Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
Rucksäcke absetzten und sich auf dem Boden niederließen, sprach Jim in sein Funkgerät.
Kurze Zeit später waren sie von den restlichen Tourteilnehmern umringt. Aufgeregte Stimmen hallten durch die Wildnis und erweckten in Laurel den Wunsch, wieder alleine zu sein. Mit einem Blick auf Rey stellte sie fest, dass es ihm genauso zu gehen schien, obwohl er sich bemühte, es zu kaschieren. Sein Lächeln wirkte fast so strahlend wie eh und je, seine Stimme war ruhig und gelassen, als er die Geschehnisse schilderte – mit Ausnahme ihres Zusammentreffens mit den Wilderern. Laurel nickte nur einige Male zustimmend, überließ es aber Rey, alles zu berichten. Bei ihm hörte es sich fast wie ein nettes Abenteuer an. Wenn sie nicht dabei gewesen wäre, wäre sie wahrscheinlich auch davon beeindruckt gewesen. Aber so fühlte sie jeden geprellten und zerkratzten Zentimeter ihres Körpers. Immerhin konnte sie ein paar Minuten in Ruhe auf dem Boden sitzen und sich ausruhen. Wenn sie jetzt noch ein Bett und eine Dusche hätte …
Als Rey mit seiner Geschichte fertig war, saßen alle andächtig um ihn herum.
Schließlich stand Jim auf und klatschte in die Hände. »Wir haben jetzt zwei Möglichkeiten: Entweder geht die ganze Gruppe zurück – womit die Safari beendet wäre –, oder die ganze Gruppe setzt die Tour gemeinsam fort. Da ihr das Pech hattet, verloren zu gehen, dürft ihr entscheiden, Laurel und Rey.«
Gemurmel kam auf, es war klar, dass die anderen Teilnehmer nicht ganz mit den Spielregeln einverstanden waren. Laurel betrachtete Rey, konnte aber an seinem Gesichtsausdruck nicht erkennen, was er dachte. Sie erhob sich und gab ihm ein Zeichen, ihr zu folgen.
»Entschuldigt uns für einen Moment.« Ein Stück abseits drehte sie sich schließlich zu Rey um und blickte ihn besorgt an. »Was sollen wir tun?«
Rey zuckte mit den Schultern und verzog schmerzlich das Gesicht. »Wenn es nach meinen Knochen ginge, würde ich am liebsten in ein gutes Hotel fahren und mich ausruhen. Allerdings würde ich nur ungern den anderen ihre Safari versauen.«
Laurel seufzte. »Stimmt. Glaubst du, es droht uns Gefahr von den Wilderern, wenn wir noch einen Tag hierbleiben?«
»Ich weiß nicht, wie fanatisch sie sind, aber irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass sie eine so große Gruppe überfallen würden. Sie können ja nicht wissen, dass wir sie gefilmt haben, daher sollten sie eigentlich in uns keine große Gefahr sehen. Vermutlich sind sie bereits über alle Berge.«
Laurel nickte nachdenklich. »Das könnte sein. Sollen wir das Risiko eingehen?«
»Das musst du für dich entscheiden. Überlege dir gut, welche Vor- und Nachteile es hätte, wenn du hierbleibst.«
Laurel blickte zur Gruppe hinüber, dann zu ihm zurück. »Nachteil Nummer eins wäre, dass ich keine richtig luxuriöse Dusche und kein anständiges Bett bekomme. Allerdings könnte das auch der Fall sein, wenn ich wegfahre, weil ich die Hütte erst für die nächste Nacht gebucht habe. Nachteil Nummer zwei wäre die Gefahr, in der wir schweben könnten, wenn wir hierbleiben. Nachteil Nummer drei wäre, dass mir alles wehtut und ich noch jede Menge laufen muss, wenn ich bleibe. Natürlich müsste ich sonst auch noch bis Mndindini zurücklaufen und dann stundenlang Auto fahren.« Nachdenklich zwirbelte sie eine Haarsträhne. »Es gäbe allerdings auch einen Vorteil.«
Gespannt blickte Rey sie an. »Und der wäre?«
»Ich könnte weiter für meinen Artikel recherchieren und Material sammeln.«
Rey wirkte eindeutig enttäuscht. Hatte er damit gerechnet, dass sie seinetwegen noch länger hierblieb? »Sonst noch etwas?«
Laurel schüttelte den Kopf. »Nein, das war’s.« Sie würde ihm lieber nicht gestehen, dass sie ihn furchtbar vermissen würde, wenn sie sich jetzt trennten. »Was sagen wir jetzt?«
Rey strich über seine Haare. »Du hattest drei Nachteile und einen Vorteil aufgezählt, nach meiner Rechnung heißt das Abbruch.«
»Ja, aber ich möchte den anderen auch nicht den verbleibenden Tag stehlen. Wenn du wirklich der Meinung bist, dass es relativ ungefährlich ist, würde ich dafür plädieren, dass wir den einen Tag auch noch durchstehen. Was hältst du davon?«
Rey lächelte. »Das wäre auch meine Entscheidung gewesen, aber ich wollte sie dir nicht aufdrängen.«
13
Mit einem tiefen Seufzer der Erleichterung öffnete Laurel die Wagentür und schwang die Beine heraus. Sie verzog das Gesicht, als sie sich hochstemmte. Ihre geprellte Seite pochte
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