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Samuel Carver 01 - Target

Samuel Carver 01 - Target

Titel: Samuel Carver 01 - Target Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Cain
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antwortete: ›Das ist kein Problem, nur ein simpler Eingriff.‹
    Ich konnte es nicht glauben. Die Ärzte in Perm hatten immer gesagt, sie könnten nichts für mich tun. Mein Fall sei nicht ernst genug, um die Kosten der Operation zu rechtfertigen. Dann sagte die Frau, ich solle mich wieder anziehen. Die Männer besprachen sich leise miteinander, und schließlich hieß es, ich sei für eine ehrenvolle Aufgabe ausgewählt worden. Im kommenden September sollte ich wieder nach Moskau reisen, um an einer Eliteschule ausgebildet zu werden. Ich würde lernen, Aufgaben zu erfüllen, die für das Vaterland von großem Nutzen seien. Wenn ich die Ausbildung zufriedenstellend beendete, würde ich die feinsten Kleider und eine eigene Wohnung in Moskau bekommen. Auch meinen Eltern wurde eine bessere Versorgung zugestanden.
    Es war unglaublich, wie ein Märchen, als würde ich ein Filmstar werden. Als ich es meiner Mutter erzählte, brach sie in Tränen aus. Sie war so stolz. Sogar mein Vater weinte vor Freude. Im Sommer wurde ich operiert, von denselben Ärzten, die mir den Eingriff vorher verweigert hatten. Ich warf meine Brille weg. Als ich in den Zug nach Moskau stieg, war ich traurig, dass ich von Zuhause fort musste. Aber ich war auch aufgeregt. Ich konnte kaum glauben, dass mir das Schicksal solches Glück beschieden hatte.«
    Carver richtete sich auf seinem Sofa auf. »Ich höre ein Aber kommen. Was ist passiert?«
    »Ich kam an die Felix-Dzerzhinsky-Universität. Sie wurde vom KGB geführt. Ich wurde der Zweiten Hauptverwaltung zugewiesen, die die ausländischen Touristen und Diplomaten überwachte. Ich lernte Englisch. Ich studierte Kunst, die westliche Kultur und ihre Filme, sogar Politik, damit ich mit den gebildetsten Besuchern unseres Landes jede Unterhaltung bestreiten konnte. Und schließlich wurde mir klar, dass ich genau dazu ausgebildet wurde. Kennen Sie den Ausdruck ›Honigfalle‹?«
    »Sicher. Man lernt eine hübsche Frau in einer Bar kennen, geht mit ihr in die Wohnung und schläft mit ihr. Am nächsten Tag zeigt einem jemand die Fotos. Entweder sagt man ihm, was er wissen will, oder die Ehefrau bekommt die Bilder zu sehen. Euer Verein hat das im großen Stil betrieben. Damals wurden alle westlichen Diplomaten, militärisches Personal und Geschäftsleute, die in die Sowjetunion reisten, gewarnt, dass eine Frau, die zu schön ist, um wahr zu sein, wahrscheinlich eine Lüge ist. Was wollten Sie sagen? Sie waren …?«
    »Ich war der Honig in der Falle. Wollen Sie die Wahrheit wissen? Ich war eine Prostituierte im Staatsdienst. Als ich nach Moskau fuhr, war ich noch Jungfrau gewesen. Ich hatte nicht einmal einen Jungen geküsst. Als ich die Universität verließ, wusste ich alles über die Verführung von Männern und die Befriedigung ihrer Lust. Ich kante jeden Kniff und jede Perversion. Wir wurden angewiesen, es so abartig wie möglich zu machen, denn ein Mann wird viel eher zu reden bereit sein, wenn er auf den Knien beim Auspeitschen oder mit einem Dildo im Hintern photographiert wird, als wenn man ihn nur mit dem Schwanz im Mund einer billigen Hure erwischt.
    Und ich war gut, wissen Sie. Wenn Aleksandra Petrowa einen Auftrag bekam, steckten hinterher sämtliche Kollegen die Köpfe zusammen, um sich die Fotos oder das Video anzusehen. Und natürlich versicherten mir die Vorgesetzten, meine Arbeit sei von höchster Qualität. Sie luden mich am Wochenende in ihre Datschen ein, und ich … ich … nun, Sie können sich denken, was passierte.«
    Sie blinzelte einige Male und sah weg. Carver stand auf und reichte ihr ein Taschentuch. »He, nicht doch. Hören Sie auf, sich schlechtzureden. Sie waren noch ein Kind. Sie haben in einer Diktatur gelebt. Ihnen blieb gar nichts anderes übrig. Ich meine, was wäre denn passiert, wenn Sie nein gesagt hätten?«
    »Mit etwas Glück hätten sie mich in eine kalte Kleinstadt in Sibirien versetzt. Wenn nicht … Was wird aus Huren, wenn sie ihren Zuhälter verärgern? Sie werden vergewaltigt, geschlagen, umgebracht …«
    »Also können Sie nichts dafür.«
    Sie brachte ein müdes Lächeln zustande. »Da sind wir nun, der Killer und die Hure.«
    »So kann man es sicherlich sehen. Vielleicht aber auch anders.«
    Aliks nahm die Arme auseinander und streckte die Beine. Sie zog ihr T-Shirt über die Oberschenkel. Dann beugte sie sich vor und sah Carver direkt in die Augen, als wolle sie ihn herausfordern.
    »Vielleicht. Aber davon will ich nichts wissen, ehe ich nicht Ihre

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