Samtschwarze Nacht - Dodd, C: Samtschwarze Nacht - Into the Shadow (Darkness Chosen 03)
schwang mühsam unterdrückter Zorn.
»Da ist was dran. Außerdem hat es sich für uns dieses Mal richtig gelohnt.« Bei dem Überfall hatten sie reiche Beute gemacht. Neben Waffen und Munition hatte der chinesische General ihnen seinen Schnaps und jede Menge Gold überlassen, dafür durfte er im Gegenzug die kompromittierenden Fotos behalten, die seine Liaison mit dem jungen Sohn des örtlichen kommunistischen Vorsitzenden dokumentierten.
Magnus grinste und blickte zum östlichen Horizont, wo der Mond als sahnig gelbe Sichel am Himmel schwebte. »Du und ich - wir haben zusammen Weiber flachgelegt. Und Seite an Seite gekämpft.Trotzdem will es mir nicht in den Kopf:Woher weißt du eigentlich immer, wo die Kohle und der Schnaps versteckt sind und wo die heißesten Skandale lauern?«
»Ich bin ein Mann mit vielen Talenten und besitze außergewöhnliche Fähigkeiten.«
Magnus drohte ihm scherzhaft mit dem erhobenen Zeigefinger. »Versuch nicht, es mit irgendeinem Blabla runterzuspielen.Wie bist du zu dem geworden, der du heute bist?«
»Nicht anders als du. Ich hab einen Mann getötet, musste fliehen und bin hier gestrandet.« Warlord hob die Flasche und prostete den schneebedeckten Gipfeln zu, die ihr Lebensraum geworden waren. »Hier mache ich die Gesetze und brauche niemandem Rechenschaft abzulegen.«
»Quatsch keine Opern,das mein ich nicht.Ich meine, du hast etwas Unheimliches an dir. Dein Schatten ist zu schwarz.Wenn du wütend wirst, dann meint man …« Magnus gestikulierte fahrig mit den Händen. »… na ja, dann meint man, er würde fluoreszieren, ähnlich wie Phosphor oder so was. Du hast eine Art, dich aus dem Nichts zu materialisieren, lautlos wie ein Geist, und du weißt Dinge, die du eigentlich gar nicht wissen kannst. Wie die Affäre des chinesischen Generals mit diesem Jungen. Die Männer behaupten, du bist kein Mensch.«
»Und wie kommen sie darauf?«
»Weil deine Augen …« Magnus schauderte unwillkürlich.
»Was ist mit meinen Augen?« Warlord hatte wieder dieses bedrohlich sanfte Vibrieren in der Stimme.
»Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut? Deine Augen sind verdammt unheimlich. Deshalb haben die Männer dich zum Anführer gewählt. Aber inzwischen mucken sie immer öfter auf.« Magnus schlang unbehaglich die Arme um seinen Körper.
»Wieso sollten sie aufmucken?« Wieder diese gefährlich sanfte Stimme.
»Die Söldner reden darüber, dass du dich zu wenig ums Geschäftliche kümmerst, weil du dich von dieser Frau ablenken lässt.«
»Von welcher Frau?« Warlords obsidianschwarze Augen funkelten in der Dunkelheit.
»Meinst du, die merken nicht, dass du dich in den Nächten davonmachst? Sie beobachten, wie du heimlich verschwindest, und zerreißen sich die Mäuler darüber, wo du dich herumtreibst. Sind wie ein Haufen alter Waschweiber«, schob Magnus grinsend nach.
Warlord fand das gar nicht lustig. »Sind sie nicht zufrieden mit dem Ergebnis unseres letzten Überfalls?«
»Doch, aber zu unserem Geschäft gehören mehr als ein guter Kampf und fette Beute.« Magnus wurde ernst. »Unsere Jungs machen sich Sorgen um ihre Sicherheit. Zumal Gerüchte kursieren, dass das Militär auf beiden Seiten der Grenze die Faxen dicke hat von unseren Attacken. Die Offiziere planen wohl, ihre Linien zu verstärken und künftig rigoros durchzugreifen.«
»Wie soll die Verstärkung aussehen?« »Keine Ahnung. Womöglich spielen sie mit dem Gedanken, Spione einzusetzen. Sie tun jedenfalls verdammt geheimnisvoll. Gleichzeitig geht ihnen der Arsch auf Grundeis und …«
Warlord neigte sich vor. »Und?«
»Ich tippe mal, sie haben mächtig Schiss. Als hätten sie irgendwas ausgetüftelt, was sie jetzt nicht mehr stoppen können. Ich bin ehrlich mit dir, Warlord. Mir behagt das Ganze nicht. Du solltest aufhören, dem Mädchen nachzustellen. Stattdessen müssen wir schleunigst rauskriegen, was da gegen uns ausgeheckt wird.« So. Jetzt war es raus. Und Warlord hatte ihm nicht den Kopf abgerissen. Noch nicht.
Magnus lehnte sich mit dem Rücken an einen Felsen. Der Granit war eiskalt. Logisch. Mit Ausnahme der kurzen Sommer war es hier im Himalaja immer kalt. Und an ihrem Lagerplatz, der auf drei Seiten von steilen Hängen umgeben war und in eine Schlucht mündete, in deren Tiefe ein reißender Fluss gurgelte, riss der Wind an seinen Haaren, fuhr ihm die Kälte in sämtliche Knochen. »Ich hasse dieses beschissene Gebirge«, knurrte er. »Typisch Asien. Haben nichts Gescheites
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