Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
so untätig herumzustehen und sich Sorgen um ihn zu machen. So ging es ihr jedes Mal, wenn er für jemanden bei der Feuerwehr einsprang und gegen ein Feuer kämpfte, obwohl er seit Jahren eigentlich nur noch als Brandermittler arbeitete.
Erleichtert atmete sie auf, als er schließlich einige Minuten später wieder das Zimmer betrat. Dennoch gefiel ihr sein Gesichtsausdruck überhaupt nicht.
»Was ist?«
»Im Haus ist außer uns niemand, und auch sonst scheint fast alles an seinem Platz zu sein.«
»Aber?«
»Reys DVD s sind auch verschwunden.«
Sam hatte ihm Reys Filmsammlung gezeigt, als sie vor ein paar Tagen angekommen waren. Verwirrt sah sie ihn an. »Also hat er sie doch woanders hingebracht?«
»Das glaube ich nicht, es sah eher so aus, als hätte jemand in Eile den Schrank leer geräumt. Außerdem ist auch sein Computer verschwunden.«
Eileen wurde blass. »Ein Einbruch?«
»Ich kann es nicht genau sagen. Vielleicht solltet ihr nachsehen, ob sonst noch etwas fehlt.«
Während James und Eileen seinem Vorschlag nachkamen, blickte Sam ihn verwirrt an. »Aber warum sollte jemand DVD s und den Computer mitnehmen und die ganzen anderen Wertgegenstände hier lassen?«
»Ich weiß es nicht. Aber angesichts der Tatsache, dass der Freund deines Bruders einen – höchstwahrscheinlich brisanten – Film von ihm bearbeitet hat und jetzt tot ist und einen Tag später hier sämtliche DVD s aus dem Haus verschwinden, werde ich langsam nervös.«
Sam presste eine Hand vor den Mund. Ihre Augen weiteten sich. »Glaubst du, da besteht ein Zusammenhang?«
Morgan strich beruhigend über ihren Arm. »Es mag ja auch ein Zufall sein, aber ich glaube irgendwie nicht an zu viele Zufälle auf einmal. Vor allem nicht, wenn sie so gut zusammenpassen.«
Der Ausdruck in Morgans Augen ließ sie schaudern. Er glaubte, dass eine Verbindung zwischen den Ereignissen bestand, und sie vertraute seinen Instinkten. Aber er schien noch etwas vor ihr zu verbergen. »Was ist dir noch aufgefallen?«
»Lasst ihr die Hintertür normalerweise offen, wenn ihr weggeht?«
»Nein! Sie war offen?«
Morgan nickte.
Sam ballte die Hände zu Fäusten. »Wenn Mom und Dad herunterkommen, rufen wir die Polizei.«
»Ich wäre dafür.«
Es stellte sich heraus, dass Eileen die Hintertür abgeschlossen hatte, bevor sie losgefahren waren. Sie war sich hundertprozentig sicher. Gemeinsam standen sie in der Küche und sahen Morgan zu, wie er das Türschloss gründlich untersuchte. Schließlich richtete er sich auf.
»Nichts zu erkennen. Entweder hatte jemand einen Schlüssel oder ein anderes Profiwerkzeug, um die Tür zu öffnen.«
Eileen hatte den Hörer bereits in der Hand und wählte die Nummer der Polizei, als ihr Blick auf den Kühlschrank fiel. Ihr Gesicht wurde weiß, mit weit aufgerissenen Augen legte sie den Hörer wieder auf das Telefon. Die anderen sahen sie erschreckt an.
»Mom?«
»Eileen, sag doch was!«
Ihre Hand zitterte, als sie auf die Kühlschranktür deutete. Morgan sah nichts Ungewöhnliches und runzelte die Stirn. Auch Sam und James waren verwirrt. Fragend schauten sie Eileen an.
»Die Skizze, sie ist weg!«
Morgan und Sam sahen sich verdutzt an, während James zu verstehen schien, was sie meinte. Auch er wurde blass.
»Was meinst du damit?« Sams Stimme zitterte.
»Reys Notiz mit der Wegbeschreibung der Tour. Ich hatte sie an den Kühlschrank gehängt, wie ich das immer mache. Jetzt … ist sie weg.«
Sam versuchte einen klaren Kopf zu behalten. »Vielleicht ist sie nur heruntergefallen und liegt irgendwo unter dem Tisch?«
Sie wusste, dass sie nach Strohhalmen griff, aber sie konnte einfach nicht glauben, dass jemand hier eingebrochen war und Reys detaillierten Tourenplan mitgenommen hatte. Außer er wollte wissen, wo Rey sich gerade aufhielt und dann … Sam fiel auf die Knie und fahndete mit zittrigen Fingern unter dem Küchentisch nach dem Papier. Dann stand sie auf und sah im Abfalleimer nach. Schließlich zog Morgan sie wieder hoch und legte den Arm um sie. Sein Gesicht war eine undurchdringliche Maske, die Kiefermuskeln waren angespannt.
»Lass es, Sam. Die Skizze ist nicht mehr da.«
James schob seine Frau sanft vom Telefon weg und nahm selber den Hörer in die Hand.
29
Seine Stimmung war gereizt, als er den Hörer abnahm und ans Ohr hielt. »Jacobs.«
»Wir haben uns im Haus umgesehen.« Der Mann meldete sich nicht mit Namen, sondern ging davon aus, dass Jacobs genau wusste, wer er war – und auf seinen
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