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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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konnte auf sich aufpassen, so viel war zu erkennen. Doch er verströmte nicht den grausamen Gestank des Testosteronüberschusses, der bei Männern, die gern ihre Körpermasse einsetzen, durchdringt wie scharfer Schweißgeruch. Granthams natürliche Regung wäre es, eher ein Stilett als eine Axt, eher ein Scharfschützengewehr als eine Donnerbüchse zu benutzen. Er wirkte überhaupt nicht wie ein Schlägertyp.
    »Miss Petrowa«, fuhr Grantham fort. »Reden wir über sie. Besprechen wir mal, was Sie beide am Samstag Abend in Paris gemacht haben.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, sagte Carver.
    »Ich rede von dem Mord an der Prinzessin von Wales.«
    »Mord? In den Nachrichten heißt es, es sei ein Unfall gewesen. Der Fahrer war betrunken. Er fuhr zu schnell. Ein Unfall eben.«
    Grantham stand auf, kam zu Carver herum und beugte sich an sein Ohr. »Behandeln Sie mich nicht wie den letzten Dreck. Sie sind nichts weiter als ein schäbiger Mörder. Ihnen ist jeder egal. Wenn das Geld stimmt, töten Sie, ohne mit der Wimper zu zucken.«
    Carver sah ihn an und lächelte. »Einen hübschen Füller haben Sie da in Ihrem Jackett stecken«, sagte er im Ton eines Kompliments.
    Grantham sah verwirrt an sich herab. Sein Jackett stand offen. Aus der Innentasche schaute ein Waterman mit goldener Kappe heraus. Carver redete weiter. »Sie haben meinen Wehrpass gesehen. Vergessen Sie die Handschellen. Während Ihrer kleinen bewegenden Ansprache hätte ich Ihnen den Füller in den Hals stechen können, genau durch die Halsschlagader.« Er wartete einen Moment, dann fügte er müde hinzu: »Aber ich habe es nicht getan, nicht wahr?«
    Grantham richtete sich auf, straffte die Schultern und knöpfte sich die Jacke zu. Er blickte auf Carver hinunter, machte den Mund auf, um etwas zu sagen, überlegte es sich dann aber anders und ging wieder zu seinem Stuhl zurück.
    Der Sekundenzeiger zog erneut einmal an der Zwölf vorbei.
    »Tja …« Carver blickte Dame Agatha an. »Sie richten sich nach den Gesetzen des Vereinigten Königsreichs.«
    Das war eine Feststellung, keine Frage. Sie nickte. »Ja.«
    »Also gilt ein Mensch als unschuldig, bis seine Schuld zweifelsfrei bewiesen ist. Dazu müssten Sie Zeugenaussagen, Laborergebnisse, eine Waffe vorlegen können. Haben Sie irgendwelche Beweise, die mich mit dem Tod der Prinzessin in Verbindung bringen würden?«
    Diesmal war es Dame Agatha, die stumm blieb.
    »Anscheinend nicht«, sagte Carver. »Und selbst wenn, würde es zu keinem Prozess kommen, weder gegen mich noch gegen einen anderen, denn den will niemand. Alle sind mit der Unfall-Version glücklich. Darum will ich nur noch eines dazu sagen: Als ich den Royal Marines beigetreten bin, habe ich einen Eid auf Ihre Majestät die Königin geschworen. Ich habe diesen Eid ernst genommen. Ich fühle mich nach wie vor daran gebunden. Begreifen Sie das?«
    Dame Agatha taxierte den Mann ihr gegenüber mit schmalen Augen. Dann sagte sie: »Ich glaube, ja.«
    »Der Affe da auch?«, fragte Carver.
    Grantham atmete hörbar ein. Seine Wut war nicht mehr gespielt. Er konnte sich kaum im Zaum halten. Dame Agatha legte die Hand auf seinen Arm. »Lassen Sie sich nicht provozieren«, sagte sie in mütterlichem Tonfall, als wolle sie eine Schlägerei zwischen ihren zankenden Söhnen verhindern.
    Dann wandte sie sich wieder an Carver: »Wie Sie sagten, wurden Sie gut ausgebildet. Sie sind an verdeckte Operationen gewöhnt. Nehmen wir einmal an, nur der Erörterung halber, dass das tragische Ereignis in Paris kein Unfall gewesen ist. Gehen wir von einem Gewaltverbrechen aus. Dann schildern Sie mir doch einmal, rein hypothetisch, was Sie meinen, wie es sich dort abgespielt haben könnte.«
    Carver zuckte mit den Schultern. Sein abwehrendes Verhalten hatte nicht viel gebracht. Wenn er überhaupt eine Chance haben wollte, diesen Befragungsraum noch rechtzeitig zu verlassen, würde er kooperieren müssen, und zwar schnell und umfassend.
    »Nun, wenn ich diese Operation planen müsste, würde ich jemanden nehmen, der wirklich gut ist. Das Problem ist, dass kein seriöser Mann diesen Auftrag wissentlich akzeptieren würde. Nur ein Verrückter würde sich daran hochziehen, die beliebteste Frau der Welt umzubringen. Aber der wäre zu unzuverlässig.
    Also müsste man den seriösen Mann in die Irre führen, ihm einen Haufen Mist erzählen, zum Beispiel dass er den Wagen eines gefährlichen Islamisten ausschalten soll, der eine Gräueltat plant. Denn dann würde er

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