Samuel Carver 01 - Target
Geschäftsmann. Er muss geglaubt haben, einen Gewinn damit zu machen.«
»Wie?«
»Sehen Sie sich seine Firmen an. Er ist Waffenfabrikant. Nun, ich bin kein Fan der Königsfamilie und verfolge nicht alle ihre Schritte, aber selbst ich habe mitbekommen, dass die Prinzessin vor Fernsehkameras mit verstümmelten Kindern gesprochen hat.«
Grantham blickte ihn finster an. »Worauf wollen Sie hinaus?«
»Landminen. Russland gehört zu den größten Minenproduzenten der Welt. Wenn die nun aus Schukowskis Fabrik stammen? Landminen gehören zu den gängigsten Waren überhaupt. Sie sind klein, wiegen fast nichts und bestehen aus Plastik. Sie lassen sich so leicht transportieren wie Zigaretten, und jeder will sie haben. Regierungen, Terroristen, die Guten und die Bösen – in jedem bewaffneten Konflikt werden Landminen gebraucht. Damit kann man Millionengeschäfte machen. Natürlich gibt es seit Jahren Kampagnen dagegen …«
»Ich weiß. Ich habe Material darüber«, murmelte Dame Agatha müde.
»Diese Kampagnen führten nur zu nichts, weil sich die Politiker normalerweise nicht für verstümmelte Kinder in Afrika oder im Kosovo interessieren«, fuhr Carver fort. »Erst, als die meistphotographierte Frau der Welt anfängt, die Kleinen in den Arm zu nehmen, zeigen auch sie sich interessiert. Da wirft man einen Blick auf die Meinungsumfragen, und plötzlich entwirft jeder internationale Verträge gegen Landminen.
Das ist sehr schlecht für den Mann, der diese Scheißdinger herstellt. Plötzlich will man ihm sein Produkt nicht mehr abkaufen. Die Millionen lösen sich vor seinen Augen in Nichts auf. Was tut Schukowski dagegen? Wir wissen, dass er keine Skrupel hat, Leute zu beseitigen. Man könnte das ein Motiv nennen. In seinen Augen ist das eine vernünftige Investition.«
Dame Agatha klopfte mit ihrem Stift auf die Tischplatte. »Ja, das ist eine Theorie.«
»Fällt Ihnen eine bessere ein?«, fragte Carver.
»Nein«, erwiderte sie. »Aber ich brauche auch keine, ich kann sagen, es war ein Unfall.«
»Gut, noch etwas? Ich muss mich auf den Weg machen.«
»Ja«, sagte Grantham. »Wenn Sie dieses Gebäude verlassen haben, denken Sie nicht, dass Sie so davonkommen werden.
Dame Agatha mag ihre Skrupel haben, doch mir würde eine Hinrichtung kein Kopfzerbrechen bereiten. Ich würde Sie jetzt gleich erschießen und nicht einmal zögern.«
»Warum tun Sie es dann nicht?«
»Weil ich mehr davon habe, wenn ich Sie mir verpflichte. Was Sie getan haben, lässt sich nicht rückgängig machen. Ihre Schuld kann nicht getilgt werden. Aber Sie können, sagen wir, Entschädigungen leisten. Sie können für mich, für Ihr Land Aufträge erledigen. Wenn Sie dabei getötet werden, Pech, nichts wäre mir gleichgültiger. Wenn Sie Erfolg haben, gut, dann haben Sie etwas Nützliches geleistet. So ist die Lage: Entweder lasse ich Sie zu einer Müllhalde bringen, wo man Ihnen von hinten in den Kopf schießt und Sie unter Tonnen von Abfall begräbt, oder Sie arbeiten für mich …«
Grantham machte eine Pause und sah Carver in die Augen. Dann sagte er recht ruhig und mit einem Hauch Ironie: »Wer ist jetzt hier der Affe?«
Carver nickte. Er hatte die Stänkerei angefangen und Grantham hatte das Recht zurückzustänkern. Außerdem schien er ein anständiger Bursche zu sein. Carver fragte sich, wie ihr professionelles Verhältnis hätte aussehen können, wenn er beim Special Boat Service geblieben wäre: er der Soldat, Grantham der Spion, beide auf derselben Seite, ungefähr im gleichen Alter und vom gleichen Rang. Sie hätten sicher gut zusammengearbeitet. Jetzt würde es ganz anders kommen.
»Gut«, meinte er. »Ich akzeptiere die Bedingungen. Wie lautet der erste Auftrag?«
»Schukowski offensichtlich, aber nicht damit Sie zur Rettung Ihrer russischen Mata Hari eilen. Wie ein Ritter in glänzender Rüstung kommen Sie mir sowieso nicht vor. Ihnen geht es doch nur darum, den Russen zu erwischen, bevor er Sie erwischt. Also tun Sie das. Und erledigen Sie auch seinen Kumpel Kursk. Damit würden Sie uns einen Gefallen tun.«
»Ich nehme nicht an, dass ich irgendwelche Unterstützung bekommen werde, oder?«, sagte Carver.
»Sie scherzen wohl.«
»Eigentlich nicht. Gut, und wenn es mir gelingt?«
»Dann erleben Sie den nächsten Tag. Unter denselben Bedingungen wie vorher. Müllhalden gibt es viele.«
Darauf herrschte Schweigen. Als Grantham wieder das Wort ergriff, hatte er einen neuen konzilianten Ton in der Stimme. »Schauen Sie,
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