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Samtpfoten im Schnee

Samtpfoten im Schnee

Titel: Samtpfoten im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathleen Clare
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sein - Eugenia würde wahrscheinlich einen Wutanfall nach dem anderen bekommen. Er schüttelte den Kopf.
    »Es ist nicht geeignet«, erwiderte er, »aber vielleicht ist das Schild eines Wirtshauses in der Nähe.«
    »Ja, Sir.« Die Luke wurde geschlossen.

    David hatte Mitleid mit den Dienstboten. Seine Entscheidung zwang sie dazu, noch längere Zeit in der bitteren Kälte aushalten zu müssen. Wenn sie ein Gasthaus fanden, schwor er sich, würde er beide Augen zudrücken, wenn die beiden Männer heute Abend den Wunsch verspüren sollten, sich zu betrinken.
    Eugenia beugte sich vor, um sich die Bauernkate anzusehen. »Du hast Recht, Onkel. Das ist kein schöner Ort.«
    »Mein Liebes, du weißt, dass wir vermutlich keine Unterkunft finden werden, die so schön ist, wie du es dir vor-stellst. Aber du wirst dort sicher sein. Mit mir.«
    Das kleine Mädchen zitterte, ob vor Angst oder vor Kälte vermochte David nicht zu sagen. »Hoffentlich finden wir bald ein Haus. Bitte, Onkel David, wenn wir ein schönes Haus finden, dann lass uns da bleiben, bis der Schnee wieder weg ist.«
    Das könnte bis zum Frühjahr dauern. Ein solches Versprechen konnte er ihr nicht geben. »Wir werden dort so lange bleiben, bis es ganz, ganz sicher ist zu reisen.«
    »Versprochen?«, jammerte Eugenia.
    »Ich verspreche, dass ich dich niemals an einen Ort oder in eine Lage bringen werde, wo es gefährlich ist.«
    »Ich werde daran denken.« Sie verkroch sich in seinen Reisemantel und schmiegte sich an David.
    Er legte den Arm um sie und hielt sie fürsorglich. Eugenia hatte noch nie so seine Nähe gesucht wie jetzt. Warum konnte sie nicht immer so sein? Ein Kind konnte so anhänglich und anschmiegsam sein. Diese Überlegung rief bei ihm den Gedanken an eine Ehefrau und an eigene Kinder wach.
    Würde er denn niemals eine Frau finden, die infrage käme?

    Ein Jahr, wenn nicht länger, hatte er vergeblich nach der Richtigen Ausschau gehalten.
    Sie kamen noch an einer Reihe anderer Gehöfte vorbei, aber sie alle waren sehr klein, wenn auch manche davon in einem recht guten Zustand waren. Die Luke wurde geöffnet.
    »Mylord, es gibt hier ein paar Katen, aber ich glaube, wir kommen bald in ein Dorf«, verkündete Charles.
    »Dann fahr weiter«, forderte David ihn auf.
    Der Kutscher ließ die Pferde in einen langsamen Trab fallen, als sie eine sanfte Steigung erreichten. Die Kutsche geriet heftig ins Wanken und warf David gegen die Wand. Eugenia schrie auf und befreite sich aus seinem Mantel.
    »Es ist alles gut«, versicherte er ihr, auch wenn sein Arm heftig schmerzte. »Charles hat den Wagen abgefangen.«
    »Ich hab solche Angst!« Eugenia begann wieder zu weinen.
    David hob sie auf seinen Schoß, während die Kutsche rumpelnd den Hügel erklomm. »Da ist das Dorf, mein Liebes! Siehst du es?«
    »Es sieht gruselig aus«, schluchzte sie.
    »Das liegt am Schnee. Die Leute, die dort wohnen, werden freundlich sein.« Er hoffte, das seine Worte wahr waren.
    »Sag mir, wenn wir dort sind.« Sie tauchte zurück in seinen Mantel.
    David stieß einen erleichterten Seufzer aus. Sie hatten eine Situation überstanden, die leicht hätte gefährlich werden können. Und nun, falls Eugenia sich benehmen wür-de ... Vielleicht war sie ja so froh, vor dem Sturm in Sicherheit zu sein, dass sie sich wie eine wohl erzogene junge Lady benehmen und niemandem Ärger machen würde. Doch irgendwie bezweifelte er das.

    2. Kapitel
    Stephanie spähte zum Fenster hinaus in das heftige Schneetreiben. Ihre letzten beiden Gäste, zwei draufgängerische Bauernsöhne, die keinen Hehl daraus machten, an ihr interessiert zu sein, hatten rasch ihre Krüge geleert und fluchtartig den Heimweg angetreten, als der Eissturm losbrach. Obwohl es schon spät am Nachmittag war, gab es noch keine Übernachtungsgäste. Dennoch ging Onkel George im der Wirtsstube herum und zündete die Öllampen an, um die Dunkelheit des Unwetters zu vertreiben.
    »Man kann nie wissen, ob nicht doch noch ein gestrandeter Reisender hier vorbeikommt«, erklärte er.
    »Dann soll ich noch nicht abschließen?«, fragte Stephanie und wandte sich zu ihm um.
    »Nein, noch nicht.« Tante Caroline begann damit, die Tische und Bänke abzuwischen.
    »Richtig«, stimmte Onkel George zu. »Es ist schon des Öfteren passiert, und normalerweise sind sie dann so dankbar, dass sie uns großzügige Trinkgelder hier lassen.«
    »Ganz zu schweigen davon, dass es unsere christliche Pflicht ist«, fügte seine Frau trocken hinzu.

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