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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Schritte des Mannes, der hinter ihm die Treppe herauf gerannt kam.
    Der Kolben traf Carver in die Nieren und jagte ihm einen Schmerz durch den Leib, dass ihm schlagartig übel wurde. Er ließ Max’ Hals los und krümmte sich würgend am Boden.
    »Bringen Sie ihn ins Esszimmer«, sagte Max.
    McCall zog Carver am Kragen hoch; dann stieß er ihn noch einmal in den Rücken, diesmal mit dem Lauf. »Sie haben es gehört. Gehen Sie.«
    Carver ging nicht. Er taumelte breitbeinig nach vorn gebeugt wie ein Schimpanse durch die Verbindungstür ins Esszimmer. Max war wohl mit Packen beschäftigt gewesen. Da standen offene Koffer für einen Laptop, ein externes Hochgeschwindigkeitsmodem und ein Flachbildschirm von zwanzig Zoll. Die Kabel waren abgetrennt, aufgewickelt, fertig zum Einpacken. Max’ Anzugjacke hing über einer Stuhllehne. Carver versuchte, die Schmerzen zu ignorieren. Er wollte aufrecht stehen, seine Würde zurückerlangen und wenigstens die Illusion schaffen, dass er und Max auf Augenhöhe miteinander redeten.
    Max war nicht beeindruckt. »Sie sind ein toter Mann«, erklärte er, als er um den Tisch herumging und Kabel aus dem Computer zog. »Tun Sie mir den Gefallen und machen Sie keine Schwierigkeiten, Carver. Antworten Sie auf meine Fragen. Was ist mit Kursk passiert?«
    »Wer soll das denn sein?«
    »Der Russe.«
    »Er ist tot.«
    »Und seine Partnerin?«
    »Was glauben Sie denn? Ich bin hier, nicht sie. Sie ist ebenfalls tot.«
    »Wie?«
    »Ich habe sie in die Kanalisation gespült. Wie Scheiße. Ich denke, Sie wissen das.«
    Max sagte einen Moment lang gar nichts, solange er den Computer in seinen Koffer packte; dann fragte er: »Colclough sah zwei Leute in die Wohnung zurückkehren. Wer war das?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich kenne keinen Colclough. Und ich beantworte Ihnen keine Fragen mehr, solange Sie meine nicht beantworten. Warum wollen Sie mich umbringen?«
    Max zog seufzend den Reißverschluss des Koffers zu. »Bitte, behandeln Sie mich nicht wie einen Idioten. Sie sind noch einmal in die Wohnung gegangen. Warum? Sie hatten keinen Grund dazu. Es sei denn, ich sollte denken , dass die Frau tot ist. Und der einzige Grund, warum Sie sich diese Mühe machen sollten, wäre …«
    »Dass ich noch lebe?«
    Aliks stand am anderen Ende des Raumes in der Tür mit schussbereiter Uzi und bewegte den Lauf hin und her, um Max und McCall gleichzeitig abzudecken. Sie hielt die Waffe richtig und zielte am Lauf entlang. Der zitterte ein wenig und verriet ihre Nervosität. Sie sah aus wie ein kleines Mädchen, das auch mal das Spielzeug der großen Brüder halten will.
    Eine Sekunde lang standen alle einfach nur da. Noch etwas länger, und es wäre zu spät gewesen. Wenn McCall nichts getan und Aliks damit gezwungen hätte, die Initiative zu ergreifen und kaltblütig zu schießen, hätte sie vielleicht die Nerven verloren. Doch er wurde überheblich und setzte sein Leben auf ihre Unfähigkeit, die Drohung ihrer Waffe wahr zu machen. Er stieß Carver zur Seite, um sich Raum zu verschaffen und seinerseits die Waffe in Anschlag zu bringen. Doch Aliks schoss zuerst.
    Sie machte es richtig, wie bei einer Schießübung. Sie verspritzte nicht die Kugeln im ganzen Raum. Sie gab drei Einzelschüsse auf McCall ab. Jetzt war nichts Mädchenhaftes mehr an ihr. Sie hatte eine grimmige, fast obsessive Konzentriertheit in den Augen, als sie sich Max zuwandte, der ängstlich an die Wand zurückwich. Die nächsten Schüsse trafen ihn in Brust, Schulter und Hals – jedes Mal ein bisschen höher, da der Rückstoß den Lauf hochriss. Max drehte sich um seine eigene Achse, und aus der zerissenen Halsschlagader spritzte das Blut auf die Wand. Dann sackte er zu Boden und war tot.
    Carver richtete sich zuckend auf und schaffte es, das Zimmer zu durchqueren. Es stank nach Kordit. Aliks stand stocksteif und mit aufgerissenen Augen da. Dann wandte sie sich plötzlich ab, beugte sich vornüber und würgte zitternd. Es flossen Tränen, Galle und Rotz. Carver stand bei ihr, legte ihr die Hand auf die Schulter und bot ihr ein Taschentuch an.
    »Das erste Mal?«
    Aliks nickte.
    »Sie haben es gut gemacht«, sagte er. »Sie haben mir das Leben gerettet. Danke.«
    Er war von einem tiefen, vertrauten Gefühl ergriffen, von der Verbundenheit zwischen Menschen, die gemeinsam eine Schlacht überstanden haben. Carver hatte das auf den Falklandinseln, im Irak und im Banditengebiet von Süd-Armagh erlebt. Er kannte dieses Band bei kämpfenden Männern.

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