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Samtheiß

Samtheiß

Titel: Samtheiß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Teller leer.
    Anschließend saßen sie lange zusammen und redeten. Die Spätnachmittagssonne fiel durch die
    Nord- und Westfenster, und dann kam die Dunkelheit, weich und dick wie Schnee. Sie rauchte eine Zigarette nach der anderen, inhalierte tief, warf den Kopf in den Nacken und konzentrierte sich wieder ganz auf sein Gesicht. Er fragte sie, wie es ihr bei der Arbeit in der Waschküche ergangen war, was sie über den entdeckten Mißbrauch in einem Altersheim eines Nachbarbezirks dachte, ob sie es fair fand, daß Alleinstehende, die Sozialhilfe erhielten, diese zum Teil wieder verlören, wenn sie heirateten. »Du bist so klug«, sagte sie von Zeit zu Zeit.
    Diese täglichen Gespräche waren für sie so wichtig wie der Liebesakt, der später folgen würde. Joseph hatte sich nie für etwas anderes interessiert als für sie, seine Gesundheit und sein Auto. Robert forderte ihren Verstand derart heraus, daß sie manchmal, wenn sie auf eine seiner Fragen antwortete, überrascht war, wie sehr ein Thema sie berührte. »Was siehst du in mir?« fragte sie jetzt. »Du warst immerhin auf dem College und ich noch nicht einmal auf der High School.«
    »Oh, Josie, was macht das für einen Unterschied? Du bist so gescheit wie alle, mit denen ich zur Schule ging. Sogar gescheiter!«
    Als sie sich vorbeugte, um ihn zu küssen, hörte sie Schritte auf der vorderen Veranda. »Wer kann das sein?« fragte sie.
    Die Tür ging auf, und ihr ältester Bruder, Charles, kam herein, ohne angeklopft zu haben oder hereingebeten worden zu sein. »Ich bin auf dem Weg in die Firma. Hab gedacht, ich guck mal vorbei«, sagte er. »Is Tee da? Draußen müssen es fast zwanzig Grad minus sein!«
    »Ich glaube schon, daß Tee da ist.« Sie lachte halbherzig, ging zum Herd und setzte den Kessel auf. Sie saßen eine Weile da und redeten über das Wetter und andere Nichtigkeiten. Charles ignorierte Robert und richtete seine Bemerkungen nur an Josie, die ab und zu die Hand ausstreckte, Roberts Hand drückte und sagte: »Stimmt’s, Robert?« Er nickte, lächelte, sagte aber kaum etwas. Endlich erhob er sich und sagte, er gehe nach draußen, um frische Luft zu schnappen.
    Sofort begann Charles zu schreien. »Ich dachte, ich hätte dir deutlich genug gesagt, daß du aufhören mußt! Du machst dich, verdammt noch mal, lächerlich! Hast du denn gar keine Selbstachtung? Du kannst nicht in der Gegend rumvögeln, nur weil du keinen Ehemann mehr hast.«
    Sie starrte ihn an und ihre Augen funkelten schwarz wie Onyx. »Ich vögle nicht in der Gegend herum!«
    »Du kannst nicht mit einem Patienten des Altersheims rummachen. Du arbeitest dort, Gott sei’s gedankt! Endlich hast du einen anständigen Job gefunden, und jetzt setzt du den leichtsinnig aufs Spiel für einen kranken, alten Bastard!«
    »Er wohnt dort. Er ist nicht krank und wohnt nur deshalb dort, weil er sonst niemanden mehr hat.«
    »Wer will den schon haben! Der muß fast achtzig Jahre alt sein.«
    »Es spielt doch überhaupt keine Rolle, wie alt er ist! Das ist doch nur ein Vorwand. Joseph hast du auch nie gemocht. Glaub bloß nicht, ich hätte nicht gehört, wie ihr, Pete und du, euch über ihn lustig gemacht habt, wenn ihr hier wart. Warum könnt ihr mich nicht in Ruhe lassen?«
    »Du bist doch eine blöde Gans! Eben darum!
    Weißt du, was Bill Thompson gestern zu mir gesagt hat? >Du würdest nicht glauben, was im Haus von deiner Schwester los ist. Sie und der alte Krüppel.< Und Ed Weiss hat mir am Sonntag nach der Kirche erzählt, es wär ‘ne Schande, daß Robert hier bei jeder Gelegenheit auftaucht. >Die machen mir nichts vor!< hat er gesagt. Er findet, daß du aus dem Heim gefeuert werden solltest.«
    »Ich mache meine Arbeit gut, und Mrs. Stevens weiß das. Die anderen sollen sich um ihren eigenen Kram kümmern.«
    »Deine Schwestern wollen nicht einmal mehr mit dir zusammen gesehen werden. Pete, Jacob und ich glauben, daß du nicht besser bist als eine Nutte!«
    Tränen stiegen ihr in die Augen, aber sie blinzelte sie weg. Sie würde ihn nie wieder ansehen. Er könnte dort noch eine Stunde sitzen, und sie würde seine Gegenwart einfach ignorieren. Er stand auf und zog Mantel und Hut an.
    »Pa ist nicht mehr da. Irgend jemand muß dich zur Vernunft bringen. Ich dachte, ich versuche es einmal, aber genauso könnte ich versuchen, mit einem blöden Rindvieh zu reden. Denke aber dran. Wenn du diesen senilen Kriecher nicht ein für allemal aus dem Haus schmeißt, wird keiner aus der Familie noch

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