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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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ausgebildet.«
    »Dann folgen Sie mir einfach; tun Sie genau, was ich sage, und geben Sie mir Rückendeckung. Sehen Sie es positiv: Diese Bastarde wollten uns umbringen. Wir werden uns revanchieren.«

12
    Colclough hielt an. Sie waren im Marais, auf der anderen Seite der Seine gegenüber der Ile St. Louis. Früher hatten Adelige und Höflinge ihre Häuser hier gebaut, um so nah wie möglich beim Palast des Königs zu wohnen. Sie richteten sich mit auserlesenen Gemälden, Skulpturen und Möbeln ein, kleideten sich in Seide und Spitze; doch hinter der untadeligen Fassade und der höfischen Etikette wütete ein unaufhörlicher Krieg um Einfluss, Reichtum und den Zugang zum Thron.
    Als die alte Ordnung in der Raserei der Revolution von 1789 unterging, ging das Marais mit ihr. Das Viertel wurde zwei Jahrhunderte lang vernachlässigt, um während der vergangenen Jahrzehnte als Pariser Äquivalent zu New Yorks SoHo oder Londons Notting Hill wiederbelebt zu werden. Jetzt verkehrten die Reichen und Schönen mit Fremden und Exoten: Es gab exklusive Boutiquen neben jüdischen Delis, Schwulenbars und algerischen Restaurants. Aber viele Stadtvillen existierten noch, und eine zumindest war wie früher ein Ort der Konspiration und Intrige.
    »Da ist es«, sagte Colclough und zeigte mit der freien Hand auf einen fünfzig Meter entfernten Torweg auf der anderen Straßenseite. Dann ließ er Kopf und Schultern hängen und murmelte: »Ich weiß nicht, warum ich mir die Mühe gemacht habe. Sie werden mich sowieso umbringen.«
    Carver fasste ihn an der schweißgetränkten Hemdschulter und schüttelte ihn. »Nein, das werde ich nicht. Nicht, wenn Sie genau tun, was ich sage. Wenn wir überleben, dann Sie auch.«
    »Haben Sie keine Angst, dass ich rede?«
    »Mit wem denn? Ich wüsste nicht, warum Sie zur Polizei rennen sollten. Wenn wir nachher noch am Leben sind, ist Max nicht mehr da. Also werden Sie ihm nichts erzählen können. Und Sie haben gesagt, dass Sie über seinen Boss nicht mehr wissen als wir. Also machen Sie sich keine Sorgen. Ich habe Ihnen geglaubt, als Sie geschworen haben, nichts auszuplaudern. Aber unser kleines Zwiegespräch hat soeben dreißig Sekunden gekostet. Also fahren Sie jetzt vor das Tor, als wäre nichts geschehen. Lassen Sie den Wachposten öffnen. Und halten Sie die Klappe.«
    Carver nahm ein drittes Paar Plastikhandschellen aus der Hosentasche, als Colclough den Motor wieder anließ. »Die letzten«, sagte er mit einem schiefen Lächeln und gab sie Aliks. »Die sind für den Mann am Tor. Ich sage Ihnen, wann.«
    Der Wagen fuhr vor. Colclough blendete kurz die Scheinwerfer auf. Das Tor schwang auf, und ein Mann winkte ihn durch. Er hielt eine Maschinenpistole, wahrscheinlich auch eine Uzi, dicht an seiner Seite und versuchte halbherzig, sie vor Blicken von außen zu schützen.
    Der Mann kam an die Fahrertür und bedeutete Colclough, die Scheibe zu öffnen. Carver zählte darauf, dass er tun würde, was alle Torwächter taten: sich bücken und in den Wagen sehen. Dann würde er feststellen, dass Carvers Pistole auf ihn zielte. Aliks würde aussteigen und ihn fesseln. Das war einfach … solange Colclough den Mund hielt. Doch der Ex-Bulle verlor die Nerven. Als das Tor hinter ihnen zuging und der Mann sich zum Wagenfenster herabbeugte, rief er: »Achtung! Er hat eine Kanone!«
    Der Wachmann sprang einen Schritt zurück und wollte die Uzi in Anschlag bringen. Carver war schneller. Er schoss zweimal durch das halb offene Wagenfenster und versenkte zwei Kugeln sauber nebeneinander in seiner Brust. Der Aufprall warf den Mann gegen die Ziegelmauer des Torwegs.
    »Schwerer Fehler«, murmelte Carver halb zu sich selbst.
    Colclough stöhnte: »O Gott, es tut mir leid. Bitte töten Sie mich nicht …«
    Carver ignorierte ihn. Er gab Aliks die Maschinenpistole zurück. »Kommen Sie mit!«, rief er. »Schnell!«
    Die wichtigsten Grundlagen beim Häuserkampf sind Überraschung, Schnelligkeit und kontrollierte Gewalt. Das Überraschungsmoment war soeben zunichte gemacht worden. Blieben Schnelligkeit und Gewalt. Carver rannte los.
    Auf dem Kopfsteinpflaster erhob sich das Haupthaus in grauweißem Stein. Rennend warf Carver einen Blick nach rechts, wo im Innern der alten Remise die schwarze Motorhaube einer 7er BMW-Limousine glänzte. Max reiste stilvoll. Wenn Carver die Sache lebend überstand, würde er den als Fluchtwagen nehmen.
    Er überquerte den Hof und lud dabei nach. An der Haustür blieb er stehen, bedeutete Aliks,

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