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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
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entdeckt hatte, dass er die Gesellschaft von Miss Honeywell vorzog.
    »Natürlich«, zwang er sich zu sagen. Er führte Graces Hand an seine Lippen und drückte einen Kuss auf ihre behandschuhten Finger. »Wir reden später weiter.«
    Einen Augenblick lang schien tief in ihren grünen Augen eine Frage aufzuflackern. Eine Frage, die zu beantworten Alexander verboten war. Doch dann wandte sie sich mit einem knappen Nicken von ihm ab und ging langsam zum Haus zurück. Alexander hob unwillkürlich die Hand, ließ sie jedoch wieder sinken, als ihm bewusst wurde, was er tat.
    Was könnte er ihr sagen?
    »Es tut mir Leid, Alexander«, entschuldigte sich Rosalind leise.
    Widerstrebend wandte sich Alexander zu der Frau um, die sehr aufgeregt schien. »Was ist passiert?«
    Sie presste die Hand an den Mund, um ein leises Schluchzen zu unterdrücken. »Thomas hat den Brief gefunden, den ich von dir bekommen habe.«
    Alexander unterdrückte ein resigniertes Seufzen. Wie oft schon hatte er Rosalind ermahnt, die Briefe zu verbrennen, die er ihr gab. Es war viel zu gefährlich, sie herumliegen zu lassen.
    »Woher weißt du es?«
    »Als ich in mein Zimmer kam, war er da und hielt ihn in den Händen.«
    »Was hast du ihm gesagt?«
    Ihr kalkweißes Gesicht überzog sich mit flammender Rö-
    te. »Dass irgendein Mädchen den Brief im Zimmer vergessen haben muss.«
    Alexander bezähmte die Ungeduld, die ihn ergriff. Rosalind ist nicht gemacht für ein Leben voller Lügen, sagte er sich. Sie war zu leicht zu durchschauen, zu leicht aus der Fassung zu bringen, um jemanden täuschen zu können. Es war erstaunlich, dass es ihnen überhaupt gelungen war, die Wahrheit so lange Zeit zu verbergen.

    »Hat er dir geglaubt?«
    Rosalind suchte nach ihrem Taschentuch und tupfte sich die Nase. »Er hat so getan, als würde er es mir abnehmen, aber er konnte den Argwohn in seinen Augen nicht verbergen.«
    Alexander schüttelte bedächtig den Kopf. »Ach, Rosalind, ich habe dich ermahnt, vorsichtig zu sein. Diese Briefe sollten vernichtet werden, sobald du sie gelesen hattest.«
    »Wie könnte ich das tun?«, rief sie. In ihren Augen glitzer-ten Tränen, und sie sah so lieblich aus wie ein Engel. »Sie sind mir doch so kostbar! Oh, was soll ich nur tun?«
    Die meisten Männer hätten sie jetzt zweifellos in die Arme genommen und ihr versichert, dass alles wieder gut werden würde. Rosalind hatte eine Aura zerbrechlicher Hilflosigkeit, die auf das andere Geschlecht sehr anziehend wirkte. Aber Alexander widerstand der instinktiven Reaktion, sie zu trösten. Rosalind konnte nicht ewig zu ihm gelaufen kommen.
    Mit großer Fürsorge nahm er ihre Hände und schaute in ihre angsterfüllten Augen.
    »Sag Thomas die Wahrheit«, verlangte er. »Es ist der einzige Weg.«
    »Nein ...« Rosalind riss sich von ihm los, ihr Gesicht war von tödlicher Blässe. »Nein, ich kann nicht.«
    Mit einem Aufschrei wandte sie sich ab und eilte auf die in der Nähe stehenden Bäume zu. Alexander stieß einen wü-
    tenden Seufzer aus.
    Frauen.
    Ein Mann würde mehr Erfolg dabei haben, die Geheimnisse des Universums zu erforschen als zu begreifen, was im Kopf einer Frau vorging.

    8.Kapitel
    Grace betrachtete ihr Spiegelbild nicht ohne gelinde Überraschung. Das Kleid war bezaubernd. In blassem Gelb mit einem Muster aus winzigen Perlen am Saum, umschmeichelte es ihre schlanke Gestalt mit strahlendem Glanz. Dazu trug sie das Perlenhalsband, das sie von ihrer Großmutter bekommen hatte.
    Gewiss war das Kleid weder extravagant noch besonders gewagt, doch nach einem Jahr in Schwarz und schlichtem Grau erschien es ihr verwirrend leuchtend.
    Und warum auch nicht?, sagte sie sich und bemühte sich, das vermaledeite Gefühl des Unbehagens in ihrem Bauch zu ignorieren. Heute war Weihnachten, und es versprach ein von Festlichkeiten erfüllter Tag zu werden. Die Wahl ihres Kleides hatte ganz und gar nichts mit einem schwarzhaarigen Gentleman mit den tiefdunklen Augen zu tun.
    Ihr Versuch, sich zu beruhigen, misslang vollends, als Alexanders Bild vor ihrem geistigen Auge auftauchte. Er ist wirklich ein höchst außergewöhnlicher Gentleman, gab sie widerwillig zu. Niemals gab er ihr das Gefühl, linkisch oder reizlos zu sein, so wie andere Gentlemen es getan hatten.
    Nein, wenn sie zusammen waren, dann glaubte sie, die fas-zinierendste Frau ganz Englands zu sein.
    Das ist ein Talent, das ohne Zweifel eine ganze Reihe von weiblichen Wesen dazu bringt, in Ohnmacht zu fallen, warnte sich Grace

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