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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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verließ. Er trug eine schwarze Tasche über der Schulter: den Laptop.
    »Ist er das?«, fragte Papin den OV.
    »Möglich. Ohne die Brille könnte es durchaus Carver sein.«
    »Gut. Aber jetzt sehen Sie her. Wir haben ihn hier um 7 Uhr 5. Das nächste Mal finden wir ihn um 7 Uhr 9, wie er sich dem Bahnsteig nähert, wo der Zug nach Mailand steht.«
    »Ja. Er hat eine Fahrkarte gekauft. Er ist eingestiegen.«
    »Wo ist er gewesen? Es dauert nur ein paar Sekunden, um die Bahnhofshalle zu durchqueren. Was hat er in der Zwischenzeit getan?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht ist er zur Toilette gegangen. Vielleicht hat er eine Zeitung gekauft.«
    »Vielleicht aber auch eine andere Fahrkarte zu einer anderen Stadt. Carver ist gut. Ihm muss klar gewesen sein, dass er in der Schalterhalle gefilmt wird; also hat er ein Ablenkungsmanöver inszeniert. Er würde dann die anderen Fahrkarten am Automaten gekauft haben. Merde! Die werden von keiner Kamera überwacht. Jemand wird sämtliche Ticketkäufe zwischen 7 Uhr 5 und 7 Uhr 9 überprüfen müssen. Und ich werde so lange etwas anderes tun.«
    »Und das wäre?«
    »Die Frau aufspüren.«

27
    Aliks hatte geduscht und kam in die Küche, wo Carver kochte. Sie hatte sich ein Handtuch um den Leib und eins um den Kopf gewickelt. »Haben Sie ein altes Hemd oder etwas anderes, das ich anziehen kann?«, fragte sie. »Von meinen Sachen ist …«
    »Schschsch!« Carver hob die Hand. Aliks wollte sich eben beschweren, da sah sie das kleine Fernsehgerät auf der Konsole an der Küchenwand. Carver hatte ein Satellitenprogramm eingeschaltet.
    »Es ist unglaublich«, sagte er. »Da stehen Tausende vor dem Tor des Buckingham-Palasts. Und noch mehr Leute legen Kränze vor dem Kensington-Palast ab, wo sie gewohnt hat. Es ist ein Kondolenzbuch ausgelegt, und die Menschen stehen hundert Meter weit Schlange, um sich einzutragen. Der Premierminister hat sie die Prinzessin des Volkes genannt. Sie haben Politiker aus aller Welt in der Sendung. Sie haben Experten, die sich zu allem äußern: ob man den Paparazzi erlauben darf, die Leute auf Motorrädern zu verfolgen, oder wie ihre Söhne mit dem schmerzlichen Verlust fertig werden können. Die Todeszeit wurde übrigens mit 4 Uhr angegeben. Als ob das irgendeine Bedeutung hätte.«
    »Wir haben nicht gewusst, was wir da tun …«
    »Das ändert auch nichts. Möchten Sie ein Käseomelett? Es schmeckt recht gut. Schließlich sind wir im Land des Schweizer Käses. Nur leider ist mir der Appetit vergangen.«
    »Danke, gern«, sagte Aliks. »Aber ich sollte mir zum Essen etwas anziehen.«
    »Natürlich. Einen Augenblick.«
    Kurz darauf kam er mit einem grauen T-Shirt zurück. Sandhurst Special Forces Challenge 1987 stand auf der Brust. »Ist das akzeptabel? Ich fürchte, ich habe in letzter Zeit nicht viel gewaschen. Ich bin weg gewesen. Es ist verrückt … Ich war in Neuseeland, als sie mich angerufen haben. Sie haben mich aus dem Urlaub geholt.«
    Aliks berührte ihn sacht am Arm, als sie die schlecht unterdrückte Wut hörte. »Es geht schon. Mit dem T-Shirt komme ich prima zurecht.«
    »Gut. Wenn ich’s mir recht überlege, werde ich vielleicht doch etwas von dem Omelett nehmen.«
    Sie aßen und sahen eine Weile fern. Die Presse stand auf dem Flughafen Biggin Hill südlich von London. Der Leichnam der Prinzessin sollte jeden Augenblick eintreffen. Endlich stand Carver auf und schaltete den Fernseher ab.
    »Wissen Sie was? Ich habe genug gesehen. Die werden mir nichts erzählen können, was ich nicht schon weiß. Und unsere Rolle dabei wurde nicht erwähnt. Nichts von Explosionen oder Schießereien. Entweder wissen sie nichts darüber, oder jemand gibt sich große Mühe, das zu vertuschen.«
    Er ging ins Wohnzimmer hinüber. »Ich dachte, Sie würden mir Ihre Lebensgeschichte erzählen.« Er warf sich aufs Sofa und deutete auf die Sessel. »Setzen Sie sich. Ich bin ganz Ohr.«
    Aliks ließ sich in einem Sessel nieder. Sie zog die Knie unters Kinn und schlang schützend die Arme um die Beine.

    Carver betrachtete sie und nahm jede Kleinigkeit in sich auf: die Art, wie sich die Sonne im Flaum auf ihren braunen Oberschenkeln fing, wie sie sich mit den Fingern durch die kurzen, nassen Haare fuhr … Dabei überlegte er, ob sie ihn verraten würde. Er dachte, das könnte es wert sein, allein wegen der einen Gelegenheit, diese Frau in seiner Wohnung zu haben, wenn auch nur für einen Tag. Solange sie da war, konnte er den Tod vergessen. Dann fing Aliks an zu

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