Samtpfoten im Schnee
unter dem Schnee und dem Straßenschmutz nicht genau erkennen, aber ist das nicht ein Wappen auf der Tür?«
»Ich weiß es nicht.« Sie nickte beifällig, als sie zwei von Onkel Georges Stallburschen aus dem Stall laufen sah, die sich jetzt durch den Sturm kämpften, um den Ankömmlingen zu helfen.
Lady Blythe packte Stephanie am Ellbogen. »Komm, wir müssen uns zurückziehen!«
»Warum denn?«, rief Stephanie.
»Ohne Zweifel sind es Angehörige der feinen Gesellschaft ... in einer solchen Kutsche. Niemand soll uns so sehen!«
»Aber der Sturm ...Wir müssen ihnen behilflich sein!«
Stephanie machte sich los, ließ den Besen fallen und lief zur Tür.
»Nein, Stephanie! Sie werden dich für ein Schankmädchen halten!«
Den Einwand ihrer Mutter ignorierend, öffnete Stephanie einem durchnässten, schmutzstarrenden Lakaien die Tür.
»Mylord Marquis von Donnington fordert Unterkunft!«, rief er ihr durch den Sturm zu.
»Gewiss doch!« Sie nickte bestätigend. »Wir haben Platz für alle!«
Während der Lakai zur Kutsche zurückkehrte, wandte sich Stephanie um und sah sich ihrer Mutter gegenüber.
»Ich habe von ihm gehört!« Lady Blythe war fast in Panik, hektisch lief sie hin und her und rang dabei die Hände. »Ich habe von ihm gehört, Stephanie! Er ist ein über die Maßen akzeptabler und reicher Junggeselle. Du musst auf dein Zimmer gehen, sofort.«
»Was ist los?«, wollte Tante Caroline wissen, als sie die Schankstube betrat. Onkel George folgte ihr auf den Fersen.
»Der Marquis von Donnington!«, stammelte Lady Blythe.
»Ein reicher Junggeselle! O George, zünde den Kamin im Salon an.«
»Ja, vermutlich wird er den Salon wollen.«
»Nein, du Dummkopf!« Ihre Stimme überschlug sich. »Er wird bereits bewohnt von meiner Tochter und mir, Durchrei-senden wie ihm. Natürlich werden wir den Marquis einladen, sich uns anzuschließen. Stephanie, geh hinauf.«
Onkel George sah seine Schwägerin verärgert an. »Dummes Zeug! Der Marquis wird mir gutes Geld für dieses Zimmer zahlen, und du, Dotty, würdest mir nicht mal einen Kupfer-Farthing geben.«
»Das würde ich! Das würde ich! Es ist eine Investition!
Caroline, erkläre du ihm, was das bedeuten könnte!«
Doch es war zu spät. Der Marquis betrat das Gasthaus und stampfte den Schnee von seinen eleganten Stiefeln.
»Gott sei Dank, dass Ihr geöffnet habt! Ich denke nicht, dass wir noch viel weiter gekommen wären.«
Stephanie war zu Mute, als würde sich ihr Herz überschlagen. Selbst von der Seite betrachtet war Lord Donnington der bestaussehende Gentleman, der ihr je begegnet war. Sein Gesicht war so fein geschnitten wie das einer kostbaren griechischen Statue. Seine Nase wirkte edel, sein Kinn aristokratisch und entschlossen, seine hohen Wangenknochen scharf gezeichnet. Das schwarze Haar unter dem Hut schimmerte wie Seide, und Stephanie fragte sich unwillkürlich, welche Wirkung wohl seine Augen auf sie haben würden. Um sich zu fassen, machte sie einen tiefen Atemzug.
»Willkommen, M'lord.« Onkel George verbeugte sich ehr-erbietig, während die Damen knicksten. »Wir sind stolz, Euch unsere Dienste anbieten zu dürfen. Unser Gasthaus ist nicht das größte, aber ich versichere Euch, dass Ihr weit und breit kein besseres als dieses finden werdet.«
»Dann werde ich doppelt glücklich sein.« Das Lächeln zauberte zwei atemberaubende Grübchen auf sein Gesicht.
»Ich brauche Zimmer für mich und für mein Mündel sowie für meine Dienerschaft. Und einen Salon, wenn das möglich ist.« Er öffnete seinen Reisemantel mit dem doppelten Kragen und enthüllte ihren Blicken ein zitterndes Kind.
»Oh, es ist ein kleines Mädchen!«, rief Lady Blythe aus.
»Armes Püppchen«, sagte Tante Caroline und ging mit ausgebreiteten Armen auf das Kind zu. »Ihr müsst ja ganz durchgefroren und verängstigt sein.«
Das Kind nickte schniefend.
»Kommt ans Feuer und wärmt Euch auf.«
Das Mädchen schaute zu seinem Vormund auf.
»Geh nur, Eugenia.« Der Marquis schickte sich an, seinen Mantel abzulegen. »Vermutlich habe ich nicht dreifaches Glück, indem Ihr mir sagen könnt, dass unsere zweite Kutsche mit meinem Koffer, Lady Eugenias Zofe und dem Ge-päck hier angehalten hat.«
»Es tut mir Leid, M'lord.« Onkel George sprang herbei, um ihm aus dem schweren Kleidungsstück zu helfen. »Ihr werdet das Haus ganz allein zu Eurer Verfügung haben. Hier wohnen nur noch meine Familie und unsere alte Köchin.
Ich bin George Collinswood, und das ist
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