Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)
mitgeteilt hatte. Aber nachdem er seine Fehler eingesehen hatte, war er wie ausgewechselt. Wenn er nicht mit der Knarre dazwischengegangen wäre, hätten die Wilders diesen Kampf womöglich verloren. Demnach hatte Jackson ihre Vergangenheit nicht unerheblich beeinflusst, und sie würde ihn auch künftig in ihr Leben einbinden.
Warlord blickte auf die Kaminuhr, die auf dem Sockel stand. »Wo bleibt eigentlich Firebird so lange?« Er wechselte geschickt das Thema. Karen hatte heimlich immer gewusst, dass er sich nach einer Versöhnung mit seinen Eltern sehnte, jedoch befürchtete, dass sie ihm niemals verzeihen könnten.
Jetzt, nachdem sie ihm verziehen hatten, wollte er unbedingt seine kleine Schwester wiedersehen. Firebird
war vier Jahre alt gewesen, als er ging. Inzwischen war sie dreiundzwanzig, alleinerziehende Mutter, unverheiratet, mit Collegeabschluss. Sie lebte mit ihrem kleinen Sohn zu Hause bei ihren Eltern und jobbte in einer Kunstgalerie.
Wie würde sie reagieren, wenn sie ihren lange verschollenen Bruder wiedersah? Würde sie ihn überhaupt wiedererkennen?
»Tja. Wo das Mädchen bloß bleibt«, grummelte Konstantine mit seinem tiefen Brummbass. »Gefällt mir gar nicht, dass sie so spät noch nicht zu Hause ist.«
Rurik lachte. »Es ist gerade mal acht Uhr.«
Konstantine zeigte aus dem Fenster. »Es ist dunkel draußen.«
»Vielleicht hängt sie irgendwo in Seattle im Stau fest«, gab Tasya zu bedenken.
»Für gewöhnlich ruft sie mich an.« Zorana schloss den Laptop, ging zum Fenster und spähte hinaus.
»Ruf du sie an«, drängte Ann.
Zorana schien unschlüssig. »Das mach ich aber sehr ungern. Nachher denkt sie noch, ich würde ihr nachspionieren.«
»Das denkt sie bestimmt nicht. Sie weiß, dass du dir Sorgen machst, das ist schließlich auch ganz normal, oder?«, argumentierte Jasha sachlich.Was er sagte, klang plausibel, immerhin war er ja auch der ältere Bruder. »Der Straßenverkehr ist gefährlich, die Autobahnen nicht minder, und jetzt, wo wir drei Ikonen haben, brauchen wir nur noch eine, um den Pakt aufzulösen. Das bedeutet, die Varinskis sind eine große Bedrohung für uns, und …«
Anns Kehle entfuhr ein erschrockenes Stöhnen.
Jasha verstummte. Er begriff, dass er zu weit gegangen war. Mit seinen Vernunftargumenten machte er seiner Mutter bloß noch mehr Angst.
Aleksandr blickte von seinen Bauklötzen auf. »Mama?«
»Also gut, ich ruf sie an.« Zorana stürmte zum Telefon.
»Warte!« Konstantine hielt gebieterisch einen Finger hoch. »Sie ist eben in unsere Straße eingebogen.« Der alte Wolf hörte förmlich die Stecknadel fallen.
»Mama?« Aleksandr stand auf, ein breites strahlendes Grinsen auf dem Gesicht.
Konstantine betrachtete seinen Enkel. »Er wird auch ein Wolf. Ich sag’s euch.«
»Nicht, wenn wir den Pakt beenden können«, versetzte Ann.
Adrik stand ebenfalls auf und ging zum Fenster.
Karen lehnte sich zufrieden vor das Polster der Couch, sie hätte ihn stundenlang beobachten können.
Sie hatte ihn vom Abgrund des Bösen weggeholt.
Er hatte sie vom Tod ins Leben zurückgeholt.
Er glaubte, dass sie von der Vorsehung füreinander bestimmt wären.
Sie glaubte, dass ihr Aufeinandertreffen ein glücklicher Zufall war.
Es spielte auch keine Rolle, wer von ihnen beiden Recht hatte. Sie waren zusammen im Kampf gegen das Böse. Sie waren zusammen bis in alle Ewigkeit.
Er war ihr Mann. Ihr Panther. Ihre große Liebe.
Jetzt hörte sie es auch. Ein Wagen hielt an. Der Motor erstarb. Eine Tür knallte zu.
»Mama?« Aleksandr tanzte durch das Zimmer und wiederholte begeistert: »Mama. Mama. Mama.«
Warlord hockte sich vor ihn. »Möchtest du, dass ich dich auf den Arm nehme? Sollen wir gemeinsam auf deine Mama warten?«
Aleksandr breitete die Ärmchen aus. »Adrik. Arm!«
Karens Augen wurden feucht vor Rührung, als Warlord den kräftigen kleinen Kerl an sich drückte. Vielleicht könnten sie irgendwann, wenn sie wieder ganz gesund war, wenn die Ikonen endlich vereint wären und die Gefahr gebannt, auch so einen Jungen wie Aleksandr haben.Wenigstens … könnten sie es versuchen.
Sie fing Warlords Blick auf und wusste, dass er genau das Gleiche dachte.
Firebirds Stiefel klackerten auf den Treppenstufen, auf der Veranda.
Adrik öffnete ihr die Tür.
»Mama!«, kreischte Aleksandr und stürzte sich in ihre Arme.
Sie fing ihn auf, umarmte ihn innig.
Obwohl Karen Firebird noch nicht persönlich kennen gelernt hatte, mochte sie die junge Frau auf
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