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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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Aber bei einer blonden Russin im seidenen Minikleid … nun, daran musste man sich erst ein bisschen gewöhnen.
    Schließlich hörte Aliks auf zu zittern. Ihr Atem ging ruhiger. Sie richtete sich auf und wischte sich das Gesicht ab. Kurz sah sie zu den beiden Leichen. Dann blickte sie Carver an, als sähe sie ihr Spiegelbild in seinen Augen. »Du meine Güte«, sagte sie. »Ich muss furchtbar aussehen.«
    Carver stieß ein kurzes trockenes Lachen aus. »Nicht halb so schlimm wie die. Hören Sie, es wird Ihnen gleich wieder besser gehen. Aber bis dahin müssen wir von hier weg. Wischen Sie Ihre Fingerabdrücke von der Waffe. Klemmen Sie sie in Max’ Hände – der Kerl mit den grauen Haaren. Es muss so aussehen, als hätten sie sich gegenseitig umgebracht.«
    Das Polizeilabor würde mindestens einen Tag brauchen, um festzustellen, dass alle Kugeln aus derselben Waffe abgefeuert worden waren. Bis dahin wollte Carver weit weg sein. Er wandte sich dem Computer zu, der in seinem Koffer auf dem Tisch stand. Da drinnen befand sich alles, was er über seine Auftraggeber erfahren musste, und alles, was ein anderer über Carver würde wissen wollen. Aus beiden Gründen nahm er ihn an sich.
    Desgleichen Max’ graues Jackett. Carver musste aus der Kleidung raus, die er während der Nacht angehabt hatte, und seine äußere Erscheinung verändern. Er sah zu den Toten. Ihre Hosen waren mit Blut bespritzt.
    Doch er hatte Glück. Neben dem Tisch stand eine Reisetasche aus weichem braunem Leder. Max war reisefertig gewesen. Sie enthielt ein frisches weißes Oberhemd, noch im Papier der Wäscherei. Das zog Carver an, darüber das Jackett.
    Schließlich nahm Carver den schwarzen Nylonkoffer mit dem Computer. »Zeit zu verschwinden«, verkündete er. Aber als er das Zimmer verließ, dachte er: Wenn Aliks Petrowa noch nie im Zorn eine Waffe abgefeuert hat, was hat sie dann bei diesem Auftrag verloren?

13
    Der Krankenhauskomplex des Pitié-Salpêtrière im Südosten von Paris geht auf das Jahr 1656 und die Zeit des Sonnenkönigs zurück. Während der letzten hundert Jahre war er modernisiert und enorm vergrößert worden, bis er fast eine Stadt für sich geworden war, die sich den Kranken und ihren Pflegern verschrieben hatte. Heute Nacht war die Notfallabteilung halb Kriegsgebiet und halb diplomatischer Stehempfang.
    Der Innenminister war da, zusammen mit dem Polizeipräfekten und dem britischen Botschafter. Es war zwei Uhr durch, als der Ehrengast eintraf. Sie kam vornehm zu spät, wie es der berühmtesten Frau der Welt geziemte. Doch sie kam in einem Krankenwagen anstatt in der üblichen Limousine.
    Der OV wartete am Krankenhaus. Er wurde allmählich ärgerlich wegen der Verzögerung. Allerdings war das irrational. Je ineffizienter die Pariser Ambulanz arbeitete, desto besser für ihn. Schließlich wollte er den Tod dieser Frau.
    Mehr als alles andere wollte er, dass die Angelegenheit zum Ende kam. Er wandte sich dem gebräunten, kompakten, lederüberzogenen Mann zu, der neben ihm stand. »Himmel noch mal, Pierre, warum hat das so lange gedauert?«
    Pierre Papin arbeitete für den französischen Geheimdienst. Er hatte keine Berufsbezeichnung. Offiziell hatte er auch keine Stelle. Das gab ihm gewisse Freiheiten. Manchmal zum Beispiel arbeitete er an Projekten, die nicht einmal seine Vorgesetzten kannten – die er offiziell gar nicht hatte.
    »Beruhigen Sie sich, mon ami«, erwiderte Papin und zog ein Päckchen Gitanes aus der Tasche seines Leinenjacketts. Papin trug ein makelloses weißes T-Shirt und eine enge schwarze Jeans. Er sah aus, als wäre er soeben aus einer Bar in St. Tropez gekommen.
    »In Frankreich mögen wir keine Hast. Ihr Angelsachsen werft eure Schwerverletzten in einen Krankenwagen, fahrt sie mit hundertzwanzig Stundenkilometern ins Krankenhaus und wundert euch, wenn sie tot ankommen. Wir stabilisieren sie lieber am Unfallort, dann bringen wir sie très doucement – sanft, nicht wahr? – in die Klinik.«
    »Na, ich hoffe, Sie erklären das den Medien. Glauben Sie mir, die wittern gleich eine Verschwörung.«
    Der Franzose lächelte. »Vielleicht weil es wirklich eine gibt, n’est pas?«
    »Nicht bei der verdammten Ambulanz.«
    Bei dem Ärger, den Max ihm machen würde, würde sich seine Laune nicht bessern. Sie hatten seit über einer Stunde nicht mehr miteinander gesprochen, seit Max gemeldet hatte, dass die Russen genau nach Plan eliminiert worden waren.
    Es war nicht ungewöhnlich für Max, wenn er von Zeit zu

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