Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
Anruf gewartet hatte.
»Ja, und?«
»Jede Menge DVD s, aber keine Original-Filmdateien, außerdem ein Computer.«
»Verdammt.« Jacobs atmete tief durch. »Habt ihr den Filmer befragt?«
»Der war nicht da.«
»Dann eben seine Familie.«
»Zu viele auf einem Haufen.«
Jacobs verlor die Geduld. »Soll das heißen, dass ihr nichts tun könnt?«
»Nein, das heißt es nicht. Wir wissen genau, wo er sich aufhält, ich wollte nur hören, ob wir immer noch mit unserem Plan fortfahren sollen.«
Was war das denn für eine blöde Frage? »Ja, natürlich!«
»Gut. Dann bekommen wir das Doppelte.«
»Was? Wir hatten eine Abmachung!« Schweiß trat auf seine Stirn, als er sich vorstellte, was der Senator dazu sagen würde.
Der Mann lachte spöttisch. »Ja. Da hat aber niemand gesagt, dass wir den verdammten Grand Canyon hinunterklettern müssen.«
»Was?«
»Doppelt oder gar nicht. Überlegen Sie es sich und rufen Sie innerhalb der nächsten fünf Minuten an.« Damit legte er auf.
Jacobs hörte das Klicken, nahm den Hörer vom Ohr und starrte ungläubig darauf. Wie kam dieser … Handlanger dazu, ihm zu sagen, was er zu tun hatte? Das war ja Erpressung! Ruhelos lief Jacobs in seinem Büro auf und ab. Und das Ganze nur, weil der Senator so dämlich gewesen war, sich ausgerechnet ein so moralisch fragwürdiges Hobby auszusuchen, welches das Ende seiner Karriere bedeutete, wenn es herauskam. Nun, zur Strafe musste er für die Beseitigung seines Problems eine ganze Stange Geld herausrücken. Natürlich hatte er genug davon und würde es wohl verschmerzen können. Und er, Jacobs, würde wieder einmal die Drecksarbeit machen dürfen, während der Senator seine lilienweißen Hände in Unschuld wusch. Aber das war schließlich sein Job, und er wurde nicht schlecht dafür bezahlt.
Er wählte die Nummer und wartete, bis der Mann sich meldete. »Warum wollen Sie in den Canyon steigen?«
»Weil unser Mann sich dort gerade aufhält.«
»Warten Sie doch einfach, bis er wieder rauskommt.«
Ein dumpfes Lachen ertönte. »Aber dort unten können einem Menschen doch so schöne Unfälle passieren.« Als Jacobs schwieg, wurde er ungeduldig. »Also was ist jetzt, kriegen wir das Geld oder blasen wir die ganze Sache ab?«
»Machen Sie weiter.«
»Ich habe gewusst, dass Sie sich so entscheiden würden. Das Geld schicken Sie wieder an das bereits genannte Postfach.«
»Melden Sie …« Jacobs’ Stimme erstarb, als er erkannte, dass sein Gesprächspartner bereits aufgelegt hatte.
Am nördlichen Flussufer entlang gingen sie westwärts, und bald waren auch die letzten Zeichen der Zivilisation aus ihrem Blickfeld verschwunden. Auf der anderen Uferseite sah Laurel noch hin und wieder einen Weg aufscheinen, doch hier waren sie völlig allein. Immer wieder holte Rey seine Kamera heraus und filmte den Flusslauf, wie er sich meist träge durch das Tal schlängelte, aber hin und wieder auch gewaltige Stromschnellen aufwies, vorbei an grünen Oasen, schroffen Felsen und steinigen Buchten. Die schräg einfallende Sonne brachte einzelne Felsen zum Glühen, andere lagen in tiefe Schatten getaucht. Das trübe Wasser des Colorado glitzerte strahlend hell, und Laurel war froh, dass sie die neue Sonnenbrille aufgesetzt hatte, um ihre empfindlichen Augen zu schützen. Ihre alte Brille hatte sie auf der Safari während ihrer wilden Flucht verloren.
Rey hatte ihr gesagt, dass die Strecke bis zu dem Nebencanyon nicht weit wäre, doch sie kamen nur langsam voran, weil der Weg stellenweise beschwerlich war. Immer wieder mussten sie über Felsen klettern. Und dort, wo der Fluss die Richtung wechselte, gab es entweder Buchten mit Schwemmmaterial, Sand und Steinen, oder das Wasser reichte direkt an den Fuß der Felsen heran. Schließlich, nachdem sie wenige Meilen flussabwärts gewandert waren, kamen sie zu einem Einschnitt in den Felsen, in dem ein kleiner Bach in den Colorado mündete. Am Ufer wuchsen Bäume und Büsche, die dem roten Gestein ein dramatisches Aussehen verliehen.
Laurel ließ sich am Ufer auf einen Felsblock sinken und betrachtete das unwirkliche Panorama, das sich ihr bot. Ringsherum erhoben sich Reihen scharfer Felsgrate, die von gewaltigen Plateaus unterbrochen wurden. Sie konnte regelrecht die immensen Kräfte spüren, die über Jahrmillionen dazu geführt hatten, dass diese imposante Kulisse entstanden war, vor der sie sich wie ein unbedeutender Wurm vorkam.
Rey stellte sich hinter sie und legte die Hände auf ihre Schultern.
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