Samantha Dyson 02 - Verhängnisvolle Jagd
»Dies ist einer der zahlreichen kleineren Nebencanyons, und der Felsen, der darüber aufragt, heißt Cheopspyramide.«
»Geht er weit hinein?«
»Der Bach ist etwa anderthalb Meilen lang, am Ende ist ein höhlenartiges Gewölbe mit einem kleinen Wasserfall. Es könnte sein, dass der Canyon noch weiter in das Felsmassiv hineinführt, aber ich habe es bisher nie ausgekundschaftet. Ich dachte, wir schlagen unser Lager in der Nähe des Wasserfalls auf, außer du möchtest lieber hierbleiben.«
»Nein, du wirst uns schon einen schönen Platz zum Übernachten ausgesucht haben.« Sie stand auf und rückte den Rucksack zurecht. »Die paar Meter werde ich wohl auch noch schaffen.«
Rey nahm ihre Hand und drückte einen Kuss darauf, dann ging er voran, an dem kleinen Flusslauf entlang in den Seitencanyon hinein.
»Bist du sicher, dass es eine tolle Idee ist, heute Abend noch in den Canyon zu steigen? Wir sehen doch überhaupt nicht, wo wir langlaufen!«
Der Anführer drehte sich ungeduldig um. »Dafür haben wir doch die Taschenlampen. Und außerdem ist es von Vorteil, wenn unsere Beute uns nicht kommen sieht.«
»Ja, weil wir sie überhaupt nicht finden werden.«
Das sagte der hintere Mann wohlweislich so leise, dass sein Kumpan es nicht verstehen konnte. Unbehaglich blickte er sich um. Verdammt, diese Landschaft war einfach gruselig, besonders wenn es langsam dunkler wurde und sie immer tiefer in den Schlund der Erde stiegen. Jedenfalls kam es ihm so vor. Er war noch nie am Grand Canyon gewesen, und er würde es wohl auch nie wieder sein. Da sagte ihm die Stadt schon mehr zu, die ungebändigte Natur hingegen löste ein Gefühl der Unruhe in ihm aus, vor allem wenn sie so gewaltig und Furcht einflößend war wie hier. Erneut stolperte er über eine der Steinstufen, die zur Entwässerung in unregelmäßigen Abständen quer über den Weg liefen. Fluchend rappelte er sich wieder auf und lief prompt in den Rücken seines Kumpans.
Dieser packte ihn am Arm und richtete seine Taschenlampe auf den Weg. »Wie wäre es, wenn du zur Abwechslung mal dahin leuchtest, wo du langgehst, und nicht irgendwo in die Luft?«
Der Mann schwieg. Er konnte schließlich schlecht erklären, dass er ein ganz komisches Gefühl in der Magengrube hatte, eine Art Angst, nie wieder aus dieser Schlucht herauszukommen. Es war klar, dass der andere ihn nur auslachen und einen Feigling nennen würde. Verdammt, vielleicht war er das auch, aber er war lieber ein lebendiger Feigling als ein toter Held. Wobei er bei seinem derzeitigen Beruf wohl nicht gerade ein Anwärter auf diesen Titel war. Heroisch konnte man es wohl nicht gerade nennen, wenn jemand für Geld Menschen einschüchterte oder sogar tötete. Er zuckte mit den Schultern und machte sich wieder an den Abstieg. Immerhin lebte er nicht schlecht davon.
Morgan erwischte Sam gerade noch am Ärmel, bevor sie aus der Tür rennen konnte. »Wo willst du denn hin?«
Sam drehte sich ruckartig zu ihm um, ihre blauen Augen glühten, Zornesröte hatte sich in ihrem Gesicht ausgebreitet. »Ich gehe jetzt, um Rey zu warnen.«
»Wie willst du das machen? Willst du vielleicht im Dunkeln in den Canyon steigen?«
Sam stemmte die Hände in die Hüften. »Warum sollte ich das nicht können? Warte mal ab.« Damit drehte sie sich wieder um und wollte ihren Weg fortsetzen.
Erneut hielt Morgan sie fest. »Sei doch vernünftig, Sam, du kannst im Augenblick überhaupt nichts für ihn tun.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Ich kann doch nicht einfach hier herumsitzen, während Rey und Laurel in Gefahr sind! Eigentlich wäre es Aufgabe der Polizei, aber die denken ja, wir bilden uns das alles nur ein.«
Morgan zog sie an sich und strich beruhigend über ihren Rücken. »Nun ja, ein Einbruch, bei dem außer DVD s, einem Computer und einer Skizze nichts gestohlen wurde, ist ja auch nicht unbedingt ein schlagender Beweis dafür, dass dein Bruder in Gefahr ist.«
Sam stemmte die Fäuste gegen seine Brust, ihre Augen verengten sich. »Und du, glaubst du etwa auch, dass das alles nichts zu bedeuten hat?«
»Nein. Ich denke, es besteht eine große Wahrscheinlichkeit, dass jemand hinter Rey und seinem Video her ist.« Er zuckte unbehaglich mit den Schultern. »Das Prickeln in meinem Nacken ist ein sicheres Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt.«
Sam gelang ein kleines Lächeln. »Wie, und die Polizei hat das nicht als Beweis angesehen?«
Morgan legte seine Stirn an ihre. »Nein, leider nicht. Aber ich nehme
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