Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
es ernst und werde auch etwas unternehmen, allerdings bei Tage, also morgen.« Er legte den Zeigefinger auf Sams Lippen, als sie etwas entgegnen wollte. »Es bringt nichts, wenn wir im Dunkeln herumlaufen und womöglich über diejenigen stolpern, die hinter Rey her sind. Ich werde nicht zulassen, dass du wieder in Gefahr gerätst.«
Sam hauchte einen Kuss auf seinen Finger, dann küsste sie ihn auf den Mund. »Okay, morgen.«
Es war schon beinahe dunkel, als sie an ihrem Ziel ankamen. Laurel stellte den Rucksack an einen Felsen und streckte sich erst einmal ausgiebig. Dann sah sie sich neugierig um. Es war ein merkwürdiges Gefühl, das Rauschen eines kleinen Wasserfalls zu hören, ihn in der Dunkelheit aber nicht zu sehen. Da die Canyonwände sowohl das restliche Tageslicht als auch den Mondschein aussperrten, war es auf einmal extrem finster, vor allem, wenn man wie Laurel die Helligkeit der Stadt gewöhnt war. Fast kam es ihr wie eine Wiederholung der Nächte vor, die sie mit Rey zusammen in Südafrika verbracht hatte. Sie schauderte, doch ehe sie das Gefühl von Panik überkommen konnte, war Rey schon an ihrer Seite und nahm ihre Hand.
»Wenn du mir die Taschenlampe hältst, baue ich schnell das Zelt auf.«
»Machen wir kein Feuer?« Sie knipste die Lampe an und leuchtete in Reys Richtung.
»Nein, das ist außerhalb der Campingplätze nicht erlaubt.« Er zog das zusammengefaltete Zelt aus seinem Rucksack. »Richte den Lichtstrahl bitte auf den Boden, damit ich eine ebene Stelle ohne Steine finde.«
Zehn Minuten später hockten sie vor dem aufgebauten Zelt und verzehrten das mitgebrachte Abendessen. Dicht nebeneinander saßen sie auf einer Isomatte, den Rücken an einen Felsen gelehnt.
Laurel legte den Kopf in den Nacken und sah zum Himmel hinauf, wo bereits einzelne Sterne funkelten. In Reys Gegenwart fühlte sie sich so sicher wie seit langer Zeit nicht mehr. »Ich bin froh, dass wir hier sind.«
Rey stellte seinen Teller beiseite und legte den Arm um ihre Taille. »Ich auch.« Er zog sie dichter an sich. »Hier kann ich mir fast vorstellen, dass Cookie irgendwo da oben auf einer Wolke sitzt, in der Hand eine Tüte mit Keksen, und sich über uns kaputtlacht.«
Laurel schwieg eine Weile. »Vielleicht würde er aber auch lieber hier unten bei uns sein.«
Rey schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall. Cookie hatte es nicht so mit Natur. Nur einmal ist er mit mir in den Canyon gestiegen, und da musste ich ihn beinahe hinunterprügeln. Alles Technische und Computer waren schon eher sein Fall.« Er seufzte, dann erhob er sich. »Wollen wir schlafen gehen?«
»Eine gute Idee, ich bin hundemüde.«
»Dann geh schon mal vor, ich komme gleich nach.«
Laurel wollte erst protestieren, erkannte dann aber, dass Rey eine Weile allein sein wollte. Auch wenn er den ganzen Tag kaum über Cookie geredet hatte, würde er bestimmt noch lange brauchen, um über die Sache hinwegzukommen. Besonders, weil er sich Vorwürfe machte, dass Cookies Tod mit seinem Video zu tun hatte. Dabei war es einfach nur Pech gewesen, dass sein Freund genau am Abend, als er daran arbeitete, von dem Brand überrascht wurde. Immer wieder redete Laurel sich das ein.
Sie wusch sich rasch, putzte die Zähne und kroch dann mit der Taschenlampe ins Zelt. Die Luft war immer noch warm, sodass sie lediglich ihre Jeans auszog und sich in T-Shirt und Slip in den Schlafsack schob. Die Hose steckte sie sich als Kissen unter den Kopf. Mit einem tiefen Seufzer schloss sie die Augen. Oh ja, das tat gut. Noch immer spürte sie die zahlreichen Prellungen und schmerzenden Muskeln von ihrer wilden Flucht in Südafrika. Ein Tagesmarsch den Canyon hinunter half dabei auch nicht wirklich. Wenn sie nach Atlanta zurückkehrte, würde sie sich viel Ruhe und eine ordentliche Massage gönnen.
Laurels Brust zog sich schmerzhaft zusammen. Nach Hause zurückkehren – wenn das bedeutete, dass sie Rey dadurch verlor … Tränen brannten hinter ihren geschlossenen Lidern. Nein, sie konnte jetzt nicht darüber nachdenken, wie es wäre, ihn zu verlassen. Nicht nach der vergangenen Nacht. Als Rey wenig später den Reißverschluss öffnete und ins Zelt gekrochen kam, drehte sie sich hastig auf die Seite. Sie wollte nicht, dass er ihren Kummer mitbekam.
Rey zog den Reißverschluss hinter sich zu und hockte sich auf seine Isomatte. Sein Blick glitt über Laurel, die mit dem Rücken zu ihm in ihrem Schlafsack lag. Im ersten Moment dachte er, dass sie bereits schlief, doch dann
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