste schon, wozu diese Mistkerle imstande waren?
»Wenn es Ranger sind, können wir ihnen von den Wilderern berichten, damit sie sich auf die Suche nach ihnen machen.«
Rey schüttelte nachdenklich den Kopf. »Nein, lieber nicht.«
»Wieso nicht?«
»Mindestens einer der Männer war höchstwahrscheinlich vom Park-Service. Vielleicht stecken noch mehr von ihnen unter einer Decke. Und wenn sie dann erfahren, dass wir es waren, die sie beobachtet haben …« Laurel erbleichte. Rey musste den Satz gar nicht fortführen, sie verstand offensichtlich auch so, dass sie in höchster Gefahr waren, solange sie sich noch im Park befanden.
»Was wollen wir denn dann machen?«
»Wir verschwinden von hier, so schnell wie möglich. Die beiden Amerikaner sind sowieso schon über alle Berge, und dem Nashorn können wir jetzt auch nicht mehr helfen. Es ist besser, erst dann etwas zu unternehmen, wenn wir in Sicherheit sind.«
»Okay.«
Rey drückte ihre Hand. Als die herannahende Gruppe in sein Blickfeld trat, stand er auf. Seine angespannten Schultern lockerten sich, als er Jims runde Figur sah. Endlich, die Kavallerie! Er gab Laurel ein Zeichen, dass alles in Ordnung war, und strebte mit langen Schritten auf die Herannahenden zu.
Jim fiel sichtbar ein Stein vom Herzen. »Da seid ihr endlich! Dann kann ich die Suchaktion ja wieder abblasen.«
Während Rey und Laurel ihre
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